Der Fall Kürten: Seine Frau liefert den Mörder ans Messer

Auguste gesteht er schließlich alles — und wird hingerichtet.

Düsseldorf. Vornehmlich Frauen sind seine Opfer. Und Frauen sind es schließlich, die ihm das Genick brechen. Frauen, die er am Leben gelassen hat, und eine Frau, die ihn geheiratet hat. Auguste Kürten, die Frau im Schatten eines der gruseligsten Kriminalfälle des vergangenen Jahrhunderts, beendet diesen schließlich 1930. Bis dahin ahnte sie wohl tatsächlich nichts von dem blutrünstigen Treiben ihres Gatten.

Sie hatte nur geglaubt, er habe Heimlichkeiten wegen Weibergeschichten. „,Guste’ wusste schon bei der Hochzeit, dass er nicht treu ist“, sagt Buchautor Hanno Parmentier. Die beiden lernen sich im thüringischen Altenburg kennen, wo Kürtens Schwester wohnt, die ihn nach einer Haftstrafe aufnimmt. Auguste Scharf mag ihn am Anfang nicht besonders, erliegt schließlich aber seinem beharrlichen Werben.

Was Auguste Kürten ebenfalls bis zum Prozess nicht ahnt: Sie selbst hat einem der auserkorenen Opfer ihres mörderischen Mannes das Leben gerettet. Im Sommer 1929 trifft Kürten über Wochen Maria Wiethaup (26) — will sie schließlich auf einem Ausflug nach Kaiserswerth töten. Da hört er plötzlich auf der Straße von hinten die Stimme seiner Frau: „Na, du hast dir wohl wieder eine neue Frau angeschafft?“ Peter Kürten türmt sofort — die Schere in der Manteltasche.

Die entscheidende Spur allerdings legt eine Frau, die Kürten fast zu Tode gewürgt hätte: Maria Buttlies. Denn sie hatte er zuvor in seine Wohnung mitgenommen — und die findet sie später wieder. Wenn sie auch nicht mehr sicher ist, die Polizei hat den entscheidenden Hinweis. Und das weiß Kürten, der Buttlies in seinem Wohnhaus sieht.

Am 23. Mai 1930 trifft er sich mit seiner Frau zu einem langen Spaziergang im Hofgarten. Und gesteht. „Alles, was in Düsseldorf geschehen ist, habe ich gemacht.“ Auguste fragt: „Alle die Morde?“ Er antwortet: „Ja, die Morde und alles andere.“ Sie: „Auch das mit den unschuldigen Kindern?“ „Ja, auch das.“ Er plant seine Flucht. Will Auguste aber am nächsten Tag noch einmal sehen. „Er hat sie sehr geliebt, davon bin ich überzeugt“, sagt Kürten-Kenner Parmentier. Doch seine „jute Juste“ verrät den vereinbarten Treffpunkt an die Polizei. Zwei Tage vor seinem Geburtstag wird Peter Kürten festgenommen.

Eine kleine Hoffnung, sich doch noch herausreden zu können, bleibt dem gerissenen Mörder, bis er im Präsidium ankommt. Dann steht er plötzlich Gertrud Schulte gegenüber. Sie hatte er am 25. August 1929 auf den Rheinwiesen mit einem Hammer niedergeschlagen und schwer verletzt. „Er beschreibt es später so, dass er in diesem Moment wusste: Es gibt keine Hoffnung mehr“, sagt Parmentier. Gertrud Schulte identifiziert ihn zweifelsfrei.

Und Hoffnung, die gibt es in der Tat nicht mehr für Kürten. Vom 4. bis 22. April 1931 wird ihm der Prozess gemacht. Unter den vielen Beobachtern sind überlebende Opfer wie Änne Goldhausen, die er an der Gumbertstraße niederstach. Und auch seine geliebte Guste.

Zu diesem Zeitpunkt läuft die Scheidung bereits, sie lebt unter falschem Namen in Lank. Nach dem Prozess geht sie nach Leipzig. „Ihre Spur verliert sich“, sagt Parmentier. Kürten schreibt ihr bis zuletzt Briefe, bittet um Verzeihung. In seiner letzten Nacht schreibt er auch an Angehörige seiner Opfer und Überlebende wie Änne Goldhausen. Dann endet die große Kriminalgeschichte: Am 2. Juli 1931 wird Peter Kürten hingerichtet.

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