Unwetter Die Sintflut im Düsseldorfer Süden

Vollgelaufene Tunnel, vollgelaufene Keller — 455 Meldungen über Schäden gingen bei der Feuerwehr nach dem Starkregen am Mittwochabend ein.

Unwetter: Die Sintflut im Düsseldorfer Süden
Foto: David Young/dpa

Düsseldorf. Am Mittwochabend öffnete der Himmel seine Schleusen — und im südlichen Düsseldorf von Hamm bis Holthausen war Land unter. In Holthausen wateten Menschen mit blauen Mülltüten über den Hosenbeinen durch knietiefes Wasser, an der Unterführung am S-Bahnhof Eller-Süd gerieten Autos in den Fluten in Schieflage, im A46-Tunnel halfen sich die Autofahrer gegenseitig, ihre Wagen aus dem Wasser zu schieben. 455 Schadensmeldungen registrierte die Feuerwehr bis Donnerstag. Verletzt wurde niemand.

Am meisten Aufsehen erregte sicher die Sperrung der Autobahn, weil die Tunnel Wersten und Uni vollliefen. „Der Tunnel hat eigene Pumpen, die aber nicht betrieben werden konnten, weil der Technikraum unter Wasser stand“, erklärt Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen. Es sei einfach zu viel Regen in kurzer Zeit gewesen. Als der Technikraum trockengelegt war und die Pumpen anliefen, sei die Fahrbahn rasch wieder frei gewesen.

Unwetter: Die Sintflut im Düsseldorfer Süden
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A 46: Sperrung wegen Überflutung bei Wersten
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Doch die 240 Einsatzkräfte der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr waren die ganze Nacht über im Einsatz, um Keller und Unterführungen leerzupumpen, Kanalabläufe freizulegen. 600 Sandsäcke wurden zudem in den Norden transportiert, weil der Pegel der Anger gefährlich anschwoll — durch Regen im Bergischen Land. Wehr und Umweltamt überwachten den Pegelstand durch automatische Messstellen ständig.

Noch Donnerstagmittag waren die Feuerwehrleute immer an zehn Einsatzstellen gleichzeitig, um abzupumpen. Viele Düsseldorfer hatten die Nacht mit Wasserschippen verbracht. Wie Heike Dreher aus Itter. „Meine Tochter sagte am Abend, sie geht zur Toilette — kam dann wieder und sagte: Die blubbert.“ Im Keller schoss da schon das Wasser aus der Waschmaschine. Dreher griff zum Eimer und legte die Räume selbst trocken. „Als ich rauskam, sah ich die Nachbarn auch alle laufen. Bei Feuerwehr und Polizei war natürlich kein Durchkommen mehr.“

Deshalb war am Donnerstag auch Arnd Stötzel mit seinem Trocknungs-Service im Dauereinsatz. „Das Telefon steht nicht still“, sagte er. Rund 50 Anfragen von Hausbesitzern mit vollgelaufenen Kellern gingen am Morgen nach dem Unwetter bei ihm ein. „Die meisten davon aus Eller. Da stehen Keller ganzer Häuserreihen unter Wasser“, sagt er. Für eine richtige Trocknung sei da keine Zeit. „Darum werden wir uns in den kommenden Tagen und Wochen kümmern.“

Aber ausgerechnet in den kommenden Tagen drohen Düsseldorf weitere Regenfälle, sagt Meteorologin Ines Wiegand vom Deutschen Wetterdienst. Etwas Besonderes war der Starkregen vom Mittwoch für die Expertin nicht: „Dass ein Stadtteil absäuft und der nächste gar nicht, ist nicht ungewöhnlich, sondern bei Schauern und Gewittern sogar der Normalfall.“ Allerdings hält sich das instabile Wetter schon seit über einer Woche — und das sei schon eine Besonderheit.

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