Düsseldorf Die Puppen werden weiter tanzen

Beim Tag der offenen Tür konnte das Marionettentheater gute Nachrichten verkünden. Die Bühne ist gerettet.

Düsseldorf: Die Puppen werden weiter tanzen
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Die Puppen spielen weiter: Die Düsseldorfer hängen an ihrem Marionettentheater, wie die Puppen am Faden — jedenfalls kamen am Samstag rund 500 Interessierte zum Tag der offenen Tür ins Palais Wittgenstein. Unter ihnen ein besonderer Gast: Maria Zangerle (74), die Tochter von Franz Zangerle, der das Theater 1925 gegründet hatte.

„Ich kenne alle Puppen“, sagt sie und strahlt. Sie steht im romantischen Innenhof des Palais Wittgenstein. Hier hatte der Freundeskreis selbst gebackenen Kuchen und Bratwürstchen aufgebaut. Die Kinder konnten sich unter Aufsicht der Künstler eigene Mini-Marionetten basteln. Am besten kamen die kostenlosen Schnuppervorstellungen mit Führungen hinter die Bühne an — so auch bei Thomas Abels (50) und Tochter Helena (2). „Die Stücke sind kurz, so dass sich die Kleine daran gewöhnen kann und neugierig wird“, sagt Vater Thomas und grinst verschmitzt. Tochter Helena blickt entsprechend erwartungsfroh, während sie noch auf einem Muffin kaut. „Gleich geht’s los“, verspricht ihr Vater.

Besucher konnten einen Blick hinter die Kulissen werfen. Gezeigt wurde zum Beispiel eine Szene aus der neuen Inszenierung von „Faust — ein Traum“, in der Faust als ein Wissenschaftler dargestellt wird. Mephisto, in Gestalt eines Geschäftsmannes, will ihn verführen, seine Ideen an einen Großkonzern zu verkaufen.

Seit jeher werden auch die Puppen im Theater selbst hergestellt. Hinter der Bühne erklärt Theaterleiter Anton Bachleitner: „Es dauert neun Monate, bis eine Puppe wie der Faust gebaut wird.“

„Faust hat eine lange Tradition für das Marionettentheater“, sagt Maria Zangerle und erzählt von der ersten Faust-Inszenierung während des Zweiten Weltkrieges. „Im Stück hatte Faust die Vision des brennenden Kölns!“, erinnert sie sich.

Die Zukunft des Theaters war hingegen bis vor kurzem noch ungewiss: Im November 2014 wurden bei einer Bauprüfung vom Amt für Gebäudemanagement fehlende Fluchtwege in den Kellerräumen und im Theaterbüro festgestellt. Wie berichtet, wurde daraufhin dem Theater die Genehmigung für die Nutzung der Kellerräume entzogen. Bachleitner fürchtete um dessen Zukunft: Bei einem zusätzlichen Nutzungsverbot des Theaterbüros hätte er sein Theater schließen müssen. Nach Krisengesprächen mit der Stadt sagte er jetzt aber am Samstag: „Es ist eine Lösung gefunden. Wir werden weiterspielen.“

Konkret bedeutet das, dass der Theaterbetrieb trotz der Umbauarbeiten weiterlaufen wird. Bis Ende Februar 2016 sollen die Fluchtwege fertig sein. Die Entwicklung eines neuen Stückes ist in dieser Zeit allerdings nicht möglich. Das ist problematisch, weil das Theater somit im Jubiläumsjahr 2016 (siehe Info-Kasten) nicht mit einer neuen Inszenierung aufwarten kann. „Die Spielzeit muss ab April neu geplant werden.“ Auch die Bauarbeiten im Winter könnten Schwierigkeiten mit sich bringen: So sollen die Fenster des Büros beispielsweise während der kalten Jahreszeit vergrößert werden.

Insgesamt kommt die Lösung etwas spät, findet Maria Zangerle. Sie kann das Verhalten der Stadt in diesem Fall nicht verstehen. „Wieso wurden die Umbauarbeiten nicht in der Sommerpause durchgeführt?“, fragt sie empört. „Dennoch“, sagt Bachleitner, der über diese Lösung sichtlich froh ist, „die Stadt will das Theater retten, und wir lassen uns hier nicht unterkriegen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort