Caritas in Düsseldorf will politisch lauter werden

Der Katholischer Verband legt seine Jahresbilanz vor. Die drängendsten Probleme seien Wohnungsnot und Mangel an Pflegeplätzen.

Caritas in Düsseldorf will politisch lauter werden
Foto: S. Lepke

Düsseldorf. Die Caritas will in Düsseldorf mehr und anders wahrgenommen werden: „Wir sind nicht nur ein sozialer Dienstleister. Und wir machen nicht nur Altenpflege — sondern wir wollen auch wieder stärker als sozialpolitischer Akteur auftreten“, sagte der Vorstandsvorsitzende Henric Peeters bei der Vorstellung des Jahresberichtes 2017. Er und Stadtdechant Ulrich Hennes, der Vorsitzende des Caritasrates, sind überzeugt, dass es auch in der wohlhabenden Stadt reichlich soziale Probleme gibt, denen es stärker zu begegnen gelte: „Die Herausforderungen sind groß, es gibt offene und verdeckte Armut, Obdachlosigkeit, Alkohol- und Drogenabhängigkeit und anderes mehr — da benötigen wir als Sozialträger mehr Unterstützung in Ergänzung zu den Kirchensteuereinnahmen“, sagte Hennes.

Peeters macht aber zugleich klar, dass man im öffentlichen Diskurs mehr auf soziale Schieflagen hinweisen werde, „ohne dass wir da immer gleich unser Angebot verkaufen wollen“. So treibt die Caritas die Wohnungsnot in Düsseldorf besonders um, bessern könne man die Lage nur in einer konzertierten Aktion mit Bund, Land und Stadt. Konkret möchte die Caritas eine Art Umzugsberatung und -hilfe für alleinstehende Senioren entwickeln, die oft gerne in eine kleinere, aber barrierefreie Wohnung umziehen würden — was aber oft für sie schlicht zu teuer sei (weil alte Bestandsmieten häufig relativ günstig sind). Hier gelte es Anreize zu schaffen, etwa für einen Wohnungstausch. Eine entsprechende Anlaufstelle soll an einem Zentrum plus der Caritas angedockt werden.

Finanziell sieht es allerdings aktuell nicht ganz so gut aus. Die Caritas hat — wenn auch nur sehr moderate — Verluste eingefahren (siehe Info-Kasten), Peeters und Hennes nehmen auch das Wort „Sparen“ in den Mund. Zugleich muss baulich viel Geld investiert werden, auch, um (wie berichtet) die ab August geltende Einzelzimmerquote (80 Prozent im Bestand, 100 Prozent bei Neubauten) in den Altenpflegeheimen zu erfüllen. Die Caritas ist da als einer der wenigen Träger noch im Rückstand. Peeters: „Die gute Nachricht ist: Wir sind auf einem guten Weg und müssen zum 1. August kein Haus schließen.“ Zum Teil belege man Doppel- dann nur noch als Einzelzimmer; am Anna-Stift in der Altstadt werden zwei Etagen mit 38 Zimmern für die Kurzzeitpflege umgewidmet.

Ausbauen will man wie andere Träger und Anbieter auch die ambulante Pflege. Denn wer da gut versorgt wird, benötigt später oder womöglich nie einen Heimplatz. Allerdings gestalte es sich in diesem Bereich sehr schwierig, genügend Fachkräfte zu finden.

Generell werde das Thema Leben im Alter auch in Düsseldorf noch zu stiefmütterlich behandelt, sagt Peeters, obwohl der demografische Wandel doch so offenkundig, die Folgen so absehbar seien: „Nötig wäre eine ähnliche Offensive wie es sie für kleine Kinder beim Kita-Ausbau gibt.“

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