Pfandsammeln Der Flughafen Düsseldorf hat ein Bettler-Problem

Organisierte Gruppen belästigen am Düsseldorfer Airport regelmäßig Passagiere. Pfandsammler sind zum Teil aggressiv.

Pfandsammeln: Der Flughafen Düsseldorf hat ein Bettler-Problem
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Für Pfandsammler ist der Flughafen eine Goldgrube. Nirgendwo sonst in der Stadt finden sie so viel begehrtes Plastik wie im Abflug-Terminal des Airports, wo Fluggäste ihre Flaschen kurz vor dem Start entsorgen. „Bis zu 50 Euro am Tag kann man da machen“, erklärte Markus B. am Mittwoch am Rande seines Prozesses vor dem Amtsgericht. Der 44-Jährige soll dort weiter Flaschen gesammelt haben, obwohl er bereits Hausverbot hatte. Aber nicht nur die Plastik-Jäger sind ein Problem. Auch Bettler hoffen, dass gut gelaunte Urlauber großzügig sind.

Pfandsammeln: Der Flughafen Düsseldorf hat ein Bettler-Problem
Foto: Dieter Sieckmeyer

„Das Thema Flaschensammler oder Obdachlose ist leider in der Tat mittlerweile ein allgemeines, gesellschaftliches Problem, das auch am Airport nicht völlig Halt macht“, erklärte Flughafensprecher Christian Hinkel. Es gebe zum Teil organisierte, reisende Bettlergruppen, die in unregelmäßigen Abständen am Airport auftauchen.

Der Airport versucht, mit dem Problem differenziert umzugehen. Hinkel: „Solange sich im Terminal keine Gäste belästigt fühlen oder Abläufe gestört werden, müssen wir nicht im Interesse der Passagiere aktiv werden und Platzverweise erteilen. Anders sieht es natürlich aus, wenn sich Fluggäste oder Mitarbeiter über zum Beispiel aggressives Betteln der Flaschensammler oder fehlende Körperhygiene beschweren.“ Dann sei man gezwungen, das Hausrecht anzuwenden und die betreffenden Personen zu entfernen.

Generell stehe der Flughafen in einem engen Austausch mit der Polizei: „Auch unser Terminalservice, der den Airport regelmäßig kontrolliert, hat die Situation verstärkt im Auge. Natürlich ist das Airportgelände aber sehr groß. Darüber hinaus haben wir Kontakt zu Hilfseinrichtungen, die sich mit dem Umgang mit Obdachlosen sowie in der Szene auskennen. Für die psychische Betreuung kommen in unregelmäßigen Abständen Streetworker der Ordensgemeinschaft Sozialwerke.“

Im konkreten Fall vor dem Amtsgericht ging es um einen Pfandsammler, der zweieinhalb Jahre lang am Flughafen unterwegs war. Am 28. Mai vergangenen Jahres gab es eine Auseinandersetzung mit dem Sicherheitspersonal, das mehrere Flaschensammler aus dem Terminal verwies. „Ich selbst bin nicht aggressiv gewesen“, beteuerte Markus B., räumte allerdings ein, dass er versucht hatte, mit der Security zu diskutieren. Es nützte nichts, er musste das Gebäude verlassen.

Der Flughafen behauptete, dass gegen Markus B. ein Hausverbot ausgesprochen wurde. Trotzdem wurde er schon einen Tag später wieder angetroffen, als er im Terminal nach Pfandflaschen fischte. Es wurde Strafanzeige erstattet. Wie ein Security-Mitarbeiter erklärte, gebe es zwischen den Flaschensammlern inzwischen eine große Konkurrenz. Teilweise würde sich die Personen untereinander sehr aggressiv verhalten.

Für Markus B. gab es am Ende einen Freispruch, weil der erste Platzverweis rechtlich kein Hausverbot gewesen sei. Er hat sich im vergangenen Jahr vom Flughafen fern gehalten. Theoretisch dürfte der 44-Jährige ab Donnerstag wieder sammeln.

Wie Christian Hinkel erklärt, sei die rechtliche Lage durchaus kompliziert: „Juristisch ist die Gesamtsituation nicht eindeutig, da das Betteln im öffentlichen Raum nicht grundsätzlich verboten ist.“

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