Natur Der Stadtwald als lebendiger Organismus

Düsseldorf · Wildpark-Leiter Björn Porsche spricht bei einer Führung des Garten- und Forstamtes über das Leben der Tiere im Wald und ihre Nähe zu den Menschen.

 Bei der Führung des Garten- und Forstamtes erklärte Wildpark-Leiter Björn Porsche Pflanzen- und Tierwelt im Stadtwald.

Bei der Führung des Garten- und Forstamtes erklärte Wildpark-Leiter Björn Porsche Pflanzen- und Tierwelt im Stadtwald.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Vor kleinem Publikum und bei zwischen Hagelschauern und Sonnenschein schwankendem Wetter gab Wildpark-Leiter Björn Porsche jetzt im Grafenberger Wildpark einen Einblick in das Leben dort. Die Tiere störten sich dabei nicht an den Besuchern der Führung des Garten- und Forstamtes. Das nur einen Tag alte Wildschweinbaby lugte bereits aus seinem Häuschen heraus. Auch der Rothirsch, der vor einigen Tagen sein Geweih verloren hatte, hat sich mittlerweile einigermaßen an die fehlenden Kilos auf dem Kopf gewöhnt.

Anhand der Tiere und Pflanzen, die es im Wildpark wie auch im Stadtwald gibt, erklärte Porsche das lebendige und sich immer verändernde Ökosystem des Waldes. Vor allem die zerstörerischen Stürme der vergangenen Jahre haben das Waldbild geprägt. Eine Buche, die 2014 von Sturm Ela gespalten worden war, ist heute mit seinen vielen Nischen der Lebensraum vieler Insekten, die wiederum Vögel anlocken. Während die Forstwirte also manche Schäden wieder rückgängig machen müssen, sind andere Ausdruck des ständig wandelnden Organismus Wald.

Die Tiere passen sich an die Nähe zum Menschen an

Nicht nur die Tiere und Pflanzen unter sich beeinflussen sich gegenseitig. Auch die Nähe zum Menschen zwingt die Tiere zur Anpassung. Der Fuchs komme zum Beispiel glänzend in der Stadt zurecht und man könne ihn abends dauernd in der Stadtmitte sehen, wenn man weiß, wo man hingucken muss. „Der versteht sogar, wie lange es dauert, bis die Ampel wieder grün wird“, erklärte der Wildparkleiter. Der Uhu war schon vom Aussterben bedroht, findet seine Nahrung jetzt in Schrebergärten. Auch die Tiere im Wildpark wissen schon genau, wann Besuchszeiten sind, und wann sie ihre Ruhe haben.

Porsche versuchte anhand dieser Beispiele zu vermitteln, dass im Wald viele unterschiedliche Interessen aufeinandertreffen, die alle berücksichtigt werden müssen: Mountainbiker wollen auch mal abseits des Weges fahren, Hundehalter wollen ihre Hunde am Wegesrand schnuppern lassen, aber die Wildtiere, die hier wohnen, dürfen dabei nicht gestört oder gar gefährdet werden. Ein Erfolg bei dieser Kompromissfindung sind die Futterboxen im Wildpark. So können Besucher die Tiere mit unbedenklicher Nahrung füttern, und sie tatsächlich glücklich machen, anstatt sie aus missverstandener Tierliebe mit falscher Nahrung zu quälen. Nur Möhren und Äpfel dürfen Besucher als leichte Kost mitbringen.

Viele Zusammenhänge des Waldes erschließen sich einem auf den ersten Blick nicht, weswegen Entscheidungen der Forstwirte oft missverstanden werden, wie die 49-jährige Teilnehmerin und Reiterin in Grafenberg Barbara S. erzählte: „Unter den Reitern wurde bemerkt, dass viel abgeholzt wird. Es ging schon das Gerücht um, dass da wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen würden.“ Die Führung half ihr, die komplexen Zusammenhänge im Ökosystem besser nachvollziehen zu können, und auch die Entscheidungen besser zu verstehen. So würden durch die Stürme umgefallene Bäume am Waldrand keinen Schatten mehr auf Buchen werfen. Die sehen zwar noch stabil aus, sterben ungeschützt aber ab, und müssen gefällt werden, bevor sie eine Gefahr darstellen.

Bei der Beobachtung der Tiere wurden auch viele Mythen entlarvt. Vor allem die Namen, die einigen Tiere von den Menschen gegeben wurden, sind irreführend. Während das Eichhörnchen eigentlich am liebsten Nüsse verputzt, und von zu vielen Eicheln sogar krank wird, wäscht der Waschbär sein Futter gar nicht. Er suche am Ufer Insekten im schlammigen Boden, was nur so aussieht, als würde er sie waschen.

Nach vielen Absagen war die Besuchergruppe am Freitag klein. Doch Björn Porsche sah in dieser Situation das Positive: „Eine größere Gruppe hätte viele Tiere verschreckt, die wir so gar nicht zu Gesicht bekommen hätten. So entsprach die Führung um so mehr dem, was man in den Wäldern sehen würde.“ Weitere Führungen sind in diesem Jahr geplant. Ob und wann diese tatsächlich stattfinden können, darüber wird das Gartenamt online auf dem Laufenden halten.

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