Der erste Blick ins neue Dreischeibenhaus

Viel Mühe und viel Geld kostet der Denkmalschutz bei Düsseldorfs bekanntem Hochhaus.

Düsseldorf. Das denkmalgeschützte Dreischeibenhaus ist nicht nur ein Schatz, sondern auch eine Verpflichtung. Es kostet die Eigentümerfamilie des früheren Pharmaunternehmers Patrick Schwarz-Schütte rund 220 Millionen Euro, um es fit für die Zukunft zu machen. Die Architektin Claudia Roggenkämper, Projektleiterin dieses Komplexes und die einzige Frau unter den elf Partnern von HPP, führte die WZ exklusiv über die Baustelle bis in die oberen Etagen.

Die denkmalgeschützte Eingangshalle, die derzeit mit Gerüsten und Verschalungen gesichert ist, bleibt mitsamt ihrer kolossalen Höhe tabu. Die alten Stahlrohre, die an die früheren Eigentümer Phönix-Rheinrohr und zuletzt Thyssen-Krupp erinnern, werden erhalten, obwohl sie keine Funktion mehr haben. Kopfzerbrechen bereiteten den Brandschutzspezialisten die offenen Treppenhäuser. Sie machen den Charme des Hauses aus. Nun wurde ein System entwickelt, so dass bei Brand die Treppenhäuser durch Vorhänge, die aus der Decke fallen, abgetrennt werden.

Beim Tag des offenen Denkmals waren Wände und Böden durch Hölzer und Pappen abgedeckt. Unter der Abdeckung befindet sich ein grüner Marmor. Der war so schadhaft geworden, dass Claudia Roggenkämper den alten Steinbruch in Österreich wieder öffnen ließ, um die Fläche einheitlich zu gestalten. In den oberen Etagen sind viele Flure neu damit belegt.

Das Dreischeibenhaus ist die Visitenkarte der Firma HPP und ihrer Firmengründer Hentrich und Petschnigg. Deshalb wird alles getan, um die außergewöhnliche Gestalt zu erhalten. Ansatzlos steigt wie einst der dreigliedrige Scheibenbau aus der Grünanlage, unter der sich das Parkhaus verbirgt.

Die schlanke Gestalt wird nicht angetastet. Einfach vorgesetzte Scheiben gibt es nicht, denn dann wären die Wände dicker und glatter, aber es gäbe immer noch keine Frischluft. Alle Brüstungen, Strukturen und Farben der Fassade bleiben bestehen, nur die Scheiben selbst werden ausgetauscht. Der Pfiff: Die Neuen fallen am oberen und unteren Rand je zwölf Zentimeter kürzer aus. Nun dringt endlich Luft durch die Schlitze. Die zweite Glasfassade für die Wärmedämmung ist im Innenraum montiert. Der neue Sonnenschutz liegt weiterhin zwischen den Gläsern, mit Sensoren für die jeweiligen Sonnenstrahlen.

Einen Mehrwert wird das Haus auf dem Dach über dem 21. Obergeschoss haben. Es wird als Dachterrasse ausgebaut, mit mannshoher Brüstung aus Sicherheitsglas. Für die Allgemeinheit ist diese Dachterrasse nicht gedacht. Dagegen sprechen allzu viele Sicherheitsbedenken.

Eine Spezialkonstruktion gibt es in der Beleuchtung. Die schmalen Lichtstreifen werden mit Brandschutzklappen kombiniert, die so geschickt konstruiert sind, dass man die neuen Schlitze kaum bemerkt.

Die hohen Investitionskosten lohnen sich, der gesamte Komplex ist vermietet, wird Ende des Jahres fertiggestellt und beim nächsten Tag des offenen Denkmals dem Publikum noch einmal vorgestellt. In neuem Glanze, selbstverständlich. Dies versprach der geschäftsführende Gesellschafter Joachim Faust.

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