Das Gap wird doppelt eingenetzt

Nach dem Absturz eines Fensters sichern zwölf Industriekletterer die Fassade des Gap 15 mit zwei Netzen.

Düsseldorf. Wenn Roland Klampfl arbeitet, braucht er keine Pause, um frische Luft zu schnappen. Die hat er am windigen Samstag genug bekommen: Seit Stunden verhüllen er und seine elf Kollegen das Gap 15 nach dem Absturz eines Fensters mit grünen Sicherheitsnetzen. Wie berichtet, soll so gewährleistet werden, dass nicht noch einmal Teile herabstürzen — bis die Ursache feststeht und behoben wurde.

2001 ließ sich der Handwerker zum Industriekletterer ausbilden, arbeitet statt in einer Werkstatt in luftiger Höhe. Angst hat er bei seiner Arbeit nicht: „Die wäre völlig fehl am Platz, aber wir verlieren den Respekt vor der Höhe nicht.“ In seinem Betrieb hatte bisher noch kein Kollege einen Unfall. „In unserer Branche passiert weniger als bei Dachdeckern“, sagt Uwe Odendahl, Chef des Industriekletterbetriebes. Jedes Jahr müssen seine Mitarbeiter eine Sicherheitsprüfung ablegen.

Wenn Klampfl arbeitet, ist er durch einen 15 Kilo schweren Gurt gesichert. Alle Industriekletterer haben ein Arbeitsseil und ein Sicherungsseil. „Beim Seilbruch fällt der Kletterer in das Sicherungsseil, dass bis zu drei Tonnen trägt“, sagt Odendahl. Während der Arbeit sitzen die Kletterer auf einem Sitzbrett, um den Körper zu entlasten. Ein Sandsack ist als Gewicht ständiger Begleiter, dennoch werden die Männer am Samstag vom Wind immer wieder zur Seite gedrückt: „Am anspruchsvollsten war es bisher auf dem Berliner Fernsehturm, da gibt es fünf verschiedene Windzonen“, sagt Klampfl. Trotz der Probleme mit dem Wind liebt Klampfl seinen Beruf: „Ich genieße es, wenn ich an einem Bauwerk hänge, es ist zudem eine abwechslungsreiche Tätigkeit.“ Jeweils eine Stunde hängen die Kletterer im Seil, dann wird eine Pause gemacht.

Wien, Athen, New York. Das Kölner Unternehmen hat weltweit Aufträge. „In Dubai haben wir ein Hochhaus zu Werbezwecken verhüllt“, sagt Odendahl. Nicht immer sind die Aufträge so spektakulär. Das Unternehmen reinigt etwa in Bonn den Post-Tower oder seilt sich in Hochöfen ab, um diese von Schlacke zu befreien. Geht nicht, gibt es nicht bei Odendahl: „Bisher haben wir noch keinen Auftrag abgelehnt, weil er unmöglich erschien.“ Bremsen kann die Kletterer eigentlich nur das Wetter: „Bei starkem Regen und großen Windstärken hören wir auf.“

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