Diakonie: „Wir schauen nicht ins Privatleben der Mitarbeiter“

Am Arbeitgeber Kirche gibt es oft Kritik. Nun hat sich die Diakonie auf den Prüfstand begeben und gut abgeschnitten.

Düsseldorf. Die Kirchen stehen als Arbeitgeber immer wieder in der Kritik: Outsourcing, Leiharbeit, Niedriglöhne, kaum Mitbestimmung oder gar ein Scheidungsverbot — wenn davon bei der (evangelischen) Diakonie oder (katholischen) Caritas die Rede ist, schlagen die Wellen der Empörung schnell hoch. Denn wenn sich nun auch christliche Sozialverbände nicht mehr an ihren eigenen Grundprinzipien der Nächstenliebe und Gerechtigkeit orientieren, wozu braucht man sie dann noch?

Adolf-Leopold Krebs ist Vorstand der Diakonie in Düsseldorf und er nimmt die Kritik sehr ernst. Auch wenn er sich oft über Pauschalurteile ärgert. Am Mittwoch lud er die Presse in die Zentrale in Flingern, um Contra zu geben. Um zu zeigen, dass die Diakonie ein guter Arbeitgeber ist.

Als aktueller Beweis dient das gute Abschneiden beim bundesweiten Wettbewerb „Great place to work“, bei dem die Arbeitsplatzkultur von Unternehmen vor allem anhand anonymer Mitarbeiterbefragungen überprüft wird. Die Diakonie hat dabei das Joachim-Neander-Heim in Benrath, das mit 122 Mitarbeitern größte ihrer sieben Altenpflegeheime in Düsseldorf, ins Rennen mit 150 Teilnehmern aus ganz Deutschland geschickt. „Wir haben da nicht getrickst, es ist nicht unser modernstes Heim mit Vorzeigebedingungen“, sagt Krebs.

Ergebnis: Die Diakonie gehört mit der Einrichtung zu den „30 besten Arbeitgebern im Gesundheitswesen 2013“.

Besonders stolz ist der Leiter des Heims, Andreas Maus: „Heraus kam, dass unsere Mitarbeiter vor allem die vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre schätzen, dass Vorgesetzte stets ein offenes Ohr für Sorgen haben, dass im Umgang Respekt, Fairness und Teamgeist herrschen“, sagt er.

Das freilich hatte auch niemand bezweifelt. Die Kritik von Gewerkschaften an der Diakonie bezog sich vielmehr auf untertarifliche Bezahlung und Ausgliederung unrentabler Bereiche. Doch auch hier stellt Krebs klar: „All das spielt bei der Diakonie Düsseldorf keine Rolle. Wir haben keinen Bereich, keine Stelle outgesourct, wir zahlen streng nach dem Bundesangestellten-Tarif in kirchlicher Fassung.“ Und rechne man die Zahlungen in die kirchliche Zusatzversorgungskasse hinzu, liege die Diakonie Düsseldorf sogar über dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes — „auch in Bereichen wie Küche oder Reinigung“, sagt Krebs.

Und dann grenzt er sich auch noch von den katholischen Kollegen ab: „,Wir leben Nächstenliebe’, lautet unser christliches Leitbild. Aber wir schauen nicht ins Privatleben unserer Mitarbeiter.“

Heißt: Die müssen längst nicht alle evangelisch sein. Und schon gar nicht dürfen sie sich nicht scheiden lassen, was in katholischen Institutionen immer noch ein Kündigungsgrund sein kann.

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