Contra: Soll die Rheinbahn auf Null Toleranz setzen?

Nein. Was Eltern und Schule versäumt haben, kann kein Sheriff der Welt mehr ausbügeln. Die Männer in Schwarz schaffen höchstens ein Kontroll-Klima.

Eine merkwürdige Sehnsucht nach Disziplin hat das Land erfasst. Da werden Bücher von Müttern (Amy Chua) und Internatsleitern (Bernhard Bueb) gelesen, die mehr Härte und Strenge im Umgang mit Heranwachsenden fordern, RTL schickt die Super-Nanny ins Haus und die Duisburger Verkehrsgesellschaft Schwarze Sheriffs in die Bahnen.

Null Toleranz, eben. Doch gleich mehrere Fehler haben sich da im Bild von den angeblich verwahrlosten Jugendlichen versteckt. Denn die Rheinbahn hat Recht, wenn sie den Erziehungsauftrag von sich weist. Was Eltern und Schule versäumt haben, kann kein Sheriff der Welt mehr ausbügeln.

Zudem existiert kein Beleg für die These, dass diese junge Generation öfter kriminell würde, gewalttätiger sei oder schlicht keine Manieren mehr habe; auch wenn uns das durch die mediale Präsenz von Vorfällen wie dem jüngsten in der Berliner U-Bahn so vorkommen mag und das durch die Präsenz von Schwarzen Sheriffs übrigens noch verstärkt würde.

Das alles soll natürlich nicht heißen, dass man die Ausbrüche von Gewalt, Rücksichtslosigkeiten gegenüber Anderen und Sachbeschädigungen einfach akzeptieren muss.

Doch die starken Männer in Schwarz schaffen nur ein Klima der Kontrolle und verdrängen das Problem von der einen Bahn in die nächste, in der gerade kein Sicherheitsposten patrouilliert. Zielführender wäre vielmehr eine Debatte um die Zukunftschancen für junge Menschen.

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