Die Hauptstadt der Friseure

Überall in der Stadt eröffnen neue Friseurgeschäfte: vor allem kleinere Salons mit persönlicher Note.

Düsseldorf. Vor zwei Jahren eröffnete Jasmin Hübner ihren eigenen Friseursalon in Wersten - für die 22-Jährige ging damit ein lang gehegter Traum in Erfüllung. "Ich wollte meine eigenen Ideen verwirklichen. Als Angestellte wäre das nicht möglich gewesen", sagt die Friseurmeisterin.

Mit dem Weg in die Selbstständigkeit liegt Jasmin Hübner voll im Trend. Überall in der Stadt eröffnen derzeit neue Friseurgeschäfte. "In Düsseldorf boomt das Geschäft mit der Schönheit", sagt Alexander Konrad, Sprecher der Handwerkskammer Düsseldorf. Ende 2007 waren bei der Kammer rund 650 Friseursalons und 350 Nagelstudios registriert. 2008 stieg die Zahl der Betriebe auf 660 an.

Damit liegt Düsseldorf ganz vorne in NRW. Denn in den etwa gleichgroßen Städten Essen und Dortmund sind es rund ein Viertel weniger. Und selbst das fast doppelt so große Köln kann nur mit 945 Salons aufwarten. Rechnerisch kommen in Köln 1053 Kunden auf einen Friseur, während es in Düsseldorf nur 890 Kunden pro Salon sind.

Angefangen hat der Friseur-Boom in Düsseldorf paradoxerweise mit der Rezession in der Dienstleistungsbranche vor etwa acht Jahren. "Damals mussten viele Inhaber ihre Angestellten entlassen. Diese haben dann eine neue Existenz als Selbstständige gesucht", sagt Konrad. Doch auch finanziell lohnt sich die Selbstständigkeit für Friseure. Schließlich verdienen Angestellte nur rund 1315 Euro im Monat.

Und so gibt es heute in Düsseldorf vor allem kleinere Geschäfte mit wenigen Angestellten, aber dafür mit individueller Note. "Viele versuchen, sich mit neuen Ideen von der Konkurrenz abzusetzen", sagt Ignazio Lo-Re von der Friseurinnung Düsseldorf.

Und das ist auch nötig. Denn in einigen Stadtteilen ist die Dichte enorm hoch. Besonders viele Betriebe befinden sich in der Stadtmitte und in der Altstadt. Dort stehen den Kunden rund 100 Haarexperten zur Auswahl. Und auch in den Stadtteilen rund um die City boomt das Geschäft. Zum Teil sind dort bis zu 15 Geschäfte in direkter Nachbarschaft. Oder sogar Tür an Tür.

So wie in Flingern an der Birkenstraße. Dort eröffnete direkt neben dem Geschäft von Oliver Undorf ein hipper Salon mit grellen Farben und Wohnzimmer-Atmosphäre. "Ich habe dadurch keine Kunden verloren. Unsere Zielgruppe ist eben ein ganz andere", sagt Undorf, der mit schlichter Eleganz Leute ab 30 ansprechen will.

Und auch Jasmin Hübner bietet ihren Kunden mehr als nur schneiden, waschen, legen. "Ich möchte, dass sich meine Kunden wohlfühlen, biete daher Kopfmassagen mit Aroma-Ölen und Kosmetikanwendungen an."

Doch nicht nur kleine Geschäfte sind in Düsseldorf angesiedelt, auch die ganz großen Namen sind in der Stadt vertreten. Das deutschlandweit tätige Unternehmen Essanelle hat seinen Geschäftssitz in Düsseldorf, leitet von hier aus über 600 Salons in der ganzen Bundesrepublik. Und auch das Pariser Unternehmen L’Oréal hat seine Deutschlandzentrale in der Stadt, veranstaltet hier zahlreiche Events wie die Charity-Veranstaltung "Friseure gegen Aids". Sprecherin Carolin Wilden: "Die Marke ist sehr modeorientiert. Daher passt die Stadt gut in das Konzept."

Auch Fachmessen wie Beauty und Top Hair, die parallel im März 2009 in Düsseldorf stattfanden, tragen zu einem neuen Image der Modestadt bei. Denn Düsseldorf ist schon lange nicht mehr nur die Stadt der Mode. "Die Stadt ist ein Ort der Schönheit. Hier werden Trends gesetzt", schwärmt der Düsseldorfer Starfriseur Oliver Schmidt.

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