Coronavirus Auch in Düsseldorf wird alles mit mehr als 1000 Besuchern abgesagt

Düsseldorf · Stadt setzt Weisung des Landes um, OB Geisel kritisiert aber, dass das Land nicht auch die Haftung übernimmt. Für die DEG ist die Saison beendet. D. Live will viele Konzerte verschieben. Zwei weitere Düsseldorfer infiziert.

 Oberbürgermeister Thomas Geisel bei einer Pressekonferenz zur Verbreitung des Coronavirus.

Oberbürgermeister Thomas Geisel bei einer Pressekonferenz zur Verbreitung des Coronavirus.

Foto: dpa/David Young

Noch am Montag hatte sich Oberbürgermeister Thomas Geisel recht kritisch über eine Verfügung, alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen oder die Zuschauer auszuschließen, geäußert. Nachdem am Dienstag aber nun tatsächlich die Weisung aus dem Landesgesundheitsministerium kam, ließ er keinen Zweifel daran, ihr für die Stadt zu folgen. „Natürlich ist der wirtschaftliche Schaden erheblich durch viele Absagen, aber die sogenannte Volksgesundheit muss über allem anderen stehen“, sagte Geisel.

Das heißt: Auch in Düsseldorf finden ab sofort und bis auf weiteres keine Veranstaltung mit mehr als 1000 Besuchern mehr statt. „Für Ausnahmen haben wir auch gar keinen Ermessensspielraum“, sagte Geisel am Nachmittag bei einer Pressekonferenz im Rathaus.

Das betrifft viele Events, angefangen beim Fortuna-Heimspiel am Freitag gegen Paderborn, das als Geisterspiel steigt. Besonders stark getroffen ist die – viel mehr auf die Einnahmen aus Eintrittskarten angewiesene – DEG. Die Deutsche Eishockeyliga hat die Saison kurzerhand beendet.

Geisel kritisierte, dass das Land hier nur eine Weisung erteilt hat, bei der die letzte Verantwortung zur Umsetzung bei den städtischen Gesundheitsämtern liegt. „Ich hätte mir gewünscht, dass das Land auch das Haftungsrisiko für zum Beispiel abgesagte Veranstaltungen übernommen hätte.“ Denn was passiere, wenn eine Absage womöglich nicht gerichtsfest sei und der Veranstalter die Stadt für die Absage in Haftung nehmen könne? Besser für alle Kommunen wäre eine klare, unmittelbar wirksam werdende Verordnung des Landes gewesen, so Geisel. Und die sei, so seine Rechtsexperten, auch absolut möglich gewesen.  Stefan Engstfeld, OB-Kandidat der Grünen, sagte: „Ich finde diese Entscheidung, die auf Empfehlungen von Experten basiert, richtig. Unsere Solidarität gilt nun unseren schwächeren und älteren Mitbürgern. Wir brauchen aber auch dringend einen kommunalen Aktionsplan zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft.“

Besonders betroffen sind nun Veranstaltungen in den Hallen von D. Live. Geschäftsführer Michael Brill spricht von 38 bis Mitte April. „Wir arbeiten seit Tagen daran, möglichst viele zu verschieben, derzeit scheint das schon bei der Hälfte möglich zu sein.“ Betroffen in der Arena, im Dome und der Halle an der Siegburger Straße sind bis zu 350 000 Besucher. D. Live ist jedoch nur Vermieter, das Geld für Karten zurückerstatten müssten die Veranstalter. Brill: „Wir überlegen auch, ob wir Veranstaltungen aus dem Dome in der Sommerpause in die Arena verlegen können.“

Im Kulturbereich soll im Schauspielhaus (weniger als 1000 Plätze) alles normal weiter laufen. In der Tonhalle kann und soll jedes Konzert stattfinden, bei dem inklusive Orchester und Personal nicht mehr als 1000 Menschen sind. Weitere Veranstalter von der Kirmes bis zum Stadtfest wollen am Mittwoch bei einer Pressekonferenz ihr weiteres Vorgehen erklären.

Unterdessen gibt es nun sieben bekannte Corona-Fälle in Düsseldorf. Ein 81-jähriger Düsseldorfer kam am Sonntag in die Notaufnahme eines Krankenhauses und wurde positiv getestet. Laut Stadt ist er in der Klinik isoliert. Insgesamt zwölf Kontaktpersonen aus dem Krankenhaus und dem privaten Umfeld wurden ermittelt und stehen unter Quarantäne. Sie haben keine Krankheitssymptome. Außerdem infiziert ist eine Düsseldorferin (Jahrgang 1975), die am Samstag mit leichten Krankheitssymptomen aus der Schweiz (kein Risikogebiet) zurückgekehrt ist. Sie, ihr Mann und die Kinder sind in häuslicher Quarantäne, so die Stadt.  Der Patientin geht es gut. Die Tests bei den Schülern des Comenius-Gymnasiums, die mit ihrem Jahrgang von einer Klassenfahrt aus Südtirol zurückgekommen sind, waren alle negativ.

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