Der Test: Eine Harfenstunde mit Fabiana Trani von den Düsseldorfer Symphonikern

Wir wollten einmal am eigenen Leib ausprobieren, wie es ist ein neues Instrument zu lernen. Unser Redakteur Christian Oscar Gazsi Laki versuchte sich an der Harfe - und wurde überrascht.

Der Test: Eine Harfenstunde mit Fabiana Trani von den Düsseldorfer Symphonikern
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Jüngst fragte mich eine Kollegin, ob ich nicht mal ausprobieren wolle, wie es ist, ein neues Instrument zu lernen. Da ich bereits als kleiner Junge in die spannende Welt der Musik eintauchen durfte, lediglich aber nur das Klavierspiel wirklich erlernt habe, sollte es ein etwas ungewöhnlicheres Instrument werden, eines, mit dem ich persönlich noch wenig Berührungspunkte hatte. Wie würde sich das anfühlen, ganz neu anzufangen?

Ich nahm also Kontakt zu den Düsseldorfer Symphonikern auf und fragte, ob eines ihrer Mitglieder vielleicht Lust hätte, mir eine Probestunde auf seinem Instrument zu geben. Da konnte ich noch nicht ahnen, dass die Wahl auf ein Instrument fallen würde, das ich zwar noch nie ausprobiert hatte, aber als Kind mit großer Neugier in einer etwas dunklen Ecke der Altbauwohnung meiner Großtante in Budapest hatte stehen sehen. Dieses fein geschmückte, große und doch so zierlich wirkende Instrument, was da vor einer schwerbeladenen Vitrine etwas angestaubt stand, war eine Harfe. Und bei meiner Probestunde sollte es auch die Harfe sein, in deren Geheimnisse ich nun eintauchen dürfte.

Fabiana Trani, geboren in Triest, Solo-Harfenistin bei den Düsys, ist nicht nur eine große Künstlern im Harfenspiel, sie hat auch Erfahrung als Pädagogin und nahm sich ausgiebig Zeit, mich mit dem Instrument bekannt zu machen. Unterrichtet sie sonst an der Robert-Schumann Musikhochschule angehende Profis, hatte sie es jetzt mit einem Harfen-Laien zu tun, der zwar musikalisches Vorwissen mitbrachte, aber die Harfe nur als sanft-perlige Schönheit aus der Ferne kannte.

Solo-Harfenistin Fabiana Trani und Redakteur Christian Oscar Gazsi Laki beim Unterricht in der Tonhalle (Quelle: Tonhalle)

Harfen verstimmen sich sehr schnell, erklärt sie mir zu Beginn; also müsse man sie zunächst Stimmen. Saite für Saite entlang der Tonleiter von C bis C — heute gibt es da Hilfsmittel wie ein Stimmgerät, das einem anzeigt, wenn der Ton auf exakt der richtigen Höhe klingt. Moderne Konzertharfen haben auch Pedale, mit denen man die Tonhöhe der einzelnen Saiten verstellen kann. Einen Halbton nach oben und nach unten, dies ist wichtig um in verschiedenen Tonarten spielen zu können. Nachdem sie mir genau und geduldig erläutert, wie das Zupfinstrument aufgebaut ist, ist es soweit: Die ersten Versuche stehen an.

Die Harfe wird leicht gekippt und mit den Knien gehalten, abstützen an den Schultern sollte man sie nicht, damit beide Arme sich frei bewegen können. Schon nach wenigen Minuten spüre ich, dass das auf Dauer anstrengend werden kann, und wenn dann noch die Pedale dazukommen, die ich am Ende der Stunde auch noch ausprobieren darf, wird es richtig schwere Arbeit — vor allem eine Frage der Koordination. Dabei klingt sie eigentlich ja so grazil.

Die Zupftechnik, also das eigentliche Spiel, hatte ich mir zunächst etwas anders vorgestellt. Sanft angezupft würden die Saiten, dachte ich. Doch braucht es reichlich Kraft, um so einen mit Stahl ummantelten Strang zum Vibrieren zu bringen. Frau Trani zeigt mir als erstes, wie man mit Daumen und Zeigefinger zupft. Das sei der erste Schritt, den jeder Anfänger einüben muss. In der russischen Schule würde man das sogar am Anfang mehrere Monate üben, bevor es weitergeht. Doch natürlich sei es gerade bei Kindern anders und wichtig, dafür zu sorgen, dass sie Erfolgserlebnisse haben. Kleine Melodien — bei mir „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ — kann man sowieso schon am Anfang versuchen zu zupfen, das motiviert. Dabei müssen die Finger auf eine ganz bestimmte Weise bewegt werden. „Der Daumen geht zum Zeigefinger, der Zeigefinger wiederum zupft und stoppt bei der Handinnenfläche“, es sei sehr wichtig, dass Spannung auf Entspannung folge, erklärt Trani. „Wir arbeiten gegen die Schwerkraft.“

Ganz schön viel muss man im Kopf behalten: Wie hält man den Arm, wo sind welche Töne — sind sie auch farblich markiert — und welcher Finger folgt auf den anderen. Nach mehreren Versuchen ein sauberer Ton. Ein kleiner Erfolg. Immer wieder vergesse ich, dass Daumen und Zeigefinger gespreizt werden müssen, Trani hilft mir, sie ist sehr geduldig, und ihre Begeisterung für dieses Instrument entfacht meinen Ehrgeiz. Ein bisschen verknoten sich die Finger schon. Um richtig Harfe spielen zu können, muss man unendlich viel üben — das wird mir klar. Allerdings macht das Zupfen auch richtig viel Spaß. Dieses große Instrument zum Klingen zu bringen hat eine besondere Faszination. Jetzt werde ich die virtuosen Läufe und zarten Tupfer, für die eine Harfe so geliebt wird, mit etwas anderen Augen sehen.

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