„Düsseldorf - Made by me“ Düsseldorf-Herausforderungen: Was wir über unsere Stadt gelernt haben

Ein Jahr hat sich unsere Redaktion den Aufgaben aus dem Buch „Düsseldorf - made by me“ gestellt. Was sie dabei Neues in der Landeshauptstadt entdeckt hat und warum Scheitern gar nicht schlimm ist.

 Mit Laura Weber (rechts) hat unsere Kollegin Gabi Kowalczik einen Getränkehalter für Rosenmontag gehäkelt.

Mit Laura Weber (rechts) hat unsere Kollegin Gabi Kowalczik einen Getränkehalter für Rosenmontag gehäkelt.

Foto: Michaelis, Judith (JM)

Am Anfang waren es eigentlich nur die herrlich verrückten Ideen, die uns sofort faszinierten: Falte einen Origami-Rheinturm, Fahr mit der Fähre nach Zons und klebe die Fahrkarten ins Buch, leg dich mit einer Decke in den Hofgarten und zähle die Liebespaare oder bastle ein Boot aus Papier und lass es in der Düssel schwimmen. Das Jahr 2018 erschien uns ideal, um uns Herausforderungen wie diesen aus dem Buch „Düsseldorf - made by me“ zu stellen. Mal sonntagnachmittags mit der Familie, mal streng journalistisch recherchiert. Schnell aber haben wir gemerkt, dass die Düsseldorf-Herausforderungen mehr mit uns machen. Sie machen vor allem Spaß. Eine Bilanz:

Es wohnen unbekannte kreative Menschen in dieser Stadt. Alleine hätten wir die Herausforderungen nicht geschafft. Wir sind zum Glück immer wieder auf Düsseldorfer gestoßen, die uns geholfen haben. Mit Laura Weber aus Gerresheim haben wir zum Beispiel einen Glashalter für den Rosenmontagszug gehäkelt. Die Sozialpädagogin hat Handarbeiten von ihrer Oma gelernt und Häkel-Graffiti für sich entdeckt. Sie häkelt quasi Bilder und befestigt diese an Laternen oder anderen Gegenständen. Auch in Barcelona, Belgien und auf Texel gibt es Werke von ihr. Tobias Löffler ist hauptsächlich Physik-Student, aber auch ein Origami-Kenner und hat uns die japanische Faltkunst näher gebracht. Oder es mindestens sehr nett versucht (siehe Scheitern).

Auch der Eingeborene lernt weiter. Weil Düsseldorf als einzige deutsche Stadt eine Gelbphase bei den Fußgängerampeln hat (Überbleibsel eines nie beendeten Verkehrsexperiments aus den Fünfzigern), haben wir uns mit der Handykamera auf die Suche nach gelben Dingen gemacht. Das klang zunächst nicht gerade nach der typischen Düsseldorf-Farbe, aber die Gespenster-Aufkleber in Bilk, Eisleitern im Hofgarten, Spuren einer ehemaligen Schlager-Disko in der Altstadt haben uns etwas Grundsätzliches gelehrt: Die Düsseldorf-Herausforderungen bringen selbst die Geboren-aufgewachsen-und-nie-weggekommen-Düsseldorfer dazu, ihre Stadt anders wahrzunehmen und Neues zu entdecken.

Urlaub in der eigenen Stadt – das geht. Wer schon mal im japanischen Viertel war, der kennt vielleicht dieses Gefühl. Die Vertrautheit der eigenen Stadt, die Fremdheit und Anziehungskraft einer anderen Kultur. Schon nach wenigen Minuten – so ging es uns zumindest – waren wir abgetaucht und gar nicht mehr in Düsseldorf. „Kaufe Naschkram im asiatischen Supermarkt und klebe die bunte Verpackung ein“ lautete die Herausforderung, die für viele Lacher, aber vor allem sehr spezielle Genüsse sorgte und einige Erkenntnisse. Erstens: Die Supermärkte sind immer eine Entdeckungsreise wert. Zweitens: Es ist schön, nichts zu verstehen. Wie bitte? Ja, richtig gelesen. Das Schöne daran nichts zu verstehen, lässt einen ganz willkürlich, intuitiv und unbefangen kaufen. In unserem Fall hieß das: Schön bunt, schönes Bildchen à la Hello Kitty und hoffentlich schön süß.

Jedem sein Pläsierchen. Ein Höhepunkt der Serie war sicherlich die „Verfolgung eines Unbekannten für 15 Minuten ab der U-Bahn-Haltestelle an der Schadowstraße“. Faszinierend war dabei zum Einen eine gute und spannende Form für den Leser zu finden, noch spannender jedoch war es, was das Verfolgungsopfer in dieser Zeit so trieb und wie schnell man sich wie Sherlock Holmes fühlt. Wir haben uns für eine resolute Dame entschieden, die am Ende zielsicher in der Mayerschen Buchhandlung landete und dort genüsslich bei Tee und Bagel Kreuzworträtsel löste. Jeder hat eben so seine Vorlieben. Und das ist gut so.

Du schöne Perle am Rhein Ob Verfolgungsjagden, die besten Orte zum Verlieben und zum Schlussmachen, besondere Supermärkte und außergewöhnliche Menschen, die Düsseldorf-Herausforderungen haben uns wieder vor Augen geführt, dass man die eigene Stadt stets aufs Neue entdecken und kennenlernen kann. Und wie schön diese Stadt doch ist...

Scheitern macht Spaß. Wir haben nicht alle Aufgaben, die wir uns dieses Jahr gestellt haben, geschafft. Wir haben es zum Beispiel nicht hingekriegt, einen Origami-Rheinturm zu falten. Der erwähnte Tobias Löffler hat uns immerhin bis zum Kranich gebracht, mehr war leider nicht drin. Das Schöne: Kann ja noch kommen - ebenso wie weitere Herausforderungen aus dem Buch. Vielleicht machen wir 2019 ja weiter und kreieren für die größte Kirmes am Rhein eine neue, noch nie dagewesene Sensation, denken uns ein neues Wappen für Düsseldorf aus oder basteln uns für den nächsten Martinszug wie in Kindertagen eine eigene Laterne.

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