Interview Der Mann, der für Polizeibeamte Freund und Helfer ist

Düsseldorf · Volker Hülsdonk ist Polizeiseelsorger. Ein Beruf zwischen Kinderpornographie und Ponyhof.

 Polizeiseelsorger Volker Hülsdonk.

Polizeiseelsorger Volker Hülsdonk.

Foto: ja/Polizei

Seit Mai vergangenen Jahres ist Volker Hülsdonk als Polizeiseelsorger in Düsseldorf zuständig für rund 7500 Beamte zwischen Mönchengladbach und Wuppertal. Vorher war der 55 Jahre alte Familienvater 25 Jahre lang Pfarrer in Krefeld. Mit der WZ sprach er über seine neue Aufgabe und die Erfahrungen, die er in den vergangenen Monaten gemacht hat.

Was ist der Unterschied zwischen einem Gemeindepfarrer und einem Polizeiseelsorger?

Volker Hülsdonk: Als Gemeindepfarrer war ich auch Vorsitzender des Presbyteriums. Ich musste mich um viele Dinge kümmern, ich hatte die Budget-Verantwortung und war für die Struktur der Gemeinde verantwortlich. Das habe ich jetzt alles nicht mehr. Ich kann viel mehr Seelsorger sein. Heute habe ich zum Beispiel noch drei Einzelgespräche. Ich weiß noch nicht, worum es geht, aber ich freue mich darauf.

Mit welchen Problemen kommen Polizeibeamte zu Ihnen?

Hülsdonk: Das ist sehr unterschiedlich. Das können dienstliche Probleme sein, aber auch sehr private. Da kann es um Dinge gehen, die bei einer speziellen Einsatzlage passiert sind, aber auch Paar-Konflikte. Oder Fragen der Work-Life-Balance. Zum Beispiel wie bekomme ich meine Kraft zurück?

Können Sie das etwas konreter beschreiben?

Hülsdonk: Es kommt viel darauf an, die richtigen Fragen zu stellen. Ich biete auch Supervisionen an. Zum Beispiel für Beamte, die mit sexualisierter Gewalt und Kinderpornographie zu tun haben. Das ist eine sehr hohe Belastung.

Kann ein Seelsorger da immer helfen?

Hülsdonk: Ich unterliege der Schweigepflicht. Gespräche mit mir sind absolut vertraulich, übrigens über alle Konfessionen hinweg, obwohl ich von der Evangelischen Landeskirche finanziert werde. Auch Beamte muslimischen Glaubens waren schon bei mir. Aber das Ergebnis des Gesprächs kann auch sein, dass die Betroffenen eine therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen sollen. Ich bin zwar auch ein ausgebildeter Ehe- Familien- und Lebensberater, aber kein Arzt. Eine solche Empfehlung gehört zu meiner Professionaltät.

Ist die Arbeitsbelastung durch Überstunden ein Problem?

Hülsdonk: Das ist ein Problem. Aber ich habe festgestellt, dass Polizisten sehr loyal sind und eine hohe Arbeitsethik haben. Sie gehören schließlich zu den systemrelevanten Berufen, wie sich gerade in Zeiten des Corona-Virus wieder zeigt. Ich biete dazu auch verschiedene Seminare an.

Mit welchen Themen?

Hülsdonk: Zum Beispiel ein Seminar für Führungskräfte, wie man mit belasteten Mitarbeitern umgeht, aber auch das Thema „Gewalt und Widerstand“ oder „Wie überbringt man eine Todesnachricht?“

Wie überbringt man eine Todesnachricht?

Hülsdonk: Das kann man nicht in drei Sätzen erklären. Dazu gehört großes Fingerspitzengefühl. Man muss eine hohe Präsenz zeigen. Denn man muss danach ja auch noch Fragen zu den Ermittlungen stellen. Das ist ein großer Spagat.

Aber es sind nur ernste Dinge, mit denen Sie sich beschäftigen müssen?

Hülsdonk: Nein, das ist nicht so. Jedes Jahr im Advent veranstalten wir ein Ponyhof-Seminar für Beamte und ihre Familien. Das ist einfach etwas sehr Nettes. Und ich kann auch Hochzeiten oder Taufen durchführen. Bei Trauungen in einer evangelischen Kirche wäre es ganz gut, wenn zumindest einer der beiden Partner evangelischen Glaubens ist.

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