Die Geschichte von Rath: „Rath ist eine Erfindung der Bahn“

Die Geschichte des Stadtteils ist geprägt von Industrie. Heute wird er als Wohn- und Erholungsort geschätzt.

Düsseldorf. Bis Ende des 19. Jahrhunderts verstand man im Raum Düsseldorf unter dem Begriff „Rath“ den Bereich des heutigen Unterraths rund um den einst dort ansässigen Königshof: „Im heutigen Rath war damals fast gar nichts“, erklärt Dieter Jäger von der Geschichtswerkstatt.

Erst durch den Bau zweier Bahnhöfe wurde das Gebiet interessant. Denn das alte Rath und der Königshof waren zu der Zeit noch nicht an das neue Transportnetz angeschlossen: „Das heutige Rath ist also eigentlich eine Erfindung der Eisenbahn, weil sie den Bahnhof so genannt hat. Ein später eröffneter Bahnhof bekam dann den Namen Unterrath.“

Die Anbindung an die Strecke zwischen Köln und Minden lockte die Schwerindustrie in den Norden: „Oberbilk war damals schon als Industriestandort so gut wie erschlossen. Also sahen sich die Firmen nach neuen Möglichkeiten um.“ sagt Jäger. So verlegte Mannesmann sein Röhrenwerk im Jahr 1897 an den Rather Kreuzweg. Gemeinsam mit dem Werk der Rüstungsfirma Rheinmetall wurde es zum Aushängeschild des neuen Industriestandorts.

Um die Werke herum bildeten sich schnell Siedlungen: „Dabei muss man zwischen dem Arbeiterviertel Rath im Süden und Westen sowie dem Villenviertel am Waldrand unterscheiden“, erläutert Jäger. Zu jener Zeit war Rath noch eigenständig: „Erst 1909 schlossen sich Rath, Unterrath und Mörsenbroich freiwillig Düsseldorf an. Das war die erste größere Eingemeindung der Stadtgeschichte.“

Die Industrie, die Rath einst auf die Landkarte brachte, ist heute weitestgehend verschwunden. Lediglich das Röhrenwerk steht noch. Das Werk von Rheinmetall und die Bahnhöfe wurden im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört.

An die Wurzeln des Stadtteils erinnern aber noch die Straßennamen. Die Bochumer, Dortmunder, Oberhausener oder Hattinger Straße haben ihre Namen nicht zufällig: „Diese Straßennamen sind tatsächlich eine Verbeugung vor der Herkunft des Stadtteils und vor der Verbindung zum Ruhrgebiet“, sagt Schneider, der sich bereits mit den Straßennamen im gesamten Stadtgebiet auseinandergesetzt hat.

Seiner Wurzeln bewusst ist sich auch Klaus-Peter Dahmen. Seit über 20 Jahren ist er Vorsitzende des Rather Bürger-Schützenvereins 1925: „Ich lebe seit 1969 hier in Rath und liebe den Stadtteil. Wenn ich 14 Tage im Urlaub bin, muss ich nach Hause, weil ich sonst meinen Kirchturm vermisse. Aber hier war ja auch früher ein Luftkurort“, sagt Dahmen. Im Verein pflegt man Tradition: „Das erste Schützenfest wurde bereits 1926 veranstaltet. Die Bürgerschützen waren damals Gegenpol zu den konfessionell geprägten Schützenvereinen.“ Die Tradition der Schützenfeste führt der Verein bereits dieses Wochenende von Samstag bis Dienstag fort.

Heute wird der Stadtteil vor allem zum Wohnen genutzt. Und zur Erholung. Der Aaper Wald macht einen großen Teil Raths aus (siehe Grafik): „Ich sage immer, dass ich in Bad Oberrath wohne“, meint Jasmin Hauck und ergänzt: „Man hat hier direkt den Wald vor der Tür und zum Waldspielplatz kommen die Kinder aus ganz Düsseldorf. Der ist wirklich ein Highlight!“ Ihre Eltern eröffneten vor über 30 Jahren an ihrem Grillrestaurant den ersten Drive-In-Schalter Düsseldorfs: „Und der Laden ist heute noch einer der Hauptanlaufstellen hier“, sagt Hauck.

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