Kolumne : Auf langen Wegen zu kurzen Straßen
Düsseldorf Wie man die fünf kürzesten Straßen der Stadt entdeckt und dabei als Fahrrad-Flaneur im Zick und Zack dem Ziel entgegenfährt. Eine pedalierende Entdeckungsreise – mit Plan, ohne App.
Eigentlich sollte man angenehm lesbare Texte nicht mit Zahlen beginnen – und wenn schon, dann maximal mit zweien. Aber: Heute ist unser „Zahltag“, heute ist die Ausnahme. Die Zahlen, die die nächsten drei Stunden bestimmen werden, lauten 36 und 46 und 47 und 52 und noch mal 52. Und, nein, es handelt sich nicht um die Altersangaben der fünf Stammleser dieser Kolumne. Sondern um Meter. Insgesamt 233.
Mein rennradfahrender Freund P. wartet schon an unserem Treffpunkt, als die Tour beginnt: der Aquazoo-Parkplatz. Das Konzept klingt einfach: Ich habe mir vom Verkehrsamt eine Liste der 20 kürzesten Straßen der Stadt schicken lassen, und die „Top5“, deren Länge beziehungsweise Kürze ich oben aufgezählt habe, wollen wir nun entdecken. Per Rad, von der kürzesten Straße zur jeweils weniger kurzen.
„Warum machen wir das eigentlich?“, fragt mein bester Freund P., während wir über die Kaiserswerther Richtung Norden fahren.
„Neues entdecken?“, gegenfrage ich. „Oder kennst du die Straßen alle schon?“
„Von den fünf kürzesten kenne ich eine“, sagt P., während er die Straßen-Liste betrachtet. „Und Du?“
„Zwei“, sage ich. „Aber zu denen kommen wir später.“
Station 1: Speckmannweg, Stockum, 36 Meter
Vom Speckmannweg, den wir kurz darauf erreichen, haben wir beide noch nie gehört. Stockumer Osten, eingeklemmt zwischen Kaiserswerther Straße und Danziger Straße. Hierhin kommt man nicht per Zufall. Keine Straßenbahnhaltestelle, kein Nordpark, keine Messe, keine Arena. Stattdessen: Ein Wohngebiet mit Ein- oder Mehrfamilienhäusern, ein paar Reihenhäuser, einige Wohnanlagen – die meisten Gebäude augenscheinlich in den 1950ern oder 1960ern erbaut. Gärten. Zäune. Bäume. Inmitten dieser unspektakulären Umgebung stehen wir also vor der kürzesten Straße der Stadt Düsseldorf. 36 Meter lang.