Der Benrather Film über den verschwundenen Tunnel

Unter dem Motto „Wir haben den Dreh raus“ entstanden vier Kurzfilme über die südlichen Stadtteile.

Düsseldorf. Dieter Hilgenstock aus Benrath hat einen Traum. Oder ist es eher ein Albtraum? Ein Anruf reißt ihn aus dem Schlaf. „Der Tunnel ist weg“, ruft eine erboste Stimme am anderen Ende der Leitung.

Und fügt hinzu: „Wie soll ich jetzt von der Paulsmühle nach Benrath kommen?“ In der Tat: Da wo einst die Fußgängerunterführung war, stehen nur zwei Pflöcke mit rot-weißem Absperrband und dahinter wuchert buschiges Grün.

Natürlich ist der Tunnel, den Benrathern auch als „Angströhre“ bekannt, noch da. Sein Verschwinden ist nur ein Traum, den die sogenannte „Tunnelgruppe“ im Benrather Zentrum plus der Diakonie in Rahmen des Projektes „Kultur mobil 2013“ witzig in Szene gesetzt hat. Dafür hat sich Senior Hilgenstock auch an den Computer gesetzt und ein kleines Drehbuch verfasst.

Der Tenor: So sehr man sich im Laufe der Jahrzehnte über den dunklen und verwinkelten Durchgang geärgert hat, ein schlechter Durchgang ist besser als gar kein Durchgang. Dramaturgin Gila Maria Becker und Regisseur Bernd Plöger haben die Idee ein wenig aufgepeppt, und das Ergebnis war jetzt zum Vergnügen aller Beteiligten im Benrather Rathaus zu sehen.

„Kultur mobil 2013“ — das ist ein gemeinsames Projekt der Zentren plus aus Holthausen, Hassels, Reisholz und Benrath. Alle vier Zentren haben mit der Unterstützung der Profis Kurzfilme zu Stadtteilthemen gedreht und zu einem einstündigen „Kultur mobil TV“ zusammengefasst. „Ziel des Projektes war es, in Verruf geratene Plätze positiv zu besetzen“, sagt Plöger.

Wie und mit welchen Mitteln das geschehen sollte, war den Senioren, die in Hassels und Reisholz auch mit den Jugendzentren zusammengearbeitet haben, selbst überlassen. So entstand in Hassels eine „Trauminsel“, auf der man über Zukunft und Gegenwart philosophiert, in Reisholz brachten Jugendliche Senioren das Schattenboxen bei und in Holthausen wurde mitten auf dem Kamper Acker eine lange Tafel aufgebaut, an der alle, auch sonst gemiedene Personengruppen wie Drogen- und Alkoholabhängige, zu Essen eingeladen wurden.

„Manchen musste das Essen geradezu aufgedrängt werden, weil sie uns nichts wegessen wollten“, sagt Ute Frank, Leiterin des Zentrum plus Holthausen, im Rückblick.

Mitgemacht hatten über 70 Aktive zwischen acht und 80 Jahren. „Kultur mobil“ wurde im Jahr 2012 vom Holthausener Zentrum plus ins Leben gerufen, mit dem Ziel, auch die Menschen am Kulturleben teilhaben zu lassen, die nicht so mobil sind. Nach dem guten Erfolg der letzten beiden Anläufe wird nun überlegt, wie es weitergehen soll. „Die Stadt stellt regelmäßig Fördermittel für besondere Projekte in der Seniorenarbeit zur Verfügung“, sagt Frank.

Diese sind nicht ausschließlich für die Zentren plus bestimmt, aber wenn diese auf pfiffige Ideen kommen, seien die Chancen groß, an die Gelder zu kommen. Und so wollen alle Beteiligten neue Ideen ausloten. „Wir sind mittlerweile ein so gutes Team, dass wir es auf jeden Fall zusammenhalten wollen“, sagt Frank.

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