Die neuen Seelsorger am Flughafen

28 Männer und Frauen arbeiten nun ehrenamtlich am Airport. Sie betreuen Reisende und Mitarbeiter.

Die neuen Seelsorger am Flughafen
Foto: Sergej Lepke

Bis zu 100 000 Passagiere gehen am Flughafen Düsseldorf täglich ein und aus. Inmitten von Hektik, Stress und Unruhe ist der neue Flughafenseelsorger Herbert Schneider-Held ein fester Ruhepol. An diesem Nachmittag ist es eine zerstreute und offenbar hilfesuchende Frau, die ihm auffällt: „Ich habe sie angesprochen und sie war dafür sehr dankbar“, erzählt Schneider-Held.

„Die Frau musste wegen eines unerwarteten Trauerfalls nach Oslo fliegen und das mitten im Streit mit ihren Kindern. Sie wirkte vollkommen überfordert und war verzweifelt“, erinnert sich Schneider-Held an seinen ersten Einsatz. Dann verbrachte er eine Stunde mit der Frau, hörte ihr zu und konnte sie beruhigen. „Am Ende ist sie in recht guter Verfassung nach Oslo geflogen.“

Sechs Monate lang wurde Schneider-Held für seine neue Aufgabe speziell ausgebildet und am Samstag in der Bergerkirche zusammen mit zwölf weiteren Seelsorgern offiziell in das neue Ehrenamt eingeführt. Schneider-Held war bis zu seiner Pensionierung im Frühjahr als Wirtschaftsmediator tätig. „Ich habe einen Bezug zur Kirche und wollte mich unbedingt ehrenamtlich engagieren. Als ich dann in der Zeitung las, dass Seelsorger für den Flughafen gesucht werden, habe ich mich gemeldet.“

Schneider-Held ist ein sympathischer, ruhiger, großer Mann mit einer gewinnenden Ausstrahlung. Zeit schenken für Gespräche oder Hilfeleistungen - dass es so etwas überhaupt gibt, habe schon viele Menschen in seinem Umfeld verblüfft. „Zeit hat doch heute kaum noch jemand“, sagt er und für den Flughafen sei die Seelsorge auch ein Image-Gewinn. Jede Woche ist Schneider-Held drei Stunden am Airport im Einsatz.

Seit 2000 gibt es die Seelsorge am Flughafen, seit einem halben Jahr mit eigenem Counter im Abflugbereich. Montags bis freitags sind sie von 7 bis 19 Uhr vor Ort, Samstag und Sonntag von 10 bis 16 Uhr. Die Seelsorger tragen eine blaue Weste mit einem Kreuz auf der Rückenseite und der Aufschrift „Seelsorge am Airport“.

Auch Angelika Scholz (63) ist frisch im Ruhestand und nun ehrenamtlich im Einsatz. „Oft sind wir auch ganz pragmatisch unterwegs. Ich hatte jetzt eine Familie aus Ostwestfalen, die erst in Düsseldorf bemerkte, dass sie alle wichtigen Dokumente, Kreditkarten und Bargeld zuhause vergessen hatten.“ Das sei eine große logistische Herausforderung gewesen, bis die Familie schließlich ziemlich erschöpft aber glücklich ihren Ferienflieger besteigen konnte“, berichtet Scholz. Wie sie merkt, dass jemand Hilfe braucht? „Wir schlendern, schauen uns um und nehmen Gefühlsströme auf“, erklärt die Seelsorgerin.

Martina Adamczyk (58) arbeitet als Schulmediatorin, Notfallseelsorgerin und jetzt auch einmal pro Woche vier Stunden am Flughafen. „Das Feedback der Menschen, die sich freuen, dass wir geholfen haben, bestärkt mich in meiner Aufgabe.“

Insgesamt 28 Seelsorger helfen zur Zeit am Flughafen und sind nicht nur für 21 Millionen Fluggäste pro Jahr im Einsatz sondern auch für die 19 500 Flughafen-Angestellten. „Wir haben auch einige Air-Berlin-Mitarbeiter betreut, die nicht mehr weiterwussten, als sie ihren Job verloren haben“, berichtet Ute Clevers.

Zusammen mit Pastoralreferent Johannes Westerdick leitet sie die ökumenische Seelsorge am Flughafen. 1500 Kurzkontakte und mehr als 60 umfassende Unterstützungen in Krisensituationen leistet die Seelsorge pro Monat. „Oft brauchen ältere Menschen Rat, Begleitung, Zeit für ein Gespräch oder ein Gebet.“

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