Die arme Braut aus Eller

Mit der Eingemeindung nach Düsseldorf war die Bürgermeisterei ihre Schulden los.

Düsseldorf. Am Mittwoch vor hundert Jahren wurde die Bürgermeisterei Eller nach Düsseldorf eingemeindet. Damit verlor Eller seine Eigenständigkeit, und war heilfroh darüber. Denn die Steuereinnahmen waren mäßig die Infrastruktur nicht zum Besten. Der Gemeinderat mit Bürgermeister Josef Stick an der Spitze wurde in Düsseldorf vorstellig.

Ulrich Brzosa, Ellers Historiker, meint, Eller sei "keine reiche Braut" gewesen. Den Grundstücken des Rathauses, der Schulen, Friedhöfe und der Scheidlingsmühle im Wert von 570 000 Mark stand ein Schuldenberg von 630 000 Mark gegenüber, der übernommen werden musste. Düsseldorf war trotzdem glücklich, denn es gewann mit dem Gebietszuwachs die Chance, neue Wohngebiete zu erschließen und die bestehenden Industrie-Gelände zu sichern.

Noch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war Eller ein Straßendorf, dessen Siedlung von der heutigen Straße Alt Eller bis zum Straußenkreuz reichte. 1850 hatte dieser Ort zwischen dem Eller Forst, dem 1826 errichteten Haus Eller und seinen vielen Bauernhöfen 1035 Einwohner.

Das änderte sich mit den Fabrikschloten in Lierenfeld und Oberbilk. Die Arbeiter aus der Nachbarschaft suchten nach Wohnraum. Auch heute ist Eller ein beliebter Wohnstandort, mit einer gutbürgerlichen Mittelschicht und mit Handwerkern. Die Lage ist ideal, es gibt Anbindungen an den Eller Forst, das Schloss Eller und den Unterbacher See.

Die Industrie blieb im Vergleich zu der von Oberbilk und Lierenfeld auf wenige Standorte begrenzt. An der Straße Klein Eller wurde produziert, seit Ludolph Poensgen dort 1881 ein Bleiwalzwerk und eine Zinnhütte gründete. 1898 nahm das Röhrenwerk von Jean Pascal Piedboeuf am Ende der Ellerkirchstraße mit 400 Beschäftigten die Produktion auf. Aus der beschaulichen Landgemeinde wurde ein dicht besiedelter Ort. 1896 wurde die Landgemeinde Eller selbstständig.

Zwei wichtige Verkehrsverbindungen hatten zur neuen wirtschaftlichen Blüte geführt: 1874 ging der Bahnhof Eller mit der Eröffnung der Eisenbahnstrecke von Speldorf nach Troisdorf in Betrieb. Seit 1891 gab es mit der Köln-Mindener Eisenbahn eine direkte Zugverbindung zwischen Eller und Düsseldorf. Eller blühte auf: 1901 konnten der Gertrudisplatz zwischen der gerade eingeweihten Gertrudiskirche und dem zeitgleich fertiggestellten Rathaus eingeweiht werden.

Die Verkehrsverbindungen gelten seit der Jahrhundertwende als ideal, denn zur Eisenbahn kam 1902 die Straßenbahn nach Düsseldorf mit einer eigenen Linie von der Altstadt bis zur Gumbertstraße hinzu. Mit Bahn und Straßenbahn waren kurz nach der Jahrhundertwende die Voraussetzungen für die Eingemeindung gegeben.

Das Rathaus Eller wurde im Gegensatz zu dem in Heerdt nicht abgerissen, es lag günstig am Gertrudisplatz, es ist auch heute noch das Zentrum des Stadtteils. Mit der Eingemeindung wurde es zur Verwaltungsstelle mit Standesamt, Steuerzahlstelle, Sparkassenzweigstelle und Polizeibüro.

Für Düsseldorfs Neubürger wurde fast alles gut. Eine Reihe von Forderungen bekamen sie allerdings zunächst nicht erfüllt. Dazu gehörten die Pflasterung der Gumbertstraße, die Straßenbahnverbindung nach Reisholz und Gerresheim, die Einfrierung des Grundsteuersatzes, die Errichtung einer Badeanstalt und vor allem der Bau einer höheren Knaben- und Mittelschule.

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