Der Aquazoo-Kindergarten kämpft gegen das Artensterben

Die Uno hat eine Expertenrunde zum Erhalt der Vielfalt gebildet. Das Museum in Düsseldorf züchtet schon lange Pinguin, Moosfrosch und Co.

Düsseldorf. Der Mauerfuchs, der Schachbrettfalter und der Silberbläuling sind aus Düsseldorf verschwunden. Ganz unbemerkt. Ein paar Schmetterlinge weniger, das ist wohl kaum einem Düsseldorfer aufgefallen. Insgesamt fliegen seit 1900 über 40 Arten weniger im Stadtgebiet. Einige sind nur in ländlichere Gebiete umgezogen, viele aber auch komplett ausgestorben. Um dem Artensterben entgegenzuwirken hat die Uno Anfang der Woche ein Expertengremium gebildet. Die Forscher sollen Regierungen auf der ganzen Welt mit neuen Kenntnissen über die Artenvielfalt versorgen.

In Düsseldorf übernimmt diese Aufgabe bereits seit Jahren der Aquazoo. 450 verschiedene Tierarten leben im Museum an der Kaiserswerther Straße. Viele davon sind vom Aussterben bedroht. „Meist ist der Mensch dafür verantwortlich. Entweder indirekt, weil er den Lebensraum verändert oder weil er die Tiere selbst jagd“, sagt Direktor Wolfgang Gettmann. Ein Beispiel aus der direkten Nachbarschaft ist der Dornhai, der in der Ostsee lebt. Seine Bauchlappen kommen als Schillerlocken auf den Markt und haben ihn auf die Rote Liste der bedrohten Arten gebracht. „Die japanische Haifischflossensuppe wird in Deutschland immer verteufelt, dabei haben die Deutschen auch an der Ausrottung von Haiarten mitgeholfen“, sagt Gettmann.

Ein Nachzuchtprogramm soll helfen, die Artenvielfalt zu erhalten. Seit 2008 widmet sich der Aquazoo vor allem den Amphibien und insbesondere den Fröschen. Von 6000 bekannten Arten sind ein Drittel akut bedroht. Die Froschzucht ist aber gar nicht so einfach. Die kleinen Hüpfer leben in einem sterilen Raum hinter den Kulissen. Die Pfleger müssen Handschuhe und Mundschutz anlegen, wenn sie ihre Schützlinge füttern. „Wenn die Tiere einmal ausgewildert werden sollten, wollen wir ja keine zoogemachten Keime in die Natur bringen“, sagt Gettmann.

Vorerst bleiben die 100 Moosfrösche und ihre Kollegen aber im Aquazoo. „Eine Auswilderung ist nur der allerletzte Ausweg. Das ist immer auch ein Eingriff ins Ökosystem.“ Von einigen Arten leben inzwischen schon mehr in Zoos als in freier Natur. Der weiße Balistar, ein Vogel aus Bali, beispielsweise. 100 Exemplare, schätzt der Experte, leben noch auf der indonesischen Insel, 1000 dagegen weltweit in Zoos — einige davon in der Tropenhalle im Aquazoo.

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