Jubiläum Der magische Zirkel: Hogwarts’ kleine Filiale steht in Düsseltal

Düsseldorf · Der Magische Zirkel wird in diesem Jahr 80 Jahre alt. Sven Heubes führte die WZ durch seine Magische Gruft.

 Zauberer Sven Heubes in seiner magischen Gruft.

Zauberer Sven Heubes in seiner magischen Gruft.

Foto: Dieter Sieckmeyer

Wer die Wohnung in Düsseltal betritt, dessen Blick fällt sofort auf ein großes Bücherregal. Das schiebt sich wie in einem Harry-Potter-Film von Geisterhand zur Seite und öffnet den Blick auf eine Treppe in den Untergrund. Wer dort hinab steigt, hat den Weg in die Magische Gruft von Sven Heubes gefunden. Der ist seit eineinhalb Jahren Vorsitzender des Magischen Zirkels Düsseldorfs, der in diesem Jahr 80 Jahre alt wird. Zum Jubiläum öffnete der einzige professionelle Düsseldorfer Zauberer für die WZ sein Reich. Und erschüttert alle, die davon träumen, auf Harry Potters Spuren zu wandeln: „Es gibt keine wirkliche Magie. Zauberer sind in der Regel sehr skeptisch gegenüber allem Übersinnlichen und meist keine gläubigen Menschen. Was wir hier machen, ist Zauberkunst. Das ist etwas ganz Anderes.“

Im Jahr 1584 veröffentlichte Reginald Scot das erste Zauberbuch „The Discovery of witchcraft“. „Das bedeutet sinngemäß übersetzt ‚Die Erklärung der Hexenkunst’ und Scot ging es darum, Tricks von Zauberern und Gauklern aufzudecken. Er war auch ein erklärter Gegner der Hexenverfolgung durch die katholische Kirche“, erklärt Heubes. Wer zum Magischen Zirkel kommt und meint, er habe tatsächlich übersinnliche Fähigkeiten, der ist in dem Ortszirkel nicht am richtigen Platz. Denn die 50 Mitglieder wissen, dass die Zauberkunst eine Herausforderung sein kann: „Es gibt Tricks, an denen man jahrelang arbeitet. Aber es sind eben Tricks. Die Zauberei ist der älteste Beruf der Welt. Betrogen wurde schon immer.“

Aber der Rahmen muss stimmen. Wie in der Magischen Gruft von Sven Heubes. Wer die Treppe hinabsteigt, landet in einem großen Saal, in dem es von seltsamen Dingen nur so wimmelt. Da steht eine 2,70 Meter große und 300 Kilo schwere Guilloutine (Heubes: “Der Kopf fällt auch zur Seite ab. Das sieht klasse aus“), ein 100 Jahre altes Geister-Kabinett mit gruseligen Masken, Utensilien wie eine Gams-Pfote, aber auch ein großer umgebauter Snooker-Tisch, um den die Zauberer auf speziell angefertigten Polstersesseln Platz nehmen. Jedenfalls einmal im Monat, wenn Heubes zum gemeinsamen Austausch von Zaubertricks einlädt. An jedem letzten Montag im Monat treffen sich die Mitglieder des Magischen Zirkels in der Zauberschule von Chris Williams an der Volmerswerther Straße zum Clubabend.

Mitglieder müssen vor der Aufnahme eine Prüfung ablegen

Mehr als 50 Mitglieder zählt der Magische Zirkel im Jubiläumsjahr. Die Begeisterung fürs Zaubern zieht sich quer durch die Gesellschaft. „Wir haben Schüler, einen Bäcker, einen Friseur, einen Kommissar oder auch einen Staatsanwalt quer durch alle Generationen“, berichtet der Ober-Magier. Wer Mitglied im Zirkel werden will, muss zunächst eine Prüfung ablegen. Die besteht aus drei Teilen. In der Theorie müssen Grundkenntnisse zur Geschichte der Zauberei nachgewiesen werden. Danach folgt eine Prüfung in „Theorie und Praxis“. Zum Finale müssen die Probanden in einer zehn bis 15 Minuten langen Vorführung ihr Können zeigen.

Wer es geschafft hat, ist dann Teil einer besonderen Gemeinschaft: „Wir sind wie eine Familie, in der alle Geheimnisträger sind.“ Denn eine Regel im Magischen Zirkel ist, dass die Zaubertricks nicht einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Heubes hält diese Regelung für ein bisschen altmodisch: „Es gibt natürlich inzwischen Leute, die Zaubertricks auf Youtube erklären. Das kann man gar nicht verhindern. Wenn aber jemand meint, die machen sein Geschäft kaputt, der ist einfach nicht gut genug.“

Wer sich auf die Prüfung vorbereiten will, kann Kurse in der Zauberschule besuchen. Oder an dem jährlichen Jugend-Workshop in Idar-Oberstein teilnehmen, der auf Initiative des Magischen Zirkels Düsseldorf entstanden ist. Der stand für viele bekannte Zauberer am Anfang ihrer Karriere, auch die Ehrlich-Brothers haben dort gelernt. Heubes: „Aber was die machen, ist eine Rock-Show und hat mit Zauberkunst nur noch wenig zu tun. Doch es ist gut für die Zauberei.“

Was die Ehrlich-Brothers beherrschen, ist die Präsentation. Die ist für Zauberer genauso wichtig wie die handwerklichen Fähigkeiten. Heubes: „Man muss das Publikum fesseln können wie ein guter Schauspieler. Das ist entscheidend.“ Das zu lernen, ist nicht jedem gegeben. Darum gibt es auch Mitglieder im Magischen Zirkel, die Zauberei als reines Hobby betreiben oder einfach Spaß daran haben, historische Zaubertricks zu sammeln.

Wen es auf die Bühne drängt, der hat alle Chancen, an den Start zu gehen. Mehrfach im Jahr finden kleinere Veranstaltungen im Theater Takelgarn statt. Höhepunkt des Jahres ist eine Gala, die regelmäßig im Ratinger Stadttheater stattfindet. Dazu werden auch Gäste eingeladen, von denen viele schon an Deutschen und Welt-Meisterschaften (WM) teilgenommen haben.

Dazu gehört übrigens auch Sven Heubes, der 2012 mit einer Comedy-Nummer bei der WM in Blackpool (England) angetreten ist und den sechsten Platz erobern konnte. In diesem Jahr findet die Jubiläums-Gala am 24. Oktober in Ratingen statt.

Beim Verlassen der Magischen Gruft durch das Bücherregal gibt Sven Heubes den Lesern der Westdeutschen Zeitung schließlich noch ein Zitat von Mark Twain mit auf den Weg: „Es ist leichter, einen Menschen zu täuschen, als ihn davon zu überzeugen, dass er getäuscht worden ist.“

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