Der Gemeinderat greift das Erzbistum an

Kirche: Keine Chance auf ein persönliches Gespräch gibt das Erzbistum Köln der Gemeinde von Pfarrer Paul-Ludwig Spies.

Düsseldorf. Seit November vergangenen Jahres kämpfen die Gemeinden von St. Peter und St. Antonius um ihren Pfarrer. Wie die WZ berichtete, soll Paul-Ludwig Spies nach fast 30 Jahren versetzt werden. Nach einem Gespräch mit dem Kardinal hat der Geistliche zwar zugesagt, dass er seinem Gehorsamsgelübde folgen würde. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass er Düsseldorf ungern verlässt. Vermutlich noch in diesem Sommer soll Spies, der auch bei den Fußballern von Turu und im Düsseldorfer Karneval eine Größe ist, eine Pfarre in der Nachbarstadt Neuss übernehmen.

Monatelang hatte der Pfarrgemeinderat versucht, seinen Hirten wenigstens noch ein Jahr lang behalten zu dürfen, denn das 100-jährige Bestehen von St. Peter steht bevor. Außerdem wird die Kirche nach dem verheerenden Brand gerade wieder aufgebaut. Verärgert ist die Gemeinde vor allem, weil das Erzbistum Köln nicht einmal ein persönliches Gespräch führte.

"Das war uns mehrfach zugesagt worden", ist Mike Reinhard Cramer vom Pfarrgemeinderat empört. Der Kölner Generalvikar Dominik Schwaderlapp fertigte die Düsseldorfer mit einer E-Mail ab: "Da Sie sich in der Sache bereits mehrfach an das Generalvikariat und auch an den Erzbischof gewandt haben, glaube ich vermuten zu dürfen, dass Sie die Versetzung von Pfarrer Spies diskutieren wollen. Diese ist jedoch definitiv entschieden. Daher vermute ich, dass ein Gesprächstermin verzichtbar ist."

Das ärgert den Pfarrgemeinderat nicht nur in der Sache, sondern auch die Umgangsformen stoßen ihm bitter auf. "Für eine Kirche. in der es um Glauben, Hoffen und vor allem Leben geht, ist das nach unserem Geschmack zu viel Vermutung und zu wenig christliche Nächstenliebe und Menschlichkeit", heißt es in einem offenen Brief. Es sei ein Zynismus und eine Personalpolitik, die fast an Nokia und Co. erinnere. Cramer: "Man muss auch daran denken, dass durch die Neuorganisation der Kirche viel mehr Arbeit auf die Laien und Ehrenamtlichen zukommt. Darum sollte die Kirchenführung auch anders mit den Menschen umgehen." Pfarrer Spies selbst möchte an der Diskussion nicht teilnehmen. Er befindet sich gerade auf einem Kuraufenthalt.

Warum es nicht zu einem persönlichen Gespräch zwischen dem Pfarrgemeinderat und dem Generalvikar kam, kann auch Patricia Jungnickel, Sprecherin des Erzbistums Köln, nicht schlüssig erklären: "Alle Briefe und E-Mails sind beantwortet worden. Aber die Versetzung von Pfarrer Spies ist entschieden." Außerdem sei es nicht üblich, dass offene Briefe sofort beantwortet werden.

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