Die andere Seite der Nacht

Erst 15 Jahre Türsteher, jetzt Schriftsteller: Einen ungewöhnlichen Blick ins Düsseldorfer Nachtleben ermöglicht Roland Herden.

Düsseldorf. Ein bewegtes Leben hat Roland Herden hinter sich. Nach einer Lehre als Süßwarentechniker ging er zur Bundeswehr und wurde Ausbilder für den Waffenkampf. Danach begann er bei einem Sicherheitsdienst und arbeitete 15 Jahre als Türsteher in verschiedenen Düsseldorfer Groß-Diskotheken.

Inzwischen lebt der 39-Jährige von der Schriftstellerei und hat drei Krimis geschrieben. Sein viertes Buch beschäftigt sich mit der eigenen Vergangenheit. Herden hat seine Erlebnisse als Türsteher literarisch verarbeitet. "Hüter der Nacht" heißt das Werk, das einen ungewöhnlichen Blick in die Szene der Nacht gibt.

"Das war eigentlich ein Zufallsprodukt", sagt der Düsseldorfer, "ich war mit meinem letzten Krimi ’Operation Grünes Feuer’ bei meinem Verlag und hatte noch eine Lose-Blatt-Sammlung dabei." Darauf befanden sich Geschichten, die Herden als Türsteher erlebt hat: "Der Lektor sagte, so ein Buch gibt es noch nicht. Das musst du unbedingt machen."

Herden erzählt von der Jura-Studentin, die sich auf der Damen-Toilette den Absatz umgeknickt hat und nun die ganze Welt verklagen will. Oder von dem Streit eines Pärchens, in den sich immer mehr Leute einmischen und der am Ende in eine Keilerei ausartet, die zum Großeinsatz für die Polizei wird. Auch Polizisten in zivil kommen vor - als wenig angenehme Gäste.

So hatte ein Beamter, der in seiner Freizeit in einer Disco unterwegs war, seine Garderobenmarke vergessen. Stattdessen zeigte er seinen Dienstausweis und begann damit, fremde Jacken und Mäntel von den Haken zu reißen. "Wir haben dann die Polizei gerufen", erzählt Herden. Doch die Ordnungshüter waren wenig begeistert, als sie ihren Kollegen zur Raison bringen sollten. So verlief das Ganze im Sande.

Hinter den grellen Lichter-Fassaden gehte es manchmal kräftig zur Sache. So manche Blessur hat der gebürtige Duisburger, der auch bei Groß-Events wie der Love Parade oder dem 24 Stunden-Rennen von Le Mans im Einsatz war, in den 15 Jahren davongetragen

"Ich wollte einmal die Seite des Nachtlebens zeigen, die den Gästen sonst verborgen bleibt", sagt Herden, "die Nacht hat ihre eigenen Gesetze. Da sind die Garderoben-Frau oder ein Türsteher plötzlich mächtiger als der Bank-Manager." Die Namen der Diskotheken, um die es geht, nennt Herden nicht. Auch auf Erlebnisse mit Prominenten hat er weitgehend verzichtet - um Klagen zu vermeiden: "Obwohl es da einiges zu erzählen geben würde."

Ein Kapitel des Buchs ist ein Ratgeber, wie man sich im Nachtleben verhalten sollte, um möglichst wenig Ärger zu haben: "Ich gebe Tipps für Gäste, aber auch für meine Kollegen an der Tür. Viele Konflikte entstehen durch Kommunikations-Probleme."

Inzwischen hat sich der 39-Jährige aus dem Nachtleben weitgehend zurückgezogen, weil er von seinen Büchern leben kann. Ab und zu steht er allerdings doch noch an der Tür. Seit zwei Jahren hilft Herden manchmal im Stahlwerk aus.

"Hüter der Nacht" ist wie die drei Krimis im Verlag "Éditions trèves" erschienen und kostet 9,80 Euro.

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