Der Kampf um den Kunstmarkt
Im Zuge der neuen Kunstmesse „Art Düsseldorf“ streiten Köln und Düsseldorf um Marktanteile — eine Analyse.
Das Geschäft mit der Kunst ist rückläufig. Das bestätigen Fachleute wie der Essener Museumschef Tobia Bezzola. 2014 erreichte der Kunstmarkt eine Rekordhöhe, seitdem schrumpft er. Das führt zu Ängsten und Szenen der Selbstzerfleischung. Bestes Beispiel ist das Hauen und Stechen der hiesigen Galerien noch vor Beginn von Photo-Weekend und Photo-Festival. Davor bleibt auch die neue Messe „Art Düsseldorf“ nicht verschont. Hier ärgern sich die Ausjurierten über diejenigen, die am Auswahlverfahren beteiligt waren — darunter auch Düsseldorfer Galeristen. Die Eingeladenen hingegen freuen sich. Jede Kunstmesse ist ein mächtiger Impuls für eine Stadt. Die WZ analysiert den hiesigen Kunstmarkt und lässt Akteure sprechen.
Der Konkurrenzkampf zwischen den Nachbarstädten Köln und Düsseldorf ist so alt wie die 1967 aus der Taufe gehobene Kölner Kunstmesse. Kaum war sie geboren, da kämpften Joseph Beuys, Klaus Staeck und die Altvordern dagegen. IKI, Internationaler Markt für aktuelle Kunst, hieß die Antwort aus Düsseldorf. Mit wenig Erfolg. Der letzte Anlauf, der schief lief, stammt von Walter Gehlen und Andreas Lohaus. Ihre erste Düsseldorfer Kunstmesse ging baden, woraufhin sich die Messedirektoren auf die Kölner Art Fair zurückzogen. Dies war jedoch eine niedrigpreisige Veranstaltung, die gegen die große Art Cologne nicht ankam.
Düsseldorf gilt als reich, hat eine große Kunst-, Galerie- und Museumsszene. Das war der Grund, weshalb Gehlen und Lohaus nicht locker ließen. Sie brauchten jedoch frisches Geld. Das holten sie sich bei der mächtigen Schweizer Messegesellschaft MCH, die auch die weltweit wichtigste Kunstmesse Art Basel veranstaltet. MCH hat 25,1 Prozent der Kölner und nun Düsseldorfer Art Fair gekauft. In den nächsten Jahren könnte daraus eine Mehrheitsbeteiligung werden, denn der Basler Managing Director Marco Fazzone erklärt selbstbewusst: „Die Beteiligung an der Art Düsseldorf ist ein weiterer Schritt in der Umsetzung unserer strategischen Initiative des weltweiten Aufbaus eines neuen Portfolios von regionalen Kunstmessen an bedeutenden Kunststandorten.“
Art-Cologne-Chef Daniel Hug ärgerte sich und sprach mit Blick auf das Schweizer Engagement von einer neuen „Form von Kolonialismus“. Postwendend arrangierte er sich mit der Art Berlin Contemporary (abc), um die Messestandorte Berlin und Köln langfristig zu entwickeln. Walter Gehlen höhnte: „Kolonialisierung ist ein Vorgang, der mit Unterdrückung, Ausbeutung und Bedrohung zu tun hat. Unsere Aussteller kommen sehr gern freiwillig.“ Nun versuchen Köln, Berlin und Düsseldorf möglichst viel vom Kuchen auf dem Kunstmarkt für sich zu ergattern.
Das Echo in der hiesigen Galerieszene ist geteilt. Ute Parduhn, ehemals Sprecherin der hiesigen Galerien, findet die jetzige Situation unbefriedigend. Sie erklärt: „Es gibt viel zu viele Messen. Man bräuchte einen Container, in den man seine Kunstwerke steckt, um mit ihnen von einer Messe zur anderen, über Berlin und Brüssel, Köln und Düsseldorf, London, Miami, Madrid und wie all die Standorte heißen, zu reisen“ Sie fürchtet, dass das geistige Potenzial der Kunst keine Rolle mehr spiele, die Kunst zur bloßen Ware werde und der Künstler auf der Strecke bleibe. Das sei „tragisch“.