Mode Der Bourgueil für Maßanzüge

Der Sohn des gleichnamigen Sternekochs eröffnet in Oberkassel seinen Store „The Bespoker“.

Mode: Der Bourgueil für Maßanzüge
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Vorher war hier noch so’n Immobilien-Laden. Jetzt ist es eine elegante Ecke geworden, wo Oberkasseler und Wildenbruchstraße zusammenstoßen: Virgile Bourgueil feiert dortam Freitag mit geladenen Gästen die Eröffnung seines Gentlemen-Stores „The Bespoker“. Den kann man nicht wörtlich übersetzen. Bespoker ist kein Versprecher. Als bespoken gilt etwa ein Stoff, der erwählt wird, um einen Anzug nach Maß daraus schneidern zu lassen. Dazu verspricht Bourgueil einen erstklassigen Service.

„Das Ganze begann vor anderthalb Jahren mit einem „Gentlemens Club“, in den man nur auf Empfehlung kam, erzählt der Modemann. Der kann auch Marketing: „Wer kaufen wollte, musste auf Empfehlung kommen.“ Eine Einstellung, die man sich leisten können muss. Dafür hat Bourgueil in einer Maßschneiderei auf der Grünstraße sein Metier gelernt hat und später als Zentraleinkäufer für die Exquisit-Abteilung von Peek & Cloppenburg reichlich Erfahrungen gesammelt. Auch die: Männer gehen nicht so gern shoppen wie viele Frauen: „Manche meiden sogar inzwischen bewusst die Innenstädte“. Die Angebote dort werden immer austauschbarer, der Service lässt oft zu wünschen übrig.

Der Anspruchsvolle sucht nach Alternativen. Im Internet? Klar, auch dort kann man Bourgueil besuchen. Das passiert immer öfter, wenn jemand sein Handy in die Innenseite eines an einem Freund bewunderten Jackets hält. Dort prangt nämlich das Label mit der Aufforderung „Tell only your best Friends“. Nicht das einzig Spezielle am Konzept: Bourgueil holt seine Kunden ab aus der digitalen Modewelt, mit Brief und Siegel im Wortsinne, handgeschrieben auf handgeschöpften Papier: „25 Prozent laufen übers Netz, aber das Finishing muss persönlich sein.“

Der Laden ist eine Schau: Elegantes Vintage, fast jedes Stück hat eine eigene Geschichte, von der Knopf-Schachtel über den alten Koffer mit dem nerzumwickelten Griff, den piefigen Barwagen, die originellen Leuchtobjekte, das schäbigschöne weiß-braune Geschirr, bis zur Jagd-Trophäe an der samtschwarzen Wand. Der große Tisch und die Schubladen gehören zum festen Inventur, fast alles Andere besteht aus Leihgaben, die Liebhaber kaufen können.

Nicht nur das Label The Bespoker lässt aufhorchen, auch der Name Bourgueil. Ja, er ist der Sohn des bekannten Kochs Jean-Claude, Betreiber des immer wieder ausgezeichneten „Im Schiffchen“, aufgewachsen in der Küche, als die noch nicht besternt war. Virgile hat bereits mit neun Jahren in der Küche und mit zehn im Service geholfen. Wahrscheinlich ist er schon dort zum Mann mit Geschmack geworden.

Aber warum ist er nicht selbst in die gehobene Gastronomie eingestiegen? „Mein Vater ist so gut und stark, einfach unerreichbar, da hätte ich keine Chance gehabt.“ Schon in jungen Jahren hat der Sohn sein Taschengeld in Kleidung mit Label investiert, was nicht einfach war, weil er zu Hause „kurz gehalten“ wurde. Na, dann kann das Catering morgen Abend wohl kaum aus dem Vaterhaus kommen? Virgile Bourgueil: „Doch!“

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