Interview mit Dieter Falk Der Meister des Mitsingens wird 60

Düsseldorf · Interview Gemeinsames Singen ist absolut im Trend. Wesentlich dazu beigetragen hat der Wahl-Düsseldorfer Dieter Falk mit seinen Konzerten und Stadion-Musicals. Heute wird der Musiker und Produzent 60 Jahre alt.

 Dieter Falk bei der Düsseldorfer Hauptprobe zur „Luther“-Aufführung.

Dieter Falk bei der Düsseldorfer Hauptprobe zur „Luther“-Aufführung.

Foto: Creative Kirche

Dieter Falk hat fast alles erlebt, was man im Musik-Business erleben kann. Wo andere eine Bilder-Galerie haben, hängen bei ihm zu Hause goldene Schallplatten von Pur und vielen anderen Künstlern, die er produziert hat. In den vergangenen zehn Jahren hat der Wahl-Düsseldorfer sich einer anderen Leidenschaft gewidmet, der modernen Chor-Musik. Mit seinen monumentalen Stadion-Aufführungen „Die zehn Gebote“ und „Luther“ hat Falk einen Boom ausgelöst. Inzwischen wird überall gemeinsam gesungen, ob im Savoy, beim Weihnachtssingen in der Arena oder auch auf dem Weihnachtsmarkt. Am Donnerstag wird Falk 60 Jahre alt. Und erklärt im Gespräch mit der WZ, warum Chorsingen wieder „sexy“ ist.

Herr Falk. In den vergangenen zehn Jahren sind die Mitsing-Veranstaltungen nur so aus dem Boden geschossen. Woran liegt das?

Dieter Falk: Im Gegensatz zu den sozialen Netzwerken findet in Chören echte Gemeinschaft statt. Das wird für viele Menschen immer wichtiger.

Aber Chöre gab es doch schon immer...

Falk: Das stimmt. Aber das Repertoire hat sich komplett gewandelt. Früher gingen unsere Großeltern in den Kirchenchor, es gab Volkslieder und die Fischer-Chöre. Inzwischen wird in den Chören Gospel und Rock gesungen. Es ist ein völlig anderes Programm.

Daran hatten Sie mit ihren Großprojekten großen Anteil. Hat das den Boom ausgelöst?

Falk: Vor zehn Jahren habe ich für die Evangelische Kirche zusammen mit Michael Kunze „Die zehn Gebote“ als Musical komponiert, 2015 folgte dann „Luther“. Wir hatten bei den Konzerten 55 000 Chorsänger auf der Bühne und 600 000 Besucher. 2012 gab es außerdem in der Schalke-Arena den „Day of Song“ mit Künstlern wie Bobby Mc Ferrin. Das hat natürlich etwas ausgelöst. Denn da haben auch viele junge Leute mitgemacht. Da wurde das alte Image der Chöre entstaubt.

Warum ist das Singen im Chor so ansteckend?

Falk: Leute, die im Chor singen, das sind die Kommunikativen. Die haben immer – zumindest im Chor – gute Laune. Je charismatischer der Chorleiter, umso mehr. Man sagt, wo man singt, da lass dich nieder. Böse Menschen haben keine Lieder. Im Chor herrscht eine positive Grundstimmung. Darum ist das Chorsingen attraktiv und zeitgemäß. Inzwischen auch wieder für Studenten und Schüler. Ich bin überzeugt, das ist positiv für die Gesellschaft.

Und auch für die Gesundheit?

Falk: Eckart von Hirschhausen war unser Pate für das Luther-Musical. Er als Mediziner weiß, Singen ist nicht nur gut für die Atemwege und die Muskeln. Außerdem haben wir eine Choreografie, die die Leute in Bewegung bringt. Die positiven Effekte des Singens werden längst auch medizinisch genutzt, zum Beispiel in der Musik-Therapie oder bei Demenz-Kranken. Wer im Chor singt, tut also etwas für sich selbst.

Ist das ein Trend, der bald wieder vorbei ist?

Falk: Das glaube ich nicht. Ich hatte gerade erst die Rotkäppchen-Nacht der Chöre zusammen mit Michael Patrick Kelly, bei der die vier Sieger-Chöre mit ihm auftreten durften. Der war danach so begeistert, dass er ankündigte, er werde nicht zum letzten Mal mit einem Chor aufgetreten sein. Wenn Popstars Chöre mit auf die Bühne nehmen, kann das einen Schub auslösen.

Wird auf der Geburtstagsfeier auch gesungen?

Falk: Wir feiern in ganz kleinem Rahmen, in der Familie. Aber natürlich wird da auch gesungen. Das gehört einfach dazu.

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