Neubau Rethelstraße: Bordell-Häuser werden abgerissen

Düsseldorf · Nach langer Debatte stimmen die Stadtteilpolitiker für den Bau eines großen Appartementhauses – allerdings unter einer Bedingung.

 Die beiden Häuser mit den Nummern 73 und 75 werden abgerissen.

Die beiden Häuser mit den Nummern 73 und 75 werden abgerissen.

Foto: ja/Judith Michaelis

Die Rotlicht-Zeiten an der Rethelstraße in Düsseldorf sind seit fünf Jahren Vergangenheit. Nach dem K.o.-Tropfen-Skandal sind die drei Bordell-Häuser geschlossen. Nur der Verkauf der teils skurrilen Inneneinrichtung lockte 2016 noch mal die Schnäppchenjäger und Neugierige in die Etablissements des einstigen Bordell-Königs Bert Wollersheim. Doch was passiert mit den Häusern in der Rethelstraße 73 bis 75?

Mehrfach gab es in der Bezirksvertretung 2 (Düsseltal) Bauanträge für die Grundstücke. Zwischenzeitlich auch mal für 23 Wohnungen. Am Dienstag aber nun war alles wieder anders: Projektentwickler List Develop Residential will die drei Häuser abreißen und ein großes Appartementhaus mit 70 Appartements (17 bis 27 Quadratmeter und möbliert), zwei weitere Mikro-Apartements (eingeschossig) im Innenhof und eine Tiefgarage mit zehn Plätzen an der Rethelstraße bauen. Die Architektur stammt vom Düsseldorfer Büro RKW. Für die Innenhof-Bebauung müssten zwei Bäume fällen.

Der entsprechende Bauantrag begeisterte die Stadtteilpolitiker nicht wirklich. Doch eine große Handhabe, dagegen zu stimmen, hatten sie nicht. Der Antrag wurde ihnen unter anderem vorgelegt, weil sie über die Ablösung von 15 Auto-Stellplätzen zu entscheiden haben, die der Investor nicht baut, dafür aber Gebühren an die Stadt zahlen muss.

Die Bezirksvertretung ist nicht begeistert von der Planung des Appartementhauses, da der Investor Berufseinsteiger und Pendler als künftige Mieter sieht. „Das ist temporärer Mietwohnungsbau und keine nachhaltige Mietsituation“, kritisierte Harald Gaspers. Doch der FDP-Bezirksvertreter erklärte ebenfalls: „Es ist gut, dass die Bert-Wollersheim-Gedächtnisstätte weg kommt.“

 Kritik gab es auch von Brigitte Reich (Grüne) daran, dass der enge Innenhof mit dem Garten (zwei Mikroappartements) bebaut werden soll, statt hier Grün zu lassen und zu pflanzen.

Deutlicher wurde Annelies Böcker für die CDU-Fraktion: „Den Bungalow in den Innenhof zu knallen und zu versiegeln, ist Planung von vorgestern.“ Die CDU werde deshalb dem Antrag nicht zustimmen.

Eine Mehrheit für das Projekt war nach der Debatte nicht in Sicht, denn auch Ben Klar (Die Linke) sagte, er sei von der Vorlage „nicht begeistert“. Durch die Vielzahl der Appartements, für die nur zehn Stellplätze gebaut werden, werde der Parkdruck im Viertel noch größer.

Der Vertreter des Investors, Raoul P. Schmid, war in der Sitzung anwesend. Er lenkte ein, auf den Bau der beiden Mikroappartements im Innenhof zu verzichten, obwohl sie laut Bauverwaltung planungsrechtlich zulässig seien. „Daran soll der Bauantrag nicht scheitern“, erklärte Schmid allerdings.

Dies wurde im Protokoll vermerkt, dem Bauantrag mit der leicht abgespeckten Version wurde zugestimmt. Der Abriss der ehemaligen Bordellhäuser rückt näher.

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