Das erste Gymnasium fährt den Ganztag zurück

Am „Leibniz“ und in Benrath hat man die Nase voll. Stadt und Land begeben sich in den politischen Clinch.

Düsseldorf. Diese Pressemitteilung der Bezirksregierung war ein Schlag ins Kontor: Wie berichtet, prüft die Behörde der Landesregierung die Aussetzung des Ganztagsbetriebs an zwei Gymnasien — bei Leibniz-Montessori und „Schloss“ in Benrath.

Der Grund: Selbst nach drei Jahren habe die Stadt keine adäquaten Lösungen vor allem für die Mittagsverpflegung der Kinder geschaffen. Da aber jedes Schuljahr mehr Kinder nachrückten, seien die Zustände nicht mehr hinnehmbar.

Für die Stadt äußerte Schuldezernent Burkhard Hintzsche gegenüber der WZ seinen Ärger über das Vorgehen der Aufsichtsbehörde. Und fordert nun seinerseits vom Land konkrete Raumprogramme und damit verbunden Zuschüsse für den Ganztag.

Am Lessing-Gymnasium (NRW-Sportschule) verzögere sich die neue Sporthalle inklusive Mensa nur deshalb, weil das Land seinen Zuschussbescheid (80 Prozent von 10,5 Mio. Euro) auch ein halbes Jahr nach Beantragung noch nicht gegeben habe.

In Pempelfort und Benrath ist man indes dankbar für die Rückendeckung durch die Bezirksregierung: „Es wurde höchste Zeit, dass sie eingreift“, sagt Bernd Verfürth, Direktor am Leibniz. „Seit drei Jahren fehlt uns eine Mensa. Mittlerweile sollen 400 Schüler im Gemeindesaal einer Kirche essen, der nur Platz für 80 bietet“, sagt er. Das sei nicht mehr tragbar. Längst klinkten sich einige Kinder aus und äßen auf der Nordstraße an Döner- oder Pommesbuden.

Ähnlich sieht es seine Kollegin Sigrid Belzer in Benrath: „Wir müssen 2013 die 5. Klasse aus dem Ganztag nehmen, die Ersatzkapazitäten fürs Mittagessen am Freichristlichen Gymnasium und bei der Dankeskirche sind erschöpft“, sagt sie.

Zwar hat der Stadtrat den Bau einer Mensa in Benrath gerade beschlossen, aber bis zur Fertigstellung dauert es erstens noch lange und zweitens verschärft sich in der Bauzeit die Raumknappheit.

Dass die Stadt nun verklausuliert damit drohe, eine Schule womöglich aus dem Ganztag herauszunehmen, bringt Verfürth auf die Palme: „Eine völlig unangemessene Replik. Es war doch auch die Stadt selbst, die ganz schnell an acht Gymnasien Ganztag wollte und Schulen bekniet hat, mitzumachen“, sagt er.

Tatsächlich bot das Leibniz 2010 von sich aus an, den Ganztagsbetrieb auszusetzen, weil die Stadt nicht mit den nötigen Umbaumaßnahmen nachkam. Verfürth: „Diesen Wunsch hat das Rathaus damals scharf zurückgewiesen.“

CDU-Schulexpertin Sylvia Pantel sieht es anders: „Ganztag lag 2008 voll im Trend. Viele Eltern wollten ihn am Gymnasium, weil die Kinder es so von der Grundschule gewöhnt waren. Und einige Direktoren fürchteten um ihre Anmeldezahlen ohne Ganztagsangebot.“

Die Klagen an den beiden Gymnasien hält sie für überzogen: „Es war immer klar, dass es Zeit braucht, um überall die Bedingungen zu schaffen. Aber es gibt auch immer eine Lösung. Dann muss man das Essen eben zeitlich gestaffelt anbieten.“

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