Die Folgen der Pooth-Pleite

Karl-Heinz Stiegemann ist angeklagt. Der Prozess verzögert sich. Auch wegen des überraschenden Todes eines Richters.

Düsseldorf. 16 Monate ist es her, dass Franjo Pooth sich der Justiz stellen musste. Der gescheiterte Unternehmer und Ehemann des Werbe-Stars Verona Pooth nahm gleich zwei Urteile an einem Tag entgegen: Am Vormittag des 2. März 2009 akzeptierte er einen Strafbefehl über ein Jahr Haft zur Bewährung, am Nachmittag ließ er eine Forderung der Stadtsparkasse über eine Million Euro anerkennen.

Nun steht im Skandal um die Millionenkredite seines marodes Unternehmens Maxfield ein weiteres Gerichtsverfahren an: Das Gericht hat die Anklage gegen den ehemaligen Stadtsparkassen-Vorstand Karl-Heinz Stiegemann bereits im April zugelassen, ein Termin steht jedoch bisher noch immer nicht fest.

"Die Verzögerung kann verschiedene Gründe haben. Zum einen haben Haftsachen immer Vorrang, möglich ist auch, dass schlicht kein übereinstimmender Termin der Prozessbeteiligten gefunden werden konnte", sagt Peter Schütz, Sprecher des Landgerichts.

Hinzu kommt nun, dass der Vorsitzende Richter der 10. Strafkammer, die für den Fall Stiegemann zuständig ist, vor wenigen Tagen verstarb. Ein Nachfolger muss sich erst in den Fall einarbeiten.

Die Staatsanwaltschaft wirft Stiegemann Untreue in einem besonders schweren Fall vor. Im Juli 2007 habe der Vorstand längst gewusst, dass Pooths Firma Maxfield zahlungsunfähig war. Dennoch habe Stiegemann veranlasst, dass der Kreditrahmen um 900 000 Euro überzogen werden durfte.

Außerdem soll die Firma Maxfield versucht haben, den Sparkassenvorstand zu bestechen. Weil er eine TV-Anlage im Wert von 8800 Euro angenommen haben soll, wird Stiegemann zudem wegen Vorteilsannahme angeklagt.

Die Ermittlungen gegen den Ex-Sparkassen-Chef Heinz-Martin Humme wegen des Verdachts der Untreue sind dagegen eingestellt. Die Staatsanwaltschaft hatte keine ausreichenden Indizien für einen Vorsatz gefunden, der eine Anklage rechtfertigte.

Franjo Pooth hat insgesamt 9,3 Millionen Euro Kredit von der Stadtsparkasse bekommen. Die Gewährung der Kredite kostete mehrere Manager der Stadtsparkasse ihren Job. Aus dem Vorstand mussten Heinz-Martin Humme und Karl-Heinz Stiegemann gehen, ebenso der Generalbevollmächtigte Christoph Flohr.

Stiegemann hatte die Sparkasse auf noch ausstehende Provisionen verklagt. 105 000 Euro forderte er, zugesprochen wurden ihm aber nur rund 15 000 Euro. Gleichzeitig stand er bei seinem ehemaligen Arbeitgeber noch mit einem Dispo-Kredit von 90 000 Euro in der Kreide, der Bonus wurde damit verrechnet. Stiegemann musste noch 75 000 Euro zurückzahlen.

Christoph Flohr hatte mit seiner Klage mehr Erfolg: Ihm steht bis zum 65.Lebensjahr ein monatliches Ruhegeld von 11 000 Euro zu. Humme hatte angedroht, ausstehende Gehaltszahlungen einzufordern. Er hat bislang keine Klage eingereicht.

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