Düsseldorf Das Neueste aus der Gastro-Szene

Wo schmeckt es wie? Die WZ hat sich durchprobiert. Vor allem vier neue Restaurants lohnen einen Besuch.

Düsseldorf: Das Neueste aus der Gastro-Szene
Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Es ist Bewegung in der Restaurant-Szene der Stadt. Hier einige Höhepunkte der aktuellen Entwicklung. Darunter neue Interpretationen der Küchen aus Frankreich, Italien und Spanien. Klassiker in neuem Look also. Und auch eine Suppenküche ist dabei.

Düsseldorf: Das Neueste aus der Gastro-Szene
Foto: Melanie Zanin

485°

Alles neu im beliebten Kiez. Schon zu Zeiten der ehemaligen „Fritte“ und des „Chat Noir“ war die Kreuzung Ackerstraße/Hermannstraße in Flingern ein kulinarischer Hotspot Düsseldorfs. Doch nachdem in Windeseile beide Lokalitäten umgebaut und von neuen Betreibern mit frischen, vielversprechenden Konzepten neu eröffnet wurden, boomt die Ecke noch mehr als zuvor. Der Albtraum für Parkplatzsuchende geht also weiter, denn geblieben sind die stets meterlangen Schlangen vor dem Eingang der „Nordmanns Eisfabrik“.

Und jetzt also 485 : Der ehemalige Bio-Fast-Food-Imbiss an der Ackerstraße avanciert zur lässigen Pizzeria. Man schreitet zur Theke, wählt Gericht und Getränk, bezahlt (Kreditkarten werden nicht akzeptiert), hinterlässt seinen (Vor-) Namen und sucht sich einen freien von knapp 30 Sitzplätzen. Wenig später ruft eine nette Bedienung den Namen und bringt Speis und Trank an den Tisch. Küchenrollen dienen als Serviettenspender, Geschirr und Besteck sind hochwertig, der Service ist sehr geduldig und freundlich.

Die Auswahl ist übersichtlich und besteht aus drei Vorspeisen, zehn Pizzen, zwei Desserts und einer coolen Getränkeauswahl, zum Teil aus dem großen SB-Kühlschrank, aktuell ausgesuchte Weine (Mosel, Italien, Spanien) sind dagegen auf einer großen Tafel notiert.

Aus Wildkräutern, gelber Beete, Walnüssen und mildem Orangendressing besteht der Haussalat „485 “, der noch mit Büffel-Mozzarella oder zwei Jahre lang gereiftem Parmaschinken getoppt werden kann. Die Besonderheit der hiesigen Mafiatorte: Der Pizzateig wird nach 72-stündiger Ruhe eine Minute lang in einem imposanten Backofen bei 485 Grad heißer Gluthitze gebacken. Dabei wird die Tradition der echten neapolitanischen Pizza aufgegriffen und mit überbordender Kreativität vermischt: Die Teigfladen heißen „Linse Lohan“ (belegt mit gelbem Linsenhummus, Curry, Zucchini, Kirschtomaten, Wildkräutern und gelben Linsen), „Popeye Pie“ (Gruyère, Mozzarella, Babyspinat, Knoblauch, Pfeffer) oder „Rocky Balboa´s Speckbirne“ (Provolone, Birne, Bio-Bacon, Ruccola, Walnuss, alle: 9,50 Euro).

Die Zutaten sind von besonderer Güte. Das Mehl kommt natürlich aus Italien, durch die dreitägige Reifung ist der Teig besonders würzig, aber durch die à-la minute-Erhitzung ist die Konsistenz nicht so knusprig wie bei einer Standardpizza. Die besondere Güte der Zutaten und die harmonische Kombination verschiedener Käsesorten setzen dem Ganzen die kulinarische Krone auf. Nach zwei Filialen in Köln und der erfolgreichen Eröffnung in Düsseldorf soll das Konzept nun zum bundesweiten Franchise-Unternehmen erweitert werden. Qualitätsliebhaber werden das zu schätzen wissen.

“ Ackerstraße 181, Telefon: 94 21 81 81, montags bis donnerstags 12 bis 22.30 Uhr, Samstag und Sonntag 13 bis 23 Uhr.

Bistro fatal

Vom Gauloises-Fahrradständer vor der Tür über das farbenfrohe Wandgemälde einer bunten Marianne, der Ikone der Französischen Revolution, die hier in den Rabatten steht, bis zum Badoit-Wasser: Hier lassen sich die Erinnerungen an deftige und raffinierte Herrlichkeiten der Grande Nation in hellem Ambiente und lockerer Atmosphäre vorzüglich nachschmecken. Der Name ist einfach zu merken und auszusprechen; er weist aber auch auf die gehörige Portion Fatalismus hin, über die man verfügen muss, um in diesen Zeiten ein Gourmet-Bistro in provenzalischem Flair zu eröffnen. Aber wenn es Alexandre Bourgueil, Sohn des berühmten Sternekochs von Kaiserswerth, und seine Gattin Sarah (beide gebürtige Düsseldorfer) nicht schaffen — wer dann? Viele Klassiker der französischen Landküche sind auf der Standardkarte verzeichnet.

Es gibt Rillettes und Pasteten, Croque Madame/Monsieur und Burgunder Schnecken, Austern, Coq au Vin oder Kalbskopf in Briochekruste. Aber vive la difference: Mit gänzlich Unfranzösischem wie Pastrami (US-Rindfleisch-Snack rumänischer Herkunft, hier vom Ochsen) oder Ceviche (lateinamerikanisches Hipster-Gericht mit mariniertem rohen Fisch, hier Makrele) erlaubt sich der eher introvertierte Koch auch so manche Laune.

Wir probierten von den Tagesempfehlungen eine wunderbare „weiße Bratwurst“, die in breite Scheiben geschnitten auf einem delikaten Beet aus Linsen und Kartoffelstampf ruhte und in einer kleinen Pfanne für 13,50 Euro serviert wurde. Mitsamt der zuvor als Amuse bouche in einem kleinen Einmachglas gereichten Enten-Rillette nicht nur ein aromenstarker, sondern auch sättigender Snack. Gutes Handwerk auch beim Fisch auf Petersilien-Graupenrisotto.

Schade zwar, dass der Glattbutt schon früh aus war und durch ein Kabeljaufilet ersetzt werden musste, und ausgerechnet des Testers ungeliebte, nirgendwo annoncierten Hülsenfrüchte namens Erbsen die dominante Gemüsebegleitung darstellte, aber der Kabeljau war ausgezeichnet auf der Haut gebraten und das sämige Risotto ein Traum.

Letztlich entpuppte sich auch langweiliges Vanilleeis als idealer Begleiter zum locker-luftigen „Marquise au Chocolat“ mit intensiven Himbeercoulis. Alltagskost auf Haute cuisine-Niveau!

Madame Bourgueil zelebriert einen äußerst charmanten und kompetenten Service und ist ebenso gut organisiert wie die beiden Köche in ihrer leidlich einsehbaren Miniatur-Küche.

Großen Wert legen die jungen Bourgueils auf „Vins naturels“ (Bio-Weine). Da sie ihr Bistro weiterhin mit einem minimalen Team betreiben wollen, belassen sie es bei den Abendöffnungszeiten. Nur donnerstags gibt es auch einen Mittagstisch (12-15 Uhr), bei dem eher die älteren Bewohner des Viertels die rund 28 Plätze im Bistro belegen. Um Frühstück und eine Außenterrasse wird das lukullische Angebot aber schon in Kürze erweitert. Magnifique!

“ Hermannstraße 29, Telefon: 36 18 30 23, dienstags bis samstags 18 bis 23 Uhr, Donnerstag 12 bis 15 Uhr.

Chuzo

Das (etwa 100 Plätze) große, kinder- und familienfreundliche Restaurant bereichert die Gastronomie in Oberkassel mit einer starken spanischen Note. An den namenspendenden Spießen kommt man natürlich nicht vorbei. Die Chuzos gibt es wahlweise mit Iberico-Schwein, neuseeländischem Lamm oder US-Bison, aber auch Meeresfrüchte und Gemüse werden hier aufgespießt.

Wer sich fleischlich nicht festlegen will, wählt einfach das „Chuzo España“ (gegrilltes Rinderfilet, Lamm, Schweinefilet, Riesengarnele, Lachs & Jakobsmuschel zu 15,90 Euro). Mit dem heimischen Gartengrill hat der Geschmack allerdings nur wenig zu tun. Die Ware ist erstklassig und wird äußerst schonend gegart. Das Gemüse ist knackig, das Fleisch butterzart.

Auch die kleine Tapas-Auswahl ist nicht zu verachten. Zwar muss man für die ausgezeichnete Alioli mit Brot 3,80 und für Gambas a la plancha 9,90 Euro berappen, aber beides war — wie auch die eingelegten Feigen mit Blauschimmelkäse und Akazienhonig oder die Hackfleischbällchen — ihr Geld wert.

Es gibt noch Suppen, Salate, Vegetarisches wie Veganes sowie die üblichen Desserts. Zum gruppen- und kundenfreundlichen Angebot gehören auch Sonntags-Brunch, Tapas-Buffet, Mittagstisch (montags bis freitags 12 bis 15 Uhr) und Take-away. Olé!

“ Belsenpark, Theo-Champion-Straße 2, Telefon: 9542 7555, täglich 12 bis 23 Uhr.

SuppeR

Der umtriebige Ruhrpott-Promi-Caterer Tom Waschat („Wer es in Duisburg schafft, schafft es überall!“) hat den Suppenhunger der Bilker im Visier. Nach dem erfolgreichen Start seiner Suppenküche auf der Kruppstraße in Oberbilk, schräg gegenüber dem Audi-Zentrum im März soll schon bald auf der Gladbacher Straße eine weitere Filiale der kleinen Flüssignahrungskette eröffnen. Dann werden auch in Unterbilk werktäglich ein gutes Dutzend frisch zubereiteter und schnell eingeschenkter Suppen, die mit einer Scheibe Brot, einer Prise Salz, Butter und Petersilie serviert werden, zur Auswahl stehen.

Sämtliche probierten Beispiele der internationalen Brühen waren beherzt gewürzt, schmeckten prima und stillten für rund fünf Euro den kleinen Hunger. Eine vegetarische und vegane Variante gehören immer zur Auswahl. Bleibt zu hoffen, dass die architektonisch bedingte Malaise der gastronomischen Trennung auf der Kruppstraße (Suppen oben, „Tante Hildegard´s“ Hot Dogs & Getränke unten) bei der neuen Filiale entfällt.

“ Kruppstraße 98, Telefon: 9896 8442, montags bis samstags 9 bis 18 Uhr.

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