WZ-Schulserie Die KHS Itterstraße gibt Orientierung auf dem Weg ins Leben

Düsseldorf-Holthausen · Die Städtische Katholische Hauptschule unterstützt und fördert ihre Schüler individuell. Dabei arbeiten die Lehrer eng mit den Eltern zusammen.

 Die Schulsozialarbeiterinnen Maria Maeßen und Mareen Schwartmann sorgen in der Pause für eine nasse Abkühlung: Sie spritzen mit Wasserpistolen die Schüler nass.

Die Schulsozialarbeiterinnen Maria Maeßen und Mareen Schwartmann sorgen in der Pause für eine nasse Abkühlung: Sie spritzen mit Wasserpistolen die Schüler nass.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

An einem Fenster stehen die Schulsozialarbeiterinnen Mareen Schwartmann und Maria Maeßen mit Wasserpistolen und versuchen, die Schüler nass zu spritzen. Die Kinder kreischen und lachen. Trotz der heißen Temperaturen will keiner richtig nass werden. Unterstützung bekommen die Schüler vom Hausmeister. Er bringt ihnen einen Eimer Wasser und Wasserpistolen, so dass sie die Schulsozialarbeiterinnen auch nass spritzen können. „Vielen Kindern, die ein sehr schweres Päckchen zu tragen haben, wollen wir unbeschwerte Momente ermöglichen“, sagt Mareen Schwartmann. Es müsse auch Zeiten geben, in denen es keine Probleme gibt.

Die Schule nimmt auch ungetaufte Kinder auf

Die Städtische Katholische Hauptschule Itterstraße befindet sich mitten in Holthausen, einem Stadtteil, der als sozialer Brennpunkt bezeichnet wird. Der Schulhof befindet sich in einer Sackgasse und wird gemeinsam von der KHS und der danebenliegenden Grundschule genutzt – in zeitversetzten Pausen. Die Schulleiterin Gabriele Lohscheller läuft über den Schulhof und bittet einen Jungen ein leeres Getränkepäckchen aufzuheben. „Ich war das doch gar nicht“, sagt der Schüler. Lohscheller lässt nicht locker: „Dann tue es für mich.“ Der 14-Jährige wirft die Verpackung in den Mülleimer. Die Schulleiterin achtet darauf, dass die Schüler sich verantwortlich für ihre Schule fühlen. „Wir haben einen Hofdienst, der durch die Klassen wechselt, damit jeder Schüler merkt, wie es ist, Müll aufzuheben“, sagt Lehrer Johannes Vorwerk. Die Hauptschule ist nicht nur für die Bildung zuständig, sie muss auffangen, was Familien nicht leisten können.

„Im Jahr 2000 haben wir noch darüber diskutiert, ob ein ungetauftes Kind aufgenommen werden kann“, sagt Gabriele Lohscheller. Heute ist das kein Thema mehr: andersgläubige Schüler gehören zum Schulbild dazu. Die Schüler müssen sich aber mit dem Schulbesuch verpflichten, am katholischen Religionsunterricht teilzunehmen. Täglich gibt es ein Morgengebet und einmal im Monat einen Schulgottesdienst. „Gebete werden in der Regel so ausgewählt, dass jeder daran etwas finden kann“, sagt Johannes Vorwerk. Auch muslimische Kinder würden Fürbitten vorlesen. „Die sitzen die Zeit da nicht einfach ab.“

Die KHS ist in den vergangenen Jahren zu einem Schmelztiegel für Schüler mit verschiedensten Hintergründen geworden. „Wir haben eine heterogene und multikulturelle Schülerschaft“, sagt Lohscheller. Das heißt sowohl Schüler aus bildungsfernen Familien als auch Flüchtlingskinder, die nie zur Schule gegangen sind. „Die Hauptschule ist wichtig, weil jedes Kind gesehen wird“, sagt die Schulleiterin. Es bedürfe einer intensiven und individuellen Förderung, um jedem Schüler gerecht zu werden. „Die Hauptschule ist wichtig, weil es ein kleines System ist“, sagt Lohscheller. Jeder Lehrer kenne alle Schüler und die Kommunikationswege im Kollegium seien kurz. Die Klassen sind für 18 Schüler ausgelegt, meist sitzen aber bis zu 28 in einer Klasse.

 Salima und Denis üben im Partnerdiktat Rechtschreibung und Lesen. „Das Thema ist lebensnah, die Sprache einfach und am Ende des Schuljahres haben die Schüler selbst ein Buch gelesen“, sagt Lehrer Vossen, der weiß, dass es in vielen Elternhäusern keine Bücher gibt.

Salima und Denis üben im Partnerdiktat Rechtschreibung und Lesen. „Das Thema ist lebensnah, die Sprache einfach und am Ende des Schuljahres haben die Schüler selbst ein Buch gelesen“, sagt Lehrer Vossen, der weiß, dass es in vielen Elternhäusern keine Bücher gibt.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

„Hauptschullehrer sind noch etwas ganz Besonderes“, sagt Max Vossen. Der Klassenlehrer der 8b betreut zusammen mit dem Sonderpädagogen Jens Schmidt viele Kinder aus bildungsfernen Familien. Dabei sei er häufig auch der „Mülleimer“ für die Schüler. Der junge Lehrer begleitet seine Schüler sechs Jahre lang und kennt die ganze Familie. „Man arbeitet auf der Beziehungsebene und mit dem Elternhaus zusammen“, sagt Max Vossen, der nicht defizitorientiert arbeitet, sondern das Selbstvertrauen seiner Schüler stärken will. Unter anderem mit der Lektüre eines Buches. Gerade üben seine Schüler im Partnerdiktat Rechtschreibung und Lesen. „Das Thema ist lebensnah, die Sprache einfach und am Ende des Schuljahres haben die Schüler selbst ein Buch gelesen“, sagt Vossen, der weiß, dass es in vielen Elternhäusern keine Bücher gibt.

Deshalb ist auch Unterstützung in anderen Bereichen gefragt. Unter dem Motto „Kein Abschluss ohne Anschluss“ hilft die KHS bei der Berufswahl. Im BOB, dem sogenannten Berufsorientierungsbüro, beraten Mitarbeiter der Arbeitsagentur, der Diakonie und der AWO die Schüler. Lena Erberich wollte eigentlich Erzieherin werden. „Während eines Praktikums habe ich gemerkt, dass mir das nicht so gut gefällt“, sagt die 17-Jährige. Nach ihrem Schulabschluss macht sie ab dem 1. August ein Praktikum zur Heim- und Jugenderzieherin bei der AWO. Parallel dazu ihr Fachabitur am Berufskolleg. Der 16-jährige Bilal Messoudi hat ein Praktikum in einer Apotheke gefunden und Annalena Peters hat sich aufgrund der Berufsberatung für das Fachabitur im Bereich Gesundheit und Soziales entschieden. „Jeder Schüler kann im BOB seine Bewerbungen schreiben und bekommt diese auf einem USB-Stick mit“, sagt Vossen. Zuhause gebe es häufig weder einen Computer noch einen Drucker.

Gute Erfahrungen hat die Katholische Hauptschule mit dem Langzeitpraktikum gemacht. Dabei gehen Schüler der 10. Klasse jede Woche einen Tag lang in einem Betrieb. „Viele blühen da richtig auf“, sagt die Schulleiterin Gabriele Lohscheller. Die Betriebe könnten sehen, ob Schüler zuverlässig, teamfähig und hilfsbereit sind. „Und die Schüler wissen, was auf sie zukommt und erfahren, wie facettenreich ein Beruf ist“, sagt Max Vossen, der auch für die Studien- und Berufswahlorientierung zuständig ist. Das sei sehr hilfreich, denn viele Schüler trauten sich erst dadurch, nach dem Abschluss an der Schule eine Ausbildung zu beginnen.

 Bilal Messoudi hat ein Praktikum in einer Apotheke gefunden und Lena Erberich macht ein Praktikum zur Heim- und Jugenderzieherin. Parallel dazu ihr Fachabitur. Annalena Peters hat sich für das Fachabitur im Bereich Gesundheit und Soziales entschieden.

Bilal Messoudi hat ein Praktikum in einer Apotheke gefunden und Lena Erberich macht ein Praktikum zur Heim- und Jugenderzieherin. Parallel dazu ihr Fachabitur. Annalena Peters hat sich für das Fachabitur im Bereich Gesundheit und Soziales entschieden.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

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