Der Circus Roncalli lässt die Zeit wie Honig fließen

Das neue Programm „Time is Honey“ startete begeisternd im Rheinpark. Bernhard Paul selbst gibt wieder den Clown Zippo.

Düsseldorf. Wer nach der Vorstellung auf die Uhr schaut, der glaubt es kaum. Mehr als drei Stunden sind vergangen, die Zeit ist nur so dahingeschmolzen — wie Honig. „Time is Honey“ hat Bernhard Paul das neue Programm seines Circus Roncalli genannt, denn in der farbenfrohen Welt der Clowns und Artisten vergeht die Zeit tatsächlich wie im Fluge. Und am Ende gibt es keinen, der nicht mit einem Lächeln auf dem Gesicht das Zelt im Rheinpark verlässt.

Denn Roncalli ist nicht einfach ein Zirkus. Es ist eine Lebensphilosophie. Um Entschleunigung im Alltag geht es Bernhard Paul und keiner lebt das so konsequent vor wie der Schweizer Künstler. Wenn der Komiker seine Zeitlupen-Jonglage in der Manege vorführt und seine Schlange Gisela über die Köpfe des Publikums schweben lässt, fühlt jeder, dass Langsamkeit auch sehr amüsant sein kann. Dann wieder gibt es Momente, in denen man seinen Augen nicht traut. Wenn Andrey Romanovsky sich in ein mehrere Meter langes Rohr quetscht, scheinen alle Regeln der Körperbeherrschung außer Kraft gesetzt. Ein Moment des unglaublichen Staunens, das nur die Zirkusmanege zu bieten hat.

Dass die Vorstellung manchmal ein bisschen aus den Fugen gerät, hat mit dem Chef selbst zu tun. Denn wenn Bernhard Paul sich in den Clown Zippo verwandelt, wird er schon am Anfang mit stehenden Ovationen begrüßt. Die meisten Zuschauer wissen dann schon, dass nun die legendäre Nummer „Bienchen, Bienchen, gib mir Honig“ folgen wird, die der Zirkusdirektor zusammen mit seinem kongenialen Partner, dem belgischen Clown Jan van Dyke, einfach zauberhaft präsentiert. Ohne Bienchen wäre der Abend für viele nur halb so schön.

Den größten Applaus beim großen Finale bekommt dennoch ein anderer Artist. Der Bulgare Encho Keryazov, dessen Akrobatik-Nummer mit einer Mischung aus Körperkraft, Eleganz und Ästhetik fasziniert. Nicht umsonst darf der 39-Jährige als Letzter in die Manege, er liefert einen absoluten Höhepunkt.

Dass freilich jede Nummer ihre Wirkung beim Publikum hinterlässt, hat natürlich auch mit dem besonderen Ambiente dieses Zirkus’ zu tun. Das märchenhaft gestaltete Zelt, der rote Samt und die originalgetreu restaurierten Zirkuswagen entführen die Besucher schlicht in eine schöne andere Welt.

Roncallis „Time is Honey“ macht eindrucksvoll deutlich, wie kostbar Zeit ist. Die drei Stunden im Rheinpark sind auf jeden Fall ein Erlebnis.

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