Gerricusstift Die „Fahrende Falknerin“ zu Besuch im Altenheim

Düsseldorf · Im Rahmen der „Tier-Woche“ im Gerricusstift besucht eine Tier-Therapeutin die Senioren. Mit im Gepäck hat sie ihre Hauptdarsteller Lutz, Emma und Fritz.

 Die „Fahrende Falknerin“ Sabine Ehmanns-Kramp besucht mit ihrem Uhu Fritz die Senioren des Altenheims Gerricusstift. Der Kauz präsentiert seine große Spannweite und sein Gefieder.

Die „Fahrende Falknerin“ Sabine Ehmanns-Kramp besucht mit ihrem Uhu Fritz die Senioren des Altenheims Gerricusstift. Der Kauz präsentiert seine große Spannweite und sein Gefieder.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Lutzs eiserner Blick kann einem wirklich Respekt einflößen. Seine dunkel-braunen Augen scheinen jeden durchdringen zu wollen, der sich den Augenkontakt zutraut. Dazu kommt eine stolze Haltung, die seinen wilden Charakter erahnen lässt. Sein spitzer Schnabel rundet den einschüchternden Auftritt ab – denn Lutz ist ein amerikanischer Wüstenbussard, wie die „Fahrende Falknerin“ Sabine Ehmanns-Kramp aus Gladbeck erklärt. In den Räumen des Gerricusstifts präsentiert sie den Senioren den prachtvollen Lutz und einige andere Tiere von ihrem Hof.

Lutz ist aber nicht der erste Kandidat, der an diesem Vormittag für große Augen sorgt: Fritz weiß ebenfalls mit seiner graziösen Haltung zu glänzen. Fritz ist ein Uhu und gehört daher zu den größten Eulen Europas. Zweieinhalb Kilo bringt der neun Jahre alte Kauz auf die Waage. Als er seine Flügel ausstreckt, sind viele der Bewohner erstaunt über seine große Spannweite und sein schönes Gefieder. Auch seine orangefarbenen Augen machen Eindruck bei den Bewohnern. Aufmerksam beobachtet er alles, was um ihn herum geschieht. „Manche sagen, dass Eulen nur nachts gut sehen könnten, weil sie dann jagen“, erzählt die Falknerin. Das sei aber überhaupt nicht richtig: „Der Fritz kann jeden hier tagsüber genauso gut sehen, wie in tiefer Nacht“, klärt sie den geläufigen Irrtum auf. Streicheln lassen, möchte sich Fritz aber lieber nicht. Er ruht zwar gelassen auf dem Arm der Tierliebhaberin, ihre andere Hand betrachtet er trotzdem skeptisch. Eine Eule sei eben kein Schmuse-Tier.

Dem Publikum freundlicher gesonnen sind dagegen die fünf Mäuse, die Ehmanns-Kramp in einer kleinen Box mitgebracht hat: Herr Palm, ein Bewohner des Altenheims, bietet sich als „Praktikant“ an und zeigt die Mäuse den anderen Bewohner des Gerricusstifts. Viele nehmen die Mäuse auf die Hand, streicheln sie und unterhalten sich über das Gefühl, die kleinen Nagetiere behutsam in der Hand zu halten.

Genau das ist es, was für die Falknerin und ausgebildete Altenpflegerin so wichtig ist: der Austausch. Viele der Bewohner hatten früher selbst Tiere oder sind gar auf einem Bauernhof groß geworden. So unterhalten sich die Senioren über ihre tierischen Freunde von früher. „Es kommen Erinnerungen hoch“, erklärt Ehmanns-Kramp die angestrebte Wirkung. Auch das Sehen, Fühlen und Riechen seien wichtige Reize für die Senioren, die teilweise auch an Demenz erkrankt sind. „Die Senioren werden durch den Besuch der Tiere wacher“, so die Falknerin. Manche behaupten sogar „ganz bewegt“ zu sein von den tierischen Gästen.

Besonders gut kommt die kleine Charlotte an. Charlotte ist eine Schleiereule. Mit ihrem gold-weißen Gefieder und ihrem herzförmigen Gesicht, hat die Eule es nicht schwer, neue Fans im Altenheim zu finden. Einige melden sich sogar freiwillig, einmal den Handschuh anzuziehen und mit einem Leckerchen auf dem Arm die kleine Eule genau dort landen zu lassen. Ihre Besonderheit: „Sie kann von allen Eulen am besten hören“, so Ehmanns-Kramp. In einer stockfinsteren Turnhalle könne sie allein durch ihr Gehör eine Maus fangen. Sehen könne Charlotte allerdings nicht so gut. Dennoch: Ihr Kopf folgt der Stimme der Falknerin auf jedem Schritt durch den großen Raum im Seniorenheim.

Aber Ehmanns-Kramp wäre keine echte Falknerin ohne einen Falken. Stolz präsentiert sie Emma. Sie ist ein gerade einmal 160 Gramm leichter Buntfalke. Damit ist Emma die kleinste aller Vögel, die die Falknerin mit im Gepäck hat. Von dem kleinsten zum schlausten Vogel: ein pechschwarzer Kolkrabe, der sich gleich mal auf den Boden des Gerricusstifts erleichtert – „schmilzt“, wie es die Falknerin nennt. „Ein Rabe hat die Intelligenz eines fünf-jährigen Kindes“, erklärt sie. Hunde würden es maximal auf das Level eines Zweijährigen schaffen.

Der tierische Besuch kommt merklich gut an. Auch wenn manchen Bewohnern ab und zu die Augenlider schwer werden, die meisten zeigen sich fasziniert. Auch Doris Beckmann ist begeistert von den Tieren. „Eine tolle Sache“, wie die 80-Jährige findet.

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