Demographie Wie Düsseldorf immer jünger wird

Düsseldorf · Das Durchschnittsalter der Stadtbevölkerung sinkt gegen den Trend der alternden Gesellschaft.

 Die Zahl der Geburten steigt in Düsseldorf.

Die Zahl der Geburten steigt in Düsseldorf.

Foto: picture alliance / dpa/Friso Gentsch

Was haben der NRW-Staatssekretär Jan Heinisch, der Konzeptkünstler Ryutaro Mimura und Fortuna-Präsident Robert Schäfer gemeinsam? Sie sind mit ihren 42 Jahren nicht nur gleich alt, sondern entsprechen damit statistisch gesehen dem Durchschnitts-Düsseldorfer. Bei 42,8 Jahren liegt genauer gesagt das durchschnittliche Alter der Bevölkerung, wie aus dem aktuellen Demografie-Bericht der Landeshauptstadt für das Jahr 2017 hervorgeht.

Das Interessante an diesem statistischen Wert: Er ist in den letzten Jahren stetig gesunken. Im Jahr 2012 lag er noch bei 43,2. Und das obwohl Deutschland doch altert, wie der viel zitierte demografische Wandel zeigt: Die Menschen werden immer älter, bekommen aber zu wenig Kinder.

Auch Düsseldorfs Statistiker waren sich vor zehn Jahren noch sicher, dass sich dieser Trend auch in ihrer Stadt niederschlagen würde. Sie glaubten, dass das Durchschnittsalter von 2005 bis 2020 um ein halbes Jahr steigen werde. Doch diese Entwicklung schlug in ihr Gegenteil um. Das Ergebnis ist zugespitzt gesagt folgendes: Düsseldorfs Bevölkerung wird immer jünger.

Zu erklären ist das laut Stadt vor allem damit, dass immer mehr Menschen im Alter von unter 30 Jahren nach Düsseldorf kommen und ihren Lebensmittelpunkt hierhin verlegen. Und zwar in einem Maße, das über „die Erfahrungs- und Annahmewerte der vor zehn Jahren erstellten Prognose deutlich hinausgeht“, wie ein Sprecher der Stadt mitteilt.

Tatsächlich ist die Zahl der 18- bis 30-Jährigen überproportional gewachsen, von 90 666 auf 97 746 in sechs Jahren, was einen Sprung von fast zehn Prozent bedeutet. Übrigens: Die bevölkerungsreichste Altersgruppe nimmt trotz stark wachsender Stadt in absoluten Zahlen sogar leicht ab, die der 30 bis 50-Jährigen. Junge Familien suchen offenbar wieder öfter außerhalb der Stadtgrenzen großzügigeren Wohnraum zu günstigeren Konditionen.

Die so genannte Geburtenziffer steigt in Düsseldorf

Es gibt noch weitere Faktoren, die die Stadt gegen den Trend der alternden Gesellschaft jünger werden lassen. Frauen in Düsseldorf bekommen wieder mehr Kinder. Die so genannte Geburtenziffer stieg von 1,29 im Jahr 2012 auf 1,38 im Jahr 2017. Dazu passt, dass auch die Zahl der Geburten in diesem Zeitraum gewachsen ist, von 5969 auf 6926 Babys.

Doch was soll nun dieses gesammelte Zahlenwerk? Die Antwort gibt die Stadt im Vorwort ihres Berichts „Demografie-Monitoring Düsseldorf. 2012-2017“: „Er dient der regelmäßigen Beobachtung und Beschreibung der demografischen Struktur und Entwicklung im Zeitraum der letzten sechs Jahre. Er trägt dazu bei, Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit zu informieren, sowie Probleme und Handlungsbedarfe rechtzeitig zu erkennen.“ Die wichtigste Erkenntnis freilich ist die, dass Düsseldorf insgesamt sehr stark wächst. Entsprechend ist der Wohnungsbau in der Stadt forciert worden. Aber hat die Fehleinschätzung im Hinblick auf die Altersstruktur Konsequenzen? Hier winkt die Stadt ab und teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit: „Das Alter der neu zuziehenden Menschen, die in die Wohnungen einziehen, ist für die Planung des Wohnraumes (der Baugebiete, nicht der konkret zu errichtenden Gebäude und Infrastruktur) zunächst zweitrangig.“

Hinzu kommt, dass die Statistik-Experten Düsseldorfs nicht glauben, dass die Verjüngungskur der Stadt weiter anhalten wird. Tatsächlich wächst die Gruppe der über 80-Jährigen am stärksten, um 16,7 Prozent auf 35 433. „Düsseldorf wird mittel- und langfristig statistisch altern wie die gesamte bundesdeutsche Gesellschaft. Möglicherweise wird sich dieser Alterungsprozess in Düsseldorf (wie z.B. auch in den meisten anderen deutschen Wachstumsstädten, die gleichzeitig auch Universitätsstandorte sind) langsamer entwickeln, als in nicht dieser Kategorie angehörenden Städten und Regionen.“ Zudem könne diese Entwicklung durch kurzfristige demografische Veränderungen in Wellenbewegungen erfolgen und nicht wie statistisch berechnet linear.

Vielleicht sind also Jan Heinisch, Ryutaro Mimura und Robert Schäfer im nächsten Jahr um zwölf Monate gealtert und dennoch Durchschnittsdüsseldorfer geblieben.

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