Elternzeit „Die beste Entscheidung meines Lebens“

Die Väter, die länger im Beruf aussetzen und ihr Kind betreuen, leben sehr gut damit.

Düsseldorf. Es gibt Selbstgemachtes. Einen Getreidebrei mit geraspeltem Obst. „Gekaufte Babybreigläser gibt es bei uns so gut wie gar nicht“, sagt Stephan Schrauber und schiebt seiner Tochter Loki den nächsten Löffel in den Mund. Seit zwei Monaten ist der 31-Jährige bei der Betreuung auf sich allein gestellt, insgesamt fünf Monate Elternzeit hat er sich genommen.

„Für mich war es immer klar, dass ich auch zu Hause bleiben wollte. Das ist für mich Ausdruck einer gleichberechtigten Beziehung.“ Seine Frau blieb die erste Zeit nach der Geburt zu Hause, dann löste Stephan Schreiber sie ab. „Für meine Frau war das nie ein Problem, sie vertraut mir voll und ganz im Umgang mit der Kleinen. Und sie genießt ihre wiedergewonnene Freiheit.“

Stephan Schrauber ist Gymnasiallehrer, seine Frau ist ebenfalls Lehrerin. „Mir ist sehr wohl bewusst, dass wir als Beamte hinsichtlich der Elternzeit privilegiert sind“, sagt er. Denn auch er weiß um die Probleme der Väter, die in der freien Wirtschaft tätig sind und mit dem Antrag auf Elternzeit ein Risiko eingehen. „Ich habe sieben Monate Elternzeit genommen. Inwiefern mir das zum Verhängnis wird, wird sich dann noch zeigen, wenn ich wieder arbeiten gehe“, sagt ein Vater, der lieber nicht seinen Namen nennen möchte.

In seinem Bekanntenkreis ist es bereits vorgekommen, dass Väter nach der Elternzeit rausgemobbt worden sind. Und auch er hält es nicht für ausgeschlossen, dass ihm die Arbeit nach der Elternzeit erschwert wird. „Meine Frau und ich wussten aber immer, dass wir auch mit einem Gehalt auskommen. Und dementsprechend haben wir uns auf dieses Risiko eingelassen.“

Die Länge seiner Elternzeit sei der Haken. „Zwei Monate akzeptieren die meisten Arbeitgeber mittlerweile. Aber alles darüber hinaus wird zum Problem“, sagt er. Der dritte Mann in der Runde, der Vater der kleinen Maria, sieht das ähnlich. Doch die typischen Monate waren dem Volkswirt nicht genug. „Ich wollte noch mehr Zeit mit der Kleinen verbringen“, sagt er. Seine Frau, Juristin, geht seither arbeiten, er bleibt zu Hause, bis die einjährige Maria einen Betreuungsplatz hat.

Die drei Männer wissen, dass sie eher die Ausnahme sind. Es gibt viele Gründe, weshalb sich andere Paare für das traditionelle Modell der Betreuung entscheiden. „Entweder verdient der Mann mehr oder die Frauen wollen einfach bei ihren Kindern bleiben“, sagt Jacobs Vater.

Die drei Männer genießen es, den Kindern beim Spielen zuzusehen. „Ich fühle mich seit der Elternzeit total entschleunigt. Der Alltag wird nicht mehr von Terminen und Druck beherrscht, sondern von einem kleinen Menschen“, sagt einer. Das sieht Jacobs Vater genauso. „Ich war vorher viel auf Reisen, habe quasi im Hotel gelebt. Ich wusste, wenn ich keine Elternzeit nehme, werde ich meinen Sohn kaum sehen.“

Die Entscheidung, zu Hause zu bleiben, sei die beste seines Lebens gewesen. „Ich würde immer wieder so handeln“, sagt er. Männer, die aus Angst vor dem Arbeitgeber, aus Angst, Macht oder Status zu verlieren, anders entscheiden, kann er nicht verstehen. „Ich bemitleide Väter, die keine Elternzeit nehmen und das hier verpassen.“

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