Traditionsbetriebe in Düsseldorf Upcycling ist heutzutage gefragt

Düsseldorf · Das Geschäft mit Pelzen hat sich verändert. Neue Pelze werden weniger gekauft, alte dafür umgearbeitet oder sie erhalten eine neue Funktion.

Guido Halfmann ist der Geschäftsinhaber der Pelzmanufaktur Halfmann in Oberkassel.

Guido Halfmann ist der Geschäftsinhaber der Pelzmanufaktur Halfmann in Oberkassel.

Foto: RP/tino

Bereits als Schüler wusste Guido Halfmann, wie später sein Weg zu seiner Arbeitsstelle aussehen würde. Genauso wie sein Vater auch schon, denn der Kürschnermeister und Diplom-Kaufmann betreibt in dritter Generation die Pelzmanufaktur Halfmann. „Mein Großvater hat den Betrieb am Standort Luegallee, an dem wir heute noch sind, gegründet“, erläutert der derzeitige Geschäftsinhaber. „Das war vor 90 Jahren.“ Anlässlich des runden Geburtstags wird indes nicht großartig gefeiert. „Wir haben einen Jubiläumsverkauf, aber keine Veranstaltung“, sagt Halfmann. „Zum 75. haben wir noch eine Modenschau organisiert. Vielleicht machen wir das ja wieder zum 100.“

Zwischen dem 75. und 90. Geburtstag hat sich das Ansehen von Pelzen als Kleidungsstück gewandelt. Es gab Zeiten, da hat vor der Pelzmanufaktur die Tierschutzorganisation Peta demonstriert. Seitdem hat sich das Angebot der Pelzmanufaktur gewandelt. „Wir verarbeiten sehr viel Lamm. Da ist das Fell sozusagen ein Abfallprodukt aus der Fleischindustrie. Und wir nutzen viele Felle aus der Schädlingsbekämpfung wie Nutria, Bisam oder Rotfuchs.“ Und inzwischen hängen auch Lederjacken im Geschäft. Außerdem hat sich der Kürschnermeister vom Handel mit China seit langem verabschiedet. „Ich weiß, das unsere Artikel nicht unumstritten sind. Diskussionen darum gab es schon während meiner Ausbildungszeit“, so Halfmann. Seine Berufswahl hat er dennoch nicht bereut.

Der Einstellungswandel hat aber nicht alle Teile der Gesellschaft erreicht. „Früher war es der Traum einer jeden Frau, irgendwann einen Pelzmantel zu besitzen. Davon träumen heute längst nicht mehr alle Frauen“, gibt Halfmann zu. „Aber es gibt immer noch junge Frauen, die genug haben von Steppmänteln, Funktionskleidung oder Imitaten.“ Dabei seien Pelze, wärmend und atmungsaktiv, hätten also auch Funktion, und seien ein nachhaltiges Produkt, weil sie bei entsprechender Pflege problemlos mehrere Jahrzehnte hielten, und sie würden bei der Herstellung kein Erdöl verbrauchen.

Das Geschäft mit neuen Pelzen und Maßanfertigungen ist nicht mehr die Haupteinnahmequelle der Pelzmanufaktur. „Wir haben einen großen Servicebereich. Wir reinigen, reparieren, lagern ein und arbeiten um“, erklärt Halfmann. „Vielfach arbeiten wir Pelzmäntel von der Oma für die Ansprüche junger Frauen um. Das erhält Werte und Erinnerungen. Wir haben Kundinnen auch in der dritten Generation.“
Derzeit ist es beliebt, aus betagten Mänteln kuschelige Decken oder Kissen zu machen. Das ist ja auch eine Art von Re- bzw. Upcycling.

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