Schlaflosigkeit Darum kann man nachts nicht schlafen

Ursachen werden im Labor untersucht. Symptome können auf Krankheiten hinweisen.

Schlaflosigkeit: Darum kann man nachts nicht schlafen
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Schnarchen, schlecht einschlafen, nicht durchschlafen, morgens zu früh aufwachen, nachts nach Luft ringen - Schlafstörungen haben viele Ursachen. Am Mittwoch ist der Tag des Schlafes, er findet seit 2000 jährlich am 21. Juni statt und soll auf die Bedeutung des Schlafes aufmerksam machen.

„Menschen müssen ausreichend schlafen, um gesund und leistungsfähig zu sein“, erläutert Martina Neddermann, Leitende Oberärztin des Schlaflabors der Klinik für Pneumologie, Kardiologie und internistische Intensivmedizin am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Kaiserswerth. Zwischen sieben und acht Stunden Schlaf braucht der Mensch täglich: „Wer dauerhaft weniger oder mit neun und mehr Stunden zu viel schläft, sollte aufmerksam werden und zum Arzt gehen“, rät die Medizinerin.

Von einer chronischen Schlafstörung sprechen Mediziner, wenn im Zeitraum eines Monats drei Nächte oder mehr kein durchgehender, erholsamer Schlaf stattgefunden hat. Meist sind die Betroffenen dann tagsüber müde, kraftlos, gereizt und nervös. „Schlechter Schlaf macht krank und verkürzt das Leben“, sagt Neddermann. Ein Grund: Das Immunsystem arbeitet hauptsächlich nachts. Im Schlaf ist die Körperabwehr um ein Vielfaches effektiver, Wundheilung etwa findet nur in der Tiefschlafphase statt. Die meisten Betroffenen leiden an einer Insomnie. Sie haben Einschlafprobleme, wachen nachts auf und liegen dann längere Zeit wach.

Schlafstörung kann auch ein Symptom für körperliche, neurologische oder psychische Erkrankungen sein. So kommen viele Patienten mit Atemaussetzern (Schlafapnoe) ins Schlaflabor. Während solcher Atempausen, die als Apnoen bezeichnet werden, kommt es zu einer Abnahme des Sauerstoffgehaltes im Blut. Am Ende jeder Atempause folge eine Weckreaktion, weshalb der Schlaf solcher Patienten erheblich gestört werde, erklärt Neddermann. „Menschen mit mehr als 20 Apnoen pro Stunde tragen ein hohes Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Ihr Körper lebt im Dauerstress in der Nacht, erstes Anzeichen dafür kann ein zunehmender Bluthochdruck sein.“ Und Männer-Schnarchen ist nicht nur die eher harmlose Ursache für Schlafstörungen ihrer Frauen: „Schnarchen ist auch ein Alarmsymptom für nächtliche Atmungsstörungen und daher nicht zu unterschätzen.“

Zwei Drittel aller schnarchenden Männer gehen jedoch nur zum Arzt, weil ihre Frauen sie geschickt haben. Mehr als 20 Prozent der Patienten im Kaiserswerther Schlaflabor leiden an Schlafstörungen als Begleitsymptome psychischer Erkrankungen: „Der Stress nimmt zu und damit auch die Depressionen.“. Ob wir erholsam schlafen oder nicht, darüber entscheide die Architektur des Schlafes, erläutert Neddermann weiter. „Zum gesunden Schlaf gehören drei Phasen, die fünfmal pro Nacht durchlebt werden sollten.“

Lars Christian Rump leitet die Nephrologie der Heinrich-Heine-Universität, er selbst hat vor sechs Jahren das Schlaflabor der Klinik aufgebaut, weil er um die wachsende Bedeutung von Schlaflaboren weiß: Wenn der gesunde und erholsame Schlaf fehle, müsse nicht immer eine Erkrankung dahinterstecken. „Oft ist es die schlechte Schlafhygiene. Zu warme, schlecht belüftete und zu helle Zimmer sind nicht gut. Auch Handy, TV und selbst Literatur gehören nicht ins Schlafzimmer.“

Hartmut Grüger ist Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin in Düsseldorf: „Schlafprobleme nehmen ganz klar zu. Und es fällt auf, dass immer mehr Patienten mit psychischen Erkrankungen zu uns kommen, weil sie Schlafstörungen haben.“ Auch Nervenleiden wie unruhige Beine (Restless-Legs-Syndrom) rauben zunehmend mehr Patienten den Schlaf.

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