Debatte um Freiheit und Stadtkultur

WZ-MobiI: Vertreter von Kirche und Handel streiten über die Zahl der Shopping-Sonntage.

Düsseldorf. Kirche und Einzelhandelsverband haben sich bei WZ mobil eine lebhafte Diskussion geliefert. Der Superintendent der Evangelischen Kirche, Ulrich Lilie, fordert "maximal die Hälfte" an Sonntagsöffnungen und eine offene Diskussion zur Frage, ob der Sonntag als gemeinsamer ruhiger Tag besser geschützt werden soll. Die Frage sei für das Selbstverständnis der Düsseldorfer enorm wichtig und betreffe nicht nur Christen, sondern auch Sportvereine und Familien: "Wir wollen auch deren Interesse an einem einkaufsfreien Tag berücksichtigt sehen und nicht nur die Interessen des Einzelhandels."

Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Rheinischen Einzelhandelsverbandes, warnte dagegen vor einer Bevormundung der Bürger. "Sie gehen an den Verbrauchern vorbei." Achten hätte nichts dagegen, wenn man die Bevölkerung zum Thema befragt, "dann aber an einem Tag, wo die Geschäfte offen haben und wir Händler, Besucher und Anwohner befragen".

Worüber wird geredet? In der City gibt es 2010 vier offene Sonntage. Dazu kommen 24 weitere in den Stadtteilen. Sie fallen im Kalender auf insgesamt 18Tage. Achten verteidigte die Öffnung auch an Feiertagen: "Dass dieser verkaufsoffene Sonntag nun auf den Reformationstag fällt, liegt daran, dass an diesem Wochenende viele Menschen wegen der Kunststoffmesse in der Stadt sind." Grundsätzlich sollte die Sonntagsöffnung aber eine Ausnahme bleiben. "Aus Sicht eines jeden Stadtbezirks gibt es doch immer nur vier offene Sonntage."

Ulrich Lilie wandte sich vehement gegen den Freiheitsbegriff Achtens und gegen die Argumentation von Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) vom Vortag in der WZ: "Zu sagen, jeder kann machen, was er will, ist ein flacher und obszöner Begriff von Freiheit."

Zustimmung erhielt er von CDU-Ratsfrau Annelies Böcker. Sie beklagte, dass den Ratsleuten die Stellungnahmen der Kirche nicht vorliegen, wenn sie im Rat über die Sonderöffnungen abstimmen. Mit ihrer klaren Haltung gegen die vielen Termine in den Stadtteilen stehe sie allerdings in ihrer Fraktion recht allein da: "Ich werde zum Teil ausgelacht. Dabei geht es mir um unser Gemeinwesen und nicht in erster Linie um die Kirche."

Lilie sprach sich für Feste ohne Sonntagsshopping aus. Als beim Fest auf der Hohe Straße 2008 plötzlich die Geschäfte öffneten, sei die Kirche ausgestiegen.

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