„Die Fahrer werden erpresst“

Gleiche Arbeit, ungleicher Lohn: Busfahrer werden bei Privaten schlechter bezahlt.

Düsseldorf. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit — dafür streiken zurzeit die Lokführer der Bahn. Und sie streiken nicht nur für sich, sondern eben auch für die Lokführer der privaten Bahngesellschaften, die weniger verdienen als sie selbst.

Diese Tatsache könnte im nächsten Frühjahr eine Rolle spielen, wenn die nächsten Tarifverhandlungen für den öffentlichen Nahverkehr anstehen. Dann könnte es passieren, dass die Busfahrer der Rheinbahn für ihre Kollegen in den Ausstand treten, die bei privaten Busnunternehmen deutlich weniger verdienen.

„Prinzipiell kann ich mir einen Streik vorstellen“, sagt Heiko Goebel, stellvertretender Betriebsrats-Chef der Rheinbahn. Das Verkehrsunternehmen hat knapp 40 Prozent seiner Busleistungen an private Unternehmen vergeben — und spart so Geld, weil die „privaten“ Busfahrer weniger Lohn bekommen.

Goebel findet deutliche Worte: „Die Rheinbahnfahrer werden erpresst. Es gibt einen ständigen Druck, weil man sagt, andere arbeiten billiger. Das ist ein Unding.“ Man sei nicht gegen Wettbewerb, sagt der Mann vom Betriebsrat, aber gegen Lohndumping. Schon jetzt würden Berufsanfänger niedriger eingestuft, der Reallohn sei in den letzten Jahren gesunken.

Goebel wäre es allerdings am liebsten, wenn die Rheinbahner nicht allein auf weiter Flur stünden. „Wir allein können das kaum leisten, aber vielleicht machen die Kollegen von anderen öffentlichen Nahverkehrsunternehmen mit. Ich wünsche mir, dass Bewegung in das Thema kommt. Zumindest NRW-weit muss man das regeln, sonst geht die Erpressung weiter. Das muss Verdi anpacken.“

Die Dienstleistungsgesellschaft Verdi sieht das ähnlich. Christine Behle, Landesfachbereichsleiterin bei der Gewerkschaft: „Wir wollen einen Branchentarifvertrag, aber der Verband der privaten Omnibusbetriebe verhandelt nicht mit uns.“

Für das private Omnibusgewerbe (rund 650 Betriebe in NRW) gelte ein eigener Tarifvertrag, der zehn bis 15 Prozent weniger Lohn vorsehe als im Flächentarifvertrag für die öffentlichen Nahverkehrsunternehmen. Zudem hätten die „privaten“ Busfahrer einen geringeren Urlaubsanspruch. „Die Unterschiede summieren sich“, sagt Behle. Das Problem sei, dass die Tarifverträge unterschiedliche Laufzeiten hätten. „Wir versuchen, die Laufzeiten zu vereinheitlichen“, so Behle. Verdi setze auf die Unterstützung der Landesregierung.

Ein Streik der Rheinbahner für ihre Kollegen von privaten Unternehmen sei rein rechtlich ohnehin problematisch.

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