Dichterfürst und Malerfürst im Dialog

Das Goethe-Museum stellt Bilder in Regenbogenfarben von Heinz Mack den Texten zu Goethes Farbenlehre gegenüber.

Dichterfürst und Malerfürst im Dialog
Foto: Federico Gambarini/dpa

Zero-Künstler Heinz Mack (86) lässt sein großes Werk systematisch aufarbeiten. Zwei dicke Bücher gelten den Skulpturen. Im Vorjahr erschien das Werkverzeichnis zur Zero-Malerei. Derzeit werden sein Sahara-Projekt und seine afrikanische Sammlung wissenschaftlich bearbeitet. Da macht es sich gut, wenn sich das Goethe-Museum im Schloss Jägerhof den „Taten des Lichts“ widmet und den Künstlerstar aus Mönchengladbach in die Nähe des Dichterfürsten aus Weimar rückt.

Museumschef Christof Wingertszahn und seine Kuratorin Barbara Steingiesser verweisen auf ein gemeinsames Datum: 1953 machte Mack sein Staatsexamen in Kunst- und „Werkerziehung“ an der Düsseldorfer Akademie, während mit der Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung die größte Goethe-Privatsammlung der Welt nach Düsseldorf kam. Nun stehen sich die Künstler der Klassik und der Gegenwart gegenüber.

Was sie verbindet, ist die Farbenlehre. Noch im hohen Alter sagte Goethe zu seinem getreuen Gefährten Johann Peter Eckermann: „Auf alles, was ich als Poet geleistet habe, bilde ich mir gar nichts ein. Daß ich aber in meinem Jahrhundert in der schwierigen Wissenschaft der Farbenlehre der einzige bin, der das Rechte weiß, darauf tue ich mir etwas zugute.“

Nun, die Wissenschaft ist über seine Forschungen hinweggegangen, aber seine Gedanken zur sinnlichen Wirkung der Farbe auf das Auge und das „Gemüt“ haben Bestand. Es geht um den ästhetischen, weniger um den physikalischen Charakter von Licht und Farbe.

Die Anschauung steht für jeden kreativen Menschen im Vordergrund. Im Schloss hängt ein Mädchen-Bild von Goethe. Der Frauenfreund sah die junge Frau vor einer weißen Wand. Als sie wegging, registrierte er dort das Nachbild als Umkehrbild. Besser kann man kaum das Zusammenwirken von Auge und Gehirn, Wahrnehmung und Sehnsucht beschreiben.

Die Schau beginnt vor der Tür, wo Mack einen neun Meter hohen Farbturm auf den Vorplatz von Schloss Jägerhof stellt, als Werbemittel und Visitenkarte, wie er sagt. Später kommt der Turm auf den Campus der neuen Hochschule für Textil in Mönchengladbach.

Zu sehen sind in zwei Etagen rund 80 Farbtafeln, gemischt mit Bildern und Texten von Goethe. Dabei zeigt das Museum seine frisch renovierten technischen Geräte. Wer den Vorhang wegzieht und am Prisma dreht, sieht die Spektralfarben im Außenraum.

Natürlich ist alles versammelt, was auf Goethes Farbenlehre verweist. So gibt es ein Kartenspiel, auf das sich die Zeitgenossen einen Glaskubus hätten setzen können, um die „Taten des Lichts“, so ein Originalzitat, zu beobachten. Da Prismen seinerzeit teuer waren, fügte Goethe eine Anleitung für ein preiswertes Gerät aus Glasscheiben, Holz und Wasser hinzu.

Hier setzt Mack ein, indem er 1991 „nach einer Anleitung von Goethe“ seine ersten farbigen Bilder herstellte. Im Hauptraum hängen die kolossalen Gemälde, die an Regenbogen erinnern. In einer Ecke steht eine Edelstahlkugel, die Replik eines gläsernen Vorgängers aus den 1960er Jahren. In ihr spiegeln sich die Bilder an der Wand. Im ersten Stockwerk spielt Mack brillant die Gegensätze von Schwarz und Weiß aus und bringt zugleich in einer faszinierenden Arbeit aus Acryl, Leinwand, Holz und Goldplättchen eine erlesene Hommage an den Orient frei nach Goethes West-Östlichem Divan. Im Iran feierte Mack seine größten Triumphe.

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