Beruf und Pflege : Corona-Krise erschwert die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf
Düsseldorf Nicht nur Eltern mit kleinen Kindern erleben eine stressige Doppelbelastung, auch Berufstätige mit pflegebedürftigen Angehörigen. Einige Betriebe haben sich darauf eingestellt.
Als die Pandemie ausbrach, bekamen tausende Berufstätige mit pflegebedürftigen Angehörigen große Probleme. Ausländische Pflegehelfer blieben zu Hause, ambulante Pflegedienste kamen nicht mehr, Tagespflegen schlossen. Den Stress der plötzlich pflegenden Beschäftigten spüren die Betriebe auch heute noch. Leonora Fricker vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf in Düsseldorf berät kleine und mittlere Unternehmen zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.
Frau Fricker, warum ist es für viele Unternehmen zum Problem geworden, dass Pflegebedürftige nicht mehr betreut werden konnten?
Leonora Fricker: Es gibt 34 Millionen Pflegebedürftige in Deutschland, über 750 000 in NRW. Zwei Drittel werden zu Hause versorgt, durch ausländische Hilfskräfte, ambulante Pflegedienste oder in der Tagespflege. Durch Corona sind diese häuslichen Pflegesettings von einen Tag auf den anderen zusammengebrochen. Ganz häufig sind es die Frauen, die dann von ihrem Arbeitsplatz fernbleiben müssen, um pflegebedürftige Angehörige zu versorgen.
Warum sind das häufig die Frauen, die zu Hause bleiben?
Fricker: Das hat viele Gründe. Sehr viele Frauen fühlen sich einfach verpflichtet, in der Familie diese Fürsorgeaufgaben zu übernehmen. Viele möchten das auch einfach. Es ist in der Regel so, dass die Frauen ihre Erwerbstätigkeit um die familiäre Fürsorge herum organisieren. Bei Männern ist es eher anders herum. Und unsere Gesellschaft unterstützt dieses Modell. Aber es wandelt sich gerade. Gut ausgebildete Frauen möchten Beruf und Familie vereinbaren. Und immer mehr Männer möchten mehr Care-Arbeit übernehmen. Darauf reagieren die Unternehmen, denn sie wollen ja ihre Fachkräfte halten. Vor allem die Betriebe, die im Bereich Vereinbarkeit bereits gut aufgestellt waren, hatten während der Betreuungsengpässe durch geschlossene Schulen, Kindergärten und eben dem Fernbleiben der Pflegekräfte weniger Probleme mit Ausfällen.
Was können Arbeitgeber tun, um diese Ausfälle zu vermeiden und ihre Beschäftigten in solchen akuten Notfällen auch nach Corona zu unterstützen?