Craft Beer Die Klein-Brauerei im Wohnzimmer

Der Trend zu besonderen Biersorten schwappt auch nach Düsseldorf. Phillip Roberts macht aus seinem Hobby einen Beruf — er braut selbst.

Craft Beer: Die Klein-Brauerei im Wohnzimmer
Foto: Sergej Lepke/ Daniel Bockwoldt (dpa)

Düsseldorf. Das erste eigene Bier hat er im Kochtopf zu Hause in der Küche gebraut, sagt Phillip Roberts. Einfach so, zum Ausprobieren. Heute, 15 Jahre später, steht eine kleine Anlage bei ihm im Wohnzimmer, mit der er Rezepte ausprobiert — zum Beispiel mit Rhabarber. Für die eigentliche Herstellung mietet er sich in eine Brauerei ein. Er macht aus seinem Hobby seinen neuen Beruf und setzt dabei auf einen Trend, der von den USA nach Deutschland geschwappt ist.

Mit „Craft Beer“ ist ein von Kleinbrauern handwerklich hergestelltes Bier von hoher Qualität, oft mit besonderen Sorten, gemeint. Darin sind sich Bierkenner einig. Was das in Deutschland in der Praxis bedeutet, da gehen die Meinungen allerdings auseinander. „Die Brauereien hier sind nach der Definition aus den USA alle klein“, sagt Pascal Collé von der Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer. „Große Firmen springen auf den Trend auf und haben eigene Craftbeer-Sorten kreiert.“

Christoph Tenge vom Uerige hingegen stellt sich die Frage gar nicht, er freut sich über die Entwicklung. „Was wieder in den Mittelpunkt rückt, ist die Qualität.“ Für einen kleinen Brauer sei es aber erstmal nicht so einfach, aus guten Zutaten auch ein leckeres Bier herzustellen, sagt Roberts. Sein erstes Bier sei fast ungenießbar gewesen. „Man braucht Geduld und muss sehr genau arbeiten.“ Ihm helfen dabei heute viele kleine Gerätschaften wie ein Messgerät für den Zuckergehalt, eine spezielle Waage, ein Erhitzer für die Hefe. Am wichtigsten sei aber die Toleranz seiner Frau, die die Kleinbrauerei zu Hause ganz selbstverständlich akzeptiert.

Was herauskommt, sind kreative Sorten, die es in einigen Düsseldorfer Kneipen bereits zu kaufen gibt. Dazu gehören derzeit die „Rhabarber-Weisse“ — ein sauer schmeckendes Sommerbier — und das Onkel Albert, das intensiv herb schmeckt. Das Reinheitsgebot übergeht Roberts dabei — „wichtig ist doch, dass es schmeckt“, sagt er. Statt in Deutschland, produziert er seine Biere einfach in Belgien.

Roberts hatte dabei vor allem mit einer Schwierigkeit zu kämpfen: eine Brauerei zu finden, deren Größe für seine begrenzte Menge an Flaschen geeignet ist und in die er sich auch einmieten kann. „Meist sind sie ausgelastet — oder zu teuer. Ich hatte Glück.“ Noch dieses Jahr will er mit neuen Sorten in die Produktion gehen. „Es ist ganz erstaunlich, welche Geschmacksvariationen möglich sind.“

Malz und Gerste oder Weizen gibt es unterschiedlich verarbeitet zu kaufen: mal würziger, mal süßlich, mal mit Röstaroma.

Der Kleinbrauer empfiehlt, zu experimentieren. Rezepte und Tipps hat er selbst im Internet gefunden, er ist Autodidakt. „Es gibt Anleitungen in Hülle und Fülle“, sagt er. „Alles, was man anfangs braucht, sind normale Küchenutensilien wie ein Kochtopf und ein Küchentuch.“ Auch der Austausch mit anderen Hobbybrauern sei unkompliziert möglich und hilfreich. Einige treffen sich in Gruppen, organisiert beispielsweise über die Vereinigung der Hobbybrauer. Dabei gibt es meist Verkostungen.

Ein Alt, ein Weizen und weitere klassische Biere sind aber auch nicht verpönt. „Hauptsache es schmeckt“, sagt Roberts. Manche Supermärkte in Düsseldorf setzen bereits auf die Vielfalt — so stehen in einige Regalen in der Stadt bereits Kraftbiere. Vielleicht sind bald noch mehr aus Düsseldorf dabei.

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