Das verflixte siebte Jahr

Nach dem ersten Ansturm kam die Flaute. Jetzt bewährt sich das Center für die einen - manch anderer verlässt es wieder.

Fastein Jahr ist es her, dass die Arcaden in Bilk ihre großen Glastüren zumersten Mal öffneten und gleich am ersten Tag 100 000 Menschenhindurchströmten. Von diesem Spitzenwert haben sich die Händler in demEinkaufszentrum lange verabschiedet. Inzwischen kommen lautArcadenmanagement 20 000 bis 25 000 Kunden am Tag. Und die Geschäftemüssen schauen, wie sie im relativierten Ansturm eine Nische erobern.Die WZ hat sich zu unterschiedlichen Zeiten im Center umgeschaut.

Dienstag, 10 Uhr

EineVerkäuferin schleift eine blaue Mülltüte durch den Gang desErdgeschosses, ein Vater mit einem Zwillingskinderwagen quetscht sichdie Rolltreppe herauf. Die beiden jungen Mitarbeiterinnen bei Espritfummeln im leeren Laden gemeinschaftlich an einem Kleiderständer herum.

"DerDienstag ist generell sehr ruhig", sagt Ulrike Heinzel, Filialleiterinbei Fossil. "Am Montag ist da schon mehr los." Warum, das hat sieselbst noch nicht durchschaut. Ob sich die Eröffnung in die Arcadengelohnt hat? "Naja, lohnen ist etwas anderes." Nebenan ist von den fünfKassen des Media-Marktes nur eine besetzt, im Vodafone-Laden klickendie beiden Herren im Anzug geschäftig auf ihren PCs herum.

Immerhineinige glückliche Kunden gibt es an diesem Morgen. "Für uns im Südenist es super, dass die Arcaden eröffnet haben", sagt Helga Norbisrath(74). "Wir brauchen nicht mehr für alles bis in die Altstadt zufahren." Und Vera Schmitz (59) kommt sogar absichtlich zur "schwachen"Tageszeit: "Ich gehe nur noch in die Arcaden - vor der Eröffnung habeich immer im Katalog bestellt. In die Altstadt zu fahren, ist für michzu beschwerlich."

Es ist warm,vor den Arcaden sitzen rauchende Menschen auf den Treppenstufen,Einkaufstüten zwischen den Beinen. Am kleinen Getränkestand neben demEingang werden Pappbecher mit Kaffee ausgeschenkt. Das Café im Foyerdes Centers hat dichtgemacht, die Front ist großflächig mit Werbungverklebt: "Einfach einzigartig! Arcaden-Shopping". In den Gängenherrscht kein Gedränge, belebt sind sie aber.

"Es gibtalle Geschäfte, die man braucht", sagt Teodora Ribarska (25), die inder Nähe der Uni wohnt. "Seit es die Arcaden gibt, gehe ich nicht mehrin die Stadt. Da sind mir zu viele Leute." Nicht gerade ein Vorzug derArcaden, der den Händlern gefällt.

Die gute Erreichbarkeitaus den Nachbarstädten schon eher. Christian Schreiner und Marcel Maussind aus der Nähe von Mönchengladbach gekommen. "Wir sind öfter in denArcaden", sagt der 18-jährige Christian. Wunschlos glücklich ist erheute aber nicht. "Wir fahren jetzt in die Stadt, hier haben wir nichtalles gefunden. Ist ja alles mehr für Frauen."

Zwischenden Schuhregalen von Piolo sind gerade zwei, drei Kunden unterwegs."Von Monat zu Monat merken wir, dass die Menschen gezielter kommen. Wirgewinnen Stammkunden", sagt Geschäftsführer Serol Alpay. Nach dem Boomzur Eröffnung sei ein deutlicher Einbruch eingetreten - und jetztpendele sich die Besucherfrequenz ein. "So ein Center hat in einerGroßstadt wie Düsseldorf einfach eine Daseinsberechtigung", meint Alpay.

Einanderes Fazit zieht Evelyn Duda, Verkäuferin bei Comma. "Für uns sinddie Arcaden vielleicht nicht der richtige Standort." Selbst jetzt amWochenende ist es auf der oberen Etage ruhig. "Bis 13 Uhr muss man sichja glücklich schätzen, wenn mal ein Kunde kommt." Dabei ist gerade imErdgeschoss eine hübsche Masse Menschen unterwegs. Petra Steinke warschon die letzten drei Samstage in den Arcaden. "Das Flair ist gut, undman hat nicht so viel Stress wie im Zentrum", findet die 41-Jährige.Auf der Ledergarnitur hinter ihr ruht sich ein älteres Ehepaar aus,Rücken an Rücken mit einer jungen Familie. Leise Fahrstuhlmusikplätschert durch die Gänge. Hinter dem Schaufenster von New Yorkerprobiert eine Gruppe junger Mädchen lachend große Sonnenbrillen auf.

SophiaStrizzi (15) ist extra für den Media-Markt gekommen. Mit MutterJeanette (45): "Wir kommen nur gezielt her - ich mag keineShopping-Malls." Ganz anders als Jörg Scheibe aus Erkrath, der einenBuggy hinter seiner Frau herschiebt. "Wir sind bei dem schlechtenWetter heute spontan hergefahren", sagt der 43-Jährige. "Hier kann ichwenigstens im T-Shirt laufen."

Fastein Jahr nach der Eröffnung schwanken die Händler zwischen Frust,vorsichtigem Optimismus und Zufriedenheit. "Wir sind noch nicht da, wowir hinwollen", sagt Center-Manager Jochen Czub. "Aber es wird jetztkontinuierlich nach oben gehen." Wenn auch nicht bei allen. "Für dieMieter entwickelt es sich sehr unterschiedlich. Manche Konzepte setzensich in einem Center durch, andere müssen korrigiert werden." Undmanche werden gehen. Für das Café im Eingangsbereich immerhin, sagtCzub, gibt es schon einen Nachmieter.

Von Juliane Kinast

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