Workshop Cybermobbing-Workshop für Düsseldorfer Schüler

Düsseldorf · Es sollen Aufmerksamkeit für das Problem geschaffen und Lösungen gegen Mobbing im Netz aufgezeigt werden.

 In kleinen Gruppen konnten sich die Schüler nach der Podiumsdiskussion  austauschen.

In kleinen Gruppen konnten sich die Schüler nach der Podiumsdiskussion austauschen.

Foto: Falco Peters

Es ist ein wachsendes gesellschaftliches Problem, was auch in Düsseldorf zuletzt Aufsehen erregte: Cybermobbing. Mit dem Aufkommen von Sozialen Netzwerkdiensten wie Facebook, Twitter und Instagram zu Beginn der 2010er, stieg ebenso die Anzahl von Mobbing-Delikten im Internet. Bloßstellungen, Lästereien und Beleidigung gab es freilich schon lange vor der Idee des Internets – durch dieses entwickelte es allerdings eine völlig neue Dimension. Sehr oft sind die Betroffenen zudem noch sehr jung – im Jugend- oder gar Kindesalter. Streitereien, die in der Schule auftauchen und früher am nächsten Tag vergessen waren, werden nun am Abend via Social Media fortgeführt. Am Max-Planck-Gymnasium kam es in jüngster Vergangenheit sogar zu Cybermobbing-Attacken auf Lehrkräfte, wie in den vergangenen Wochen bekannt wurde. Die Telefonica Deutschland veranstaltete jetzt eines ihrer bundesweiten Schülerworkshops in ihren Räumen am Schadowplatz – um Aufmerksamkeit für das Problem zu kreieren und Lösungen gegen Mobbing im Netz aufzuzeigen.

Lukas Pohland war erst 12, als er mit dem Problem Cybermobbing konfrontiert wurde. Eine Mitschülerin von ihm wurde massiv im Netz gehänselt und sogar bedroht. Für Lukas war klar: Er muss helfen und sich solidarisch zeigen – wodurch er selbst ins Fadenkreuz der Mobber geriet. Heute ist er 15 Jahre alt, die Schule hat er gewechselt. Helfen will er dennoch – oder gerade deswegen. Er gründete den Verein für Cybermobbing-Hilfe, der sich für die Aufklärungsarbeit von Jugendlichen einsetzt.

Bei dem Workshop ist Lukas einer der Gastreferenten. Ihnen gegenüber: drei Düsseldorfer Schulklassen. Zu Beginn gibt es eine Podiumsdiskussion. Wer hat schon einmal Mobbing erlebt? War man selbst passiv oder aktiv? Opfer, Zuschauer oder vielleicht sogar Täter? Mit dem Smartphone wird abgestimmt. Die Ergebnisse werden auf einem riesigen Bildschirm visualisiert – eben ganz digital. Diese zeigen: es gibt einige Erfahrungen mit dem Thema. Manche trauen sich in den anschließenden Kleingruppen auch darüber zu sprechen – so wie Noah aus der neunten Klasse einer Realschule: „Auf meiner alten Schule wurde ich selbst gemobbt“, erzählt er offen. Glücklicherweise wurde das nicht ins Internet verlagert, anders als bei Lukas. Auf der neuen Schule gäbe es diese Probleme aber nicht.

Das Eis früh zu brechen, wusste vor allem die Kabarettistin Idil Baydar alias „Jilet Ayse“. Mit ihren rohen Witzen und zielgenauem Jugend-Slang, versteht sie es, die Schüler auf Augenhöhe anzusprechen – auch auf schwierige Themen. Als Künstlerin mit türkischer Herkunft hat sie schon früh gelernt mit Vorurteilen, Beleidigungen und „Hate-Speeches“ im Internet umzugehen. Ihr Appell an die Schüler: „Wehrt euch, seid mutig und schaut bei Mobbing nicht weg.“

Was unternimmt man aber, wenn man Cybermobbing mitbekommt oder davon betroffen ist? Die Schüler sollen in ihren Gruppen Lösungen entwickeln. Dabei fokussieren sie sich auf unterschiedliche Akteure wie Influencer, Lehrer, Politiker oder die Jugendlichen selbst. Im Vordergrund der Ergebnisse steht das „Darüber-Sprechen“. „Die Fridays-For-Future-Bewegung ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch die Jugend politische Themen bestimmen kann“, sind sich die Gastreferenten einig. Influencer ebenso wie Politiker sollten ihre Reichweite nutzen, um verstärkt auf das Thema aufmerksam zu machen, ist man sich unter den Schülern einig. Der größte Appell richtet sich insbesondere an die Lehrer. „Sie sollten sich mehr für die Probleme der Schüler off- sowie online interessieren“, stellt Ilias die Auffassung seiner Gruppe vor. Letztendlich fällt das Feedback der Schüler sehr positiv aus. Auch wenn viele bereits mit diesem Thema in Kontakt gekommen sind, gelernt haben sie dennoch etwas. Vor allem, dass das „Mitmach-Netz“ mit Vorsicht zu genießen ist und die Digitalisierung nicht nur Vorteile mit sich bringt.

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