Düsseldorf Das Sterben der kleinen Spielzeugläden

In der Innenstadt gibt es kein Fachgeschäft mehr. Gründe gibt es viele. Positiv-Beispiele finden sich außerhalb des Zentrums.

Düsseldorf: Das Sterben der kleinen Spielzeugläden
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Wenn ein Spielzeuggeschäft schließt, sind Bedauern und Wehmut groß. „Viele erinnern sich dann, wie sie sich als Kind neugierig und mit glänzenden Augen die Nase vor dem Schaufenster plattgedrückt haben“, sagt Frank Hermes. Der Geschäftsführer der Altstadt-Gemeinschaft bedauert, dass es im Stadtzentrum kein Spielzeugfachgeschäft mehr gibt. „Vielleicht entsprechen die einfach nicht mehr dem Zeitgeist. Klassische Bauklötze wurden von Computerspielen abgelöst.“

Vor fünf Jahren machte Lütgenau nach 134 Jahren dicht. 2013 erwischte es mit Schaper ein weiteres Traditionshaus, nach 64 Jahren war an der Grabenstraße Schluss. „Schon Ende der 90er war abzusehen, dass es bergab gehen würde“, sagte Inhaber Dirk Schaper kurz vor der Schließung.

Doch nicht nur traditionsreiche Familiengeschäfte sind aus der City verschwunden: Im Frühjahr ging das spanische Unternehmen Imaginarium insolvent, der Laden an der Wallstraße verschwand. Das Spielzeuggeschäfte-Sterben ist nicht nur in Düsseldorf ein Problem. In Wuppertal machte kürzlich der letzte Laden dicht, bundesweit gaben zwischen 2011 und 2013 mehr als 260 Händler auf - vor allem in Innenstadtlage. „Die Mieten sind zu hoch“, sagt Frank Hermes von der Altstadt-Gemeinschaft. „Und die große Auswahl an Waren ist ein Problem. Was nicht vorrätig ist, wird halt im Internet bestellt.“

Katharina Herrmann ist bei der Suche nach Weihnachtsgeschenken für ihre Kinder in der Spielwaren-Abteilung im Kaufhaus fündig geworden. Mit der Beratung dort ist sie zufrieden. „Viele Infos kriegt man ja auch im Internet. Bestellen tue ich Spielsachen online aber selten. Ein Kuscheltier möchte man doch lieber vorher in der Hand haben.“ Wer in Düsseldorf inhabergeführte Spielzeuggeschäfte sucht, wird nur in den Stadtteilen fündig.

In Pempelfort führt Beatrix Rosenberg seit 16 Jahren das „Spielschiff“. Das Geschäft laufe gut, vor allem dank der gutfrequentierten Nordstraße nebenan. „Ein Vollsortiment anzubieten ist sehr schwierig. Deshalb habe ich mich auf hochwertige Spielwaren spezialisiert“, erklärt die Inhaberin. Merchandising oder Barbies sucht man im „Spielschiff“ vergebens. Dass die Kunden auch bei Spielwaren verstärkt auf Nachhaltigkeit und Qualität achten, komme ihrem Laden zugute. Ein Nachteil hingegen: Einige Kunden kommen, um sich beraten zu lassen - und bestellen danach im Netz. Ein Verkaufsraum in Innenstadtlage ist für Beatrix Rosenberg nicht denkbar. „Ich hatte mich damals auch in der City umgesehen, doch schon Ende der 90er-Jahre waren die Mieten zu hoch.“

Um sich einen Laden in Innenstadtlage wieder leisten zu können, müssen die mittelständischen Spielwaren-Händler ausreichende Margen erwirtschaften. Doch die seien in der Branche zu gering, sagt Willy Fischel vom Bundesverband des Spielwaren-Einzelhandels.

Rentnerin Anita Schöler, in der Stadt mit Enkel Daniel (5) unterwegs, sieht noch eine ganz andere Schwierigkeit: „Viele Eltern lassen ihren Kindern nicht mehr genug Zeit zum Spielen. Die sollen lieber möglichst früh Englisch lernen.“

wz.de/duesseldorf

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