Der Cirque du Soleil dreht am Todesrad

Umjubelte Premiere von „Kooza“ im Grand Chapiteau: Künstler zeigen ein Programm mit mehr Spektakel und weniger Poesie.

Der Cirque du Soleil dreht am Todesrad
Foto: David Young

Düsseldorf. Es ist eine Flut von Bildern, die zwei Stunden lang auf die Besucher im Grand Chapiteau niederprasselt. Zauberhafte Kostüme, schräge Charaktere, atemberaubende Artistik und Poesie. „Kooza“ heißt die Show zum 30-jährigen Bestehen des Cirque du Soleil, die am Donnerstagabend in Düsseldorf ihre Premiere feierte.

Der Cirque du Soleil dreht am Todesrad
Foto: David Young

Eine perfekte Inszenierung aus traditionellen Zirkus-Elementen, Theater und Tanz und überraschenden Bühnen-Effekten. Und einer herausragenden Nummer: Das „Wheel of Death“ (Todesrad) mit den Artisten Jimmy Ibarra und Ronald Solis gehört zu den spektakulärsten Darbietungen, die in dem kanadischen Traumzirkus jemals zu sehen waren. Wenn die beiden in einem doppelten Hamsterrad durch die Luft wirbeln, hält das Publikum immer wieder den Atem an. Vor allem, wenn die Artisten im freien Fall über der Manege schweben — und das ohne Netz. Allein dafür lohnt sich der Besuch.

Erzählt wird in „Kooza“ wieder eine poetische Geschichte. Im Mittelpunkt steht „Der Unschuldige“, ein naiver und melancholischer Einzelgänger, der zu Beginn der Show ein riesiges Paket bekommt. Daraus springt der „Trickster“, ein seltsames Wesen mit magischen Kräften, das den Protagonisten in eine bunte Märchenwelt mit Clowns, dem König der Narren und einem verrückten Hund entführt.

Das Bühnenbild wird von dem „Bataclan“ dominiert, einem drehbaren Turm mit Treppen und einem gigantischen Stoff-Baldachin, der gleichzeitig Bühne für die hochklassige Live-Band ist, die der Show ihren Stempel aufdrückt, dynamisch bei den rasanten Darbietung, dann wieder mit sphärischen Klängen bei den stillen Momenten von „Kooza“.

Natürlich kann auch der Cirque du Soleil den Zirkus nicht immer neu erfinden. In der ersten Stunde erleben die Zuschauer eher Traditionelles wie eine Trapez-Nummer, ein Artisten-Paar auf dem Einrad oder einen doppelten Drahtseil-Akt. Der zweite Teil allerdings vergeht so schnell, dass man auf die Uhr schauen muss, um zu sehen, wie schnell die Zeit vergeht. Das tut aber keiner, weil man bei dem „Wheel of Death“ keine Sekunde wegsehen kann.

Danach geht es ebenso spannend weiter. Akrobat Yao Deng Bo balanciert auf einem Turm von Stühlen und zum Finale fliegen die „Tweeterboard“-Artisten kreuz und quer durch die Manege. Höhepunkt: ein Flug-Salto auf Stelzen, der fast am Dach der Manege kratzte. Am Ende der Show gab es — wie immer beim Cirque du Soleil — stehende Ovationen für Clown, Artisten und Musiker. Allerdings ist die Geschichte von „Kooza“ wesentlich simpler gestrickt, als es zum Beispiel das erste Programm „Saltimbanco“ war. Regisseur David Shiner setzt mehr auf Spektakel, weniger auf Tanz- und Theater-Elemente, die dem Cirque du Soleil auch ein Publikum erschlossen haben, das sonst eher nicht in den Zirkus geht. Geblieben sind die Perfektion und die Flut von Bildern, die noch lange an den Abend im Grand Chapiteau erinnern.

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