Ausstellung der Kunsthochschule für Medien in Düsseldorf Das KIT zeigt eine Schau von Kölner Technik-Freaks

Düsseldorf · Die Kunsthochschule für Medien gastiert im Untergeschoss am Mannesmannufer mit einer „Degree-Show“.

 Kerstin Ergenzinger  lädt zum gemütlichen Regenrauschen in die Tunnelröhre.

Kerstin Ergenzinger  lädt zum gemütlichen Regenrauschen in die Tunnelröhre.

Foto: Stadt Düsseldorf/Katja Illner

Zum dritten Mal arbeitet Gertrud Peters vom KIT mit Mischa Kuball zusammen, der als Künstler in Düsseldorf und Professor an der Kölner Medienhochschule zwischen beiden Städten vermittelt. Die zwei Kuratoren bitten unter dem Titel „Degree-Show“ ins unterirdische Museum am Mannesmannufer zu einem Rendez-vous von Kunst und Technik. Und wieder kann man die Arbeiten der Kölner Absolventen erst voll würdigen, wenn man Anwendungs-Mechanismen kennt. Das gemütliche Sitzen unter einer Klanginstallation, die den Hörern ein Regenrauschen suggeriert, genügt nicht. Es handelt sich vielmehr um Trommeln „nach dem String-Drum-Prinzip, die sich an wärmeempfindlichen, kinetischen Nitinolsaiten heben und senken“. So erklärt Kerstin Ergenzinger ihre Installation. Sie bewirkt, dass sich die Besucher im hinteren Teil des KIT auf den dazu gehörenden Sitzkissen wohl fühlen.

Kölns Reformhochschule kommt ohne Meisterklassen aus

Mischa Kuball, Professor für Kunst im öffentlichen Raum in Köln, ist mächtig stolz auf „seine“ Hochschule. Im Gegensatz zur Düsseldorfer Kunstakademie handelt es sich um eine Reformhochschule, die es sonst nur noch am ZKM in Karlsruhe gibt. Meisterklassen sind abgeschafft. Die Professoren sind für die Studierenden da, nicht nur alle paar Wochen, sondern regelmäßig. Während man an der Kunstakademie im Idealfall dem Professor über die Schulter blicken könnte, sofern er da ist, geht es in Köln um ganz bestimmte Forschungsinhalte, die im Dialog mit den Lehrenden im viersemestrigen Aufbaustudium verfolgt werden.

Nicht nur das System ist anders, sondern auch der Personalschlüssel. In Köln gibt es 120 Studierende, die mit den verschiedensten Techniken für das bewegte Bild und das Video arbeiten. Jeweils vier von ihnen teilen sich einen Professor, nicht nur im Semester, sondern auch in der vorlesungsfreien Zeit. Es kennt also jeder jeden und hält den Kontakt auch über das Studium hinaus. In Düsseldorf scharen sich 25 bis 30 und mehr Studenten um einen Meister, und manchmal weiß der nur den Vornamen seines Eleven.

Am interessantesten ist die Arbeit von Viktor Brim, die ideal in den Tunnelmund des Kit im Eingangsbereich passt. Der Absolvent stammt aus Usbekistan, wanderte mit der Familie 1995 nach Deutschland aus, studierte an der Hochschule in Leipzig Medienkunst und Filmregie und suggeriert nun als Postgraduierter aus Köln im Düsseldorfer KIT eine faszinierende Atmosphäre. Er filmte im russischen Diamantbergwerk Mir (Frieden) in der Teilrepublik Jakutien in Sibirien eines der tiefsten Tagebaulöcher der Erde. Er wählte dafür das Breitwandformat mit gestauchten Höhen wie im Westernfilm. Er zeigt nicht nur gruselige Szenen, sondern auch herrliche Landschaftsaufnahmen. Dabei wundert er sich, wie man durch einen brutalen Rohstoffabbau die Natur verschandelt, wo man doch seit Jahrzehnten die Diamanten künstlich herstellen kann.

Von privaten Haftanstalten und von Wackelbildern

Denzel Russell kommt aus NY und kümmert sich um die schwarze Kultur in den von Weißen dominierten Medien. Er sammelt Werbespots von Unternehmen, die mit privaten Haftanstalten Profit machen. Je länger all diese Farbigen und Armen einsitzen, desto mehr lohnt sich der Betrieb. Das prangert er auf seinen selbst gebauten Bildschirmen an.

András Blazsek wurde in Ungarn geboren, studierte in München und ging von Köln direkt nach Los Angeles. Derzeit ist er Dozent am Neuen Media Institut der Universität von Hongkong. Seine Karriere ist prickelnder als sein Beitrag. Er beschäftigt sich nämlich mit der Visualisierung des Klangs. Man hört partout nichts und sieht wenig.

Anna Ehrenstein begleitete beim Pressetermin ihre Arbeit mit einem Wortschwall von Erklärungen zu sozialen Biografien, Machtverhältnissen von Männern und generell zur Kolonialzeit. Spannend wird es bei ihr nur, wenn sie Aluplatten mit zwei Fotos bedeckt, die sie in dünnen Streifen druckt. Legt sie darüber Folien mit dünnen Linsen, so entstehen die beliebten Wackelbilder. Cecile Berger schließlich erkundet die Schnittstelle zwischen Kunst und Unternehmenskultur.

Info: KIT, Mannesmannufer 1b, Ausstellung bis 17. Mai. Dienstag bis Sonntag 11-18 Uhr geöffnet. Eintritt 4 Euro, jeden zweiten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei..

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