Diakonie rettete „Stammhaus“ vor der Schließung

Kaiserswerther Diakonie hatte Qualitätsmängel bei der Pflege nicht beheben können.

Düsseldorf. „Kaiserswerther Diakonie und Diakonie Düsseldorf verstärken ihre Zusammenarbeit“: Die Pressemitteilung im Herbst war unauffällig verfasst. Vermeldet wurde, dass die „große“ Diakonie den Betrieb des Altenzentrums Stammhaus von den Kaiserswerthern übernehmen werde, von „Synergien“ und Vorteilen durch die Bündelung stationärer Einrichtungen war die Rede.

Auffällig war nur die Eile. Bereits eine Woche nach der Mitteilung übernahm die Diakonie tatsächlich den Betrieb — doch das war nicht Synergien, sondern höchster Not geschuldet.

Denn in Wirklichkeit stand das Altenpflegeheim der Kaiserswerther Diakonie kurz vor der Schließung durch die Heimaufsicht. Von eklatanten Qualitätsmängeln ist in den der WZ vorliegenden Unterlagen die Rede. Der Altenheime regelmäßig prüfende Medizinische Dienst der Krankenkassen hatte ebenfalls Alarm geschlagen und den Kaiserswerthern mit der Aufkündigung des Versorgungsauftrages (entspricht bei Ärzten etwa der Kassenzulassung) gedroht. Ein Aufnahmestopp in dem Heim existierte da bereits. Hauptvorwurf: Es wird zu wenig geeignetes Pflegepersonal eingesetzt. Mehrfach mahnte die Heimaufsicht der Stadt diesen Mangel an und bat um Abhilfe.

„Doch wir haben das Personalproblem im Stammhaus einfach nicht in den Griff gekriegt“, gibt Klaus Riesenbeck, der Sprecher des Vorstandes der Kaiserswerther Diakonie, zu. Schon lange bevor er 2012 sein Amt antrat, habe es in dem Heim gehakt. Riesenbeck: „Uns fehlten vor allem in der Mittelebene gute Wohnbereichsleiter.“ Die Abgabe an die Diakonie sei dann „ultima ratio“ gewesen.

So habe man immer wieder Zeitarbeiter anheuern müssen, „womit wir die hohen Ansprüche an uns selbst oft nicht erfüllen konnten“. Keineswegs habe der Vorstand zu sehr gespart am Stammhaus, betont der Theologe: „Im Gegenteil, wir haben investiert und im Resultat rote Zahlen geschrieben“.

Nun mutet ein Personalmangel bei der Kaiserswerther Diakonie schon deshalb merkwürdig an, weil sie seit vielen Jahren eine Altenpflegeschule betreibt, die benötigten Mitarbeiter also selbst ausbildet. „Das hilft uns aber nicht, denn viele Auszubildende werden von anderen Trägern und Unternehmen zu uns geschickt und gehen dann wieder zurück“, erklärt Riesenbeck. Dass „wir Pflege können“ bewiesen jedoch die beiden anderen Altenheime der Kaiserswerther Diakonie in Lintorf und Ratingen: „Die haben ein Top-Ranking.“

Seit die Diakonie im Stammhaus das Sagen hat, hat sich nach WZ-Informationen auch am Kaiserswerther Markt bereits viel gebessert. Das Personal wurde übernommen, entscheidend hinzu kam freilich, dass die „große“ Diakonie sofort besonders geeignete Leitungskräfte aus ihren anderen Heimen in Düsseldorf nach Kaiserswerth geschickt hat.

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