Das Stadtteilcafé der Artistenfamilie

Juena und Santano Traber betreiben am Kölner Tor das „Café & Crepe“. Hier kostet der Kaffee noch einen Euro.

Das Stadtteilcafé der Artistenfamilie
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Sammeltassen und abwaschbare Blümchentischdecken, dazu frisch aufgebrühten Filterkaffee: Am Kölner Tor betreiben Juena und Santano Traber seit fünf Jahren ihr rühriges Lokal „Café & Crepe“. Hier gibt es noch eine Tasse Kaffee für einen Euro, ein knuspriges und belegtes halbes Brötchen für 75 Cent. Und hier gibt es auch noch viele entspannte Gäste, die sich freuen, selbst gemachte Crepes und Kuchen für kleines Geld serviert zu bekommen.

Juena Traber (23), Mutter der kleinen, 18 Monate alten Julina, ist mit großer Ruhe und stets freundlich bei der Arbeit. Wer das Café betritt, geht meist zuerst an die Theke und hält nach der kleinen Julina Ausschau, die vormittags oft dabei ist. Mit ihrem Lachen und ihrer guten Laune trägt sie zur heimeligen Atmosphäre im Lokal bei und ist besonders bei den älteren Gästen sehr beliebt.

Das junge Ehepaar gehört zum Clan der bekannten Artistenfamilie Traber und hat das Café von Mutter Carmen übernommen. „Unsere Familie ist groß und meine Schwiegermutter wollte auch einen Treffpunkt für die in der ganzen Welt verstreut lebende Zirkusfamilie haben“, erzählt Juena Traber, während sie neuen Kaffee aufsetzt und sodann gleich den Crepe-Teig auf die heiße Platte streicht.

Süß und pikant gibt es die dünnen Pfannkuchen in vielen Varianten, sie schmecken köstlich und kosten zwischen zwei und drei Euro. Wohl mehr als 200 Artisten und Schausteller gehören zur großen Traber-Familie und wer im Rheinland gastiert, der mache stets einen Abstecher nach Gerresheim, erzählt sie weiter. „Wir sind ein Künstler- und Artistenverein und unterstützen mit den Einnahmen die vielen Zirkustiere.“

Die neun Tische in dem schnuckeligen Künstlercafé mit Ofen sind meist alle besetzt. Hinter dem Tresen ragen die kunstvoll aufgetürmten Kaffeetassen-Unikate hervor, an den Wänden hängen viele Fotos und Erinnerungen: „Meine Oma war Wahrsagerin und alle meine Tanten sind es auch. Sogar Hella von Sinnen hat meine Oma aus der Hand gelesen“, erklärt Traber zu einem Bild.

Als junger Mann hat er auch einige Jahre als Hochseilartist gearbeitet wie seine Mutter. „Doch dann habe ich den Beruf aufgegeben, weil meine Mutter Angst um mein Leben bekam“, erzählt Traber. Am Herzen liegen dem 31-Jährigen die vielen Zirkustiere: „Wir unterstützen besonders die kleinen Zirkusbetriebe mit ihren Tieren finanziell und auch mit Tatkraft“, berichtet Traber. So ist der gelernte Berufskraftfahrer regelmäßig dabei, wenn die Tiere im Waggon transportiert werden. Leben kann die junge Familie von den Einnahmen des Cafés alleine nicht, daher ist Traber hauptberuflich noch als Schausteller unterwegs.

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